Goldfieber
Fremden wie mir aus, seien sie nun geschäftlich oder privat. Ich hatte vielleicht eine menschliche Hülle übergestülpt, aber der Wahre Anhänger konnte den Fremden in mir wittern.
»Ich nehme an, du beantwortest deine Post selbst. Sag ihm, dass ich ihn dort treffen werde.«
Es war ein schöner Herbsttag. Über einen knallblauen Himmel segelten hübsche weiße Baumwollflocken. Die Vögel und Bienen waren besonders aktiv, und die Temperatur war beinahe perfekt. Es gelang mir fast zu vergessen, dass es ein Morgen war, die Hälfte des Tages, die von den Göttern erfunden worden ist, um uns für unsere Erbsünde zu bestrafen.
Leutnant Rammler erwartete mich auf dieser Weide, in der Tinnie und ich uns vor den Zentauren versteckt hatten. Die übrigens erst gestern von einer Kavallerieschwadron entdeckt worden waren, die bei ihrer Suche von mehreren Zauberern vom Hügel unterstützt worden war. Ganz offiziell wurde auch in TunFaire eine groß angelegte Razzia nach dem früheren Vorzeigemodell des Toten Mannes, Glanz Großmond, gestartet. Ich war nicht sicher, ob dabei etwas herauskommen würde. Dieser alte Fuchs hatte seine Feinde schon seit Jahrzehnten an der Nase herumgeführt.
»Danke, dass Sie gekommen sind«, sagte Rammler.
»Wie hätte ich widerstehen sollen?« In seiner Nachricht hatte er angedeutet, dass er den letzten Gestaltwandler identifiziert hatte. Aber ohne Hilfe konnte er angeblich nichts gegen ihn ausrichten. Und er wollte angeblich nichts gegen ihn ausrichten. Und er wollte keinen Namen nennen. »Warum besprechen wir das nicht im Haus?« Ich hatte einen overdressten Zwergtruthahn auf der einen Schulter sitzen und eine ausgewachsene Paranoia auf der anderen.
»Oberst Dajahn besteht darauf, dass die Angelegenheit erledigt ist«, erklärte er. »Und zwar sehr nachdrücklich. Ich kann sonst niemanden um Hilfe bitten. Hier draußen wollen alle glauben, dass die Sache abgeschlossen ist. Sie wollen mit ihrer Mission weitermachen. Und sie wollen vor allem nicht dem wachsamen Auge von Dajahn dabei auffallen, wie sie etwas ausdrücklich Verbotenes tun.«
»Und Sie?«
»Er ist eine Nervensäge, kein Gott.« Diese Bemerkung klang irgendwie ausweichend. Leutnant Rammler hatte was vor. Und wollte nicht damit rausrücken.
Mein Güte! Dieses Phänomen kannte ich doch irgendwoher! »Warum ich?«
»Weil Sie sie mitbringen konnten.« Er deutete auf Tama Montezuma. Ich hatte sie mir von der Wache ausgeliehen, indem ich Oberst Block Honig um seinen Bart geschmiert und mehrere Versprechen gegeben hatte, die ich allerdings alle nicht halten würde. »Und mit ihr zusammen können wir den Gestaltwandler kaltstellen, bevor jemand reagieren kann.«
Er hatte Recht. Und er schenkte mir eindeutig keinen reinen Wein ein.
Niemand hielt uns am Tor des »Dudelsacks« auf, obwohl die Sicherheitskräfte erheblich aufgestockt worden waren. Es stellte sich uns auch niemand entgegen, als wir das Haus betraten. Aber es gab eine Menge Geflüster und erigierte Zeigefinger, die auf Tama deuteten.
Die Montezuma sah noch schlimmer aus als damals in dem Abbruchhaus, wo ich sie gefunden hatte. Ihr Wille war bei der grausamen Prüfung des Entzugs gebrochen. Sie hatte nur noch wenig Grund, weiterzuleben. Aber sie hatte in gewisser Weise noch Glück gehabt. Schrauber war noch nicht dazu gekommen, sie zu foltern.
Ich hatte nicht gerade Nerven wie Drahtseile, als ich das Haus betrat. Ich konnte mich nur auf Tama und Rammler verlassen, und ich ging nicht unbedingt davon aus, dass die beiden hinter mir standen. Ich setzte auf den Charakter eines anderen Menschen. Und Mama hatte mich schon vor zwanzig Jahren gelehrt, das lieber zu unterlassen.
Legte Leutnant Rammler mich rein? Oder führte er noch Schlimmeres im Schilde? Der Kerl war ein wahrer Anhänger der rasenden Riesenidioten Des RUFs. Er teilte sein Domizil mit verschiedenen Gentlemen, die einen Groll gegen mich hegten. Ich hatte bereits einige Gesichter von mir bekannten Wölfen gesehen.
Dann traf mich ein Schock, der meine Pumpe zu doppelter Leistung anfeuerte. Wir stolperten über eine kleine Frau, die den Flurboden scheuerte und Daumen Schraubers Zwillingsschwester hätte sein können.
Leutnant Rammler würdigte sie keines Blickes, obwohl er dafür gesorgt hatte, dass sie sich auf dem Anwesen herumtrieb. Scheinbare Inkonsequenz ist Schraubers große und unheimliche Stärke.
Der Mann, der Adolph Sankt Nordens Heiligtum schützte, wusste nicht genau, was er machen sollte,
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