Goldhand (Ein Artesian Roman) (German Edition)
Lichtung, als Wigget zwischen den Ästen im Wald verschwand. Im nächsten Augenblick stürzte Alep auf die Lichtung, nur, um gleich wieder zwischen anderen Bäumen zu verschwinden. Kurz darauf vernahm Kwin das brummende Flügelschlagen Wiggets, der hinter Alep aus dem Wald geschossen kam. Staunend betrachtete er das kapriolenschlagende Wesen, das hinter seinem Freund zwischen den Bäumen herum zischte wie ein zielloser Blitz und dabei mit lauten Rufen versuchte, Alep von der eigenen Harmlosigkeit zu überzeugen. Dabei lachte es, dass es den dicht stehenden Bäumen kaum auszuweichen vermochte. „Oh. muss vorsichtiger sein“, vernahm Kwin die kichernde Drachenstimme und hörte Rufe wie: „Weg da, alter Baum. Achtung Ast! Der hätte mich beinahe erwischt. Bleibt stehen, ihr komischer Kerl.“
Alep war inzwischen beim Feuer angekommen und hatte den Eschenstock aufgenommen. Mit erhobenem Stab stand er da und funkelte den kleinen Drachen wütend an. Wigget flog in Schleifen zum Lager, hielt dabei respektvollen Abstand zu Aleps erhobener Waffe. „Beruhigt Euch wieder, ja? Ich habe nur Spaß gemacht“, erklärte er vergnügt. „Vertraut mir.“
Den Kopf zwischen den Schultern fauchte Alep den Drachen an: „Tu das nie wieder.“
„Einverstanden, wenn Ihr die Freundlichkeit besitzt, den Stock da wegzulegen“, kicherte Wigget. Dann flog er eine Schleife und ließ sich sanft auf Aleps rechter Schulter nieder. Verblüfft über soviel Unverfrorenheit staunte Alep den Drachen sprachlos an. Wigget drehte den langen Hals, bis sein Kopf eine handbreit vor Aleps Gesicht war. „Drachen sagen immer die Wahrheit! Wusstet Ihr das etwa nicht, Magier?“
Kwin kam langsam auf die beiden zu. „So hab ich schon ewig keinen mehr rennen sehen“, meinte er anerkennend, und bemühte sich, sein Lachen zu unterdrücken.
Wigget bog den Hals in Kwins Richtung. „Ihr wüsstet die Leistung des jungen Magiers erst wirklich zu schätzen, wenn Ihr ihn wie ich im Wald hättet rennen sehen.“ Dann brach er in schrilles Gelächter aus. Den langen Schwanz um Aleps Oberarm gerollt, hing er kopfüber da und lachte laut. Kwin verlor nun vollends seine Beherrschung. Er konnte sich vor Lachen kaum auf den Beinen halten. Das unbändige Gejohle der beiden war ansteckend. Aleps Mundwinkel begannen unkontrolliert zu zucken. Aus seinem unsicheren Lächeln wurde ein Glucksen. Dann lachte auch er, leise erst, dann lauter, bis seine Augen tränten und er keine Luft mehr bekam. Das Ganze war um so schlimmer, da Wiggets Gelächter wie das Schnattern einer aufgebrachten Gans klang. Einzig Twist saß von alldem unberührt da und schaute seine Begleiter gleichmütig an.
Als sich die drei wieder einigermaßen erholt hatten, fragte Kwin: „Was ist das?“, wobei er matt auf Wigget wies.
Wiggets Kopf zuckte herum und grüne Augen funkelten ihn an. „Falsche Frage! Wer ist das, muss es heißen! Mein Name ist Wigget.“
„Er kommt mir bekannt vor“, sagte Kwin an Alep gewandt. „Ich weiß aber, dass ich ihn nicht kenne. Wo hast du ihn getroffen?“
„In meiner Tasche“, antwortete Alep und schob die übriggebliebene Schuppe zurück in den Lederbeutel. „Wenn du genau hinsiehst, erkennst du ihn sicher wieder.“
Nach einem kurzen Moment erhellte sich Kwins Gesicht. „Das ist der Drache, den ich für dich … Wie kann er leben?“
„Er hat mir aufgetragen, die Drachenschuppen zu benutzen. Das ist das Ergebnis“, erklärte Alep.
Kwin bedachte seinen Freund mit einem fragenden Blick. „Da steckt doch mehr dahinter.“
Wigget dreht sich zu Alep. „Sagt an, Magier, wie stehts mit Speis und Trank. Ich darbe schon seit mehr als zweitausend Jahren und fühle mich ein wenig schlapp.“
„Magier?“, fragte Kwin zweifelnd. Alep hielt es für angebracht zu schweigen.
Früh am nächsten Morgen schulterte Kwin seine Axt und verließ das Lager. Alep versorgte die Tiere und bereitete sich ein Frühstück. Bald darauf hörte er Laub rascheln, aber es war nicht Kwin, der auf die Lichtung trat, sondern eine großgewachsene Frau, mit roten Haaren und einem Schwert auf dem Rücken.
„Seid Ihr Alep Dieron Elders?“
Alep fiel auf, dass in letzter Zeit jeder Fremde seinen vollständigen Namen kannte und ihn aufsagte wie eine Parole. „Ja“, entgegnete er vorsichtig.
„Ich soll dir eine Botschaft von Knoll übermitteln. Wir kehren noch heute nach Hornburg zurück. Wenn du Pretorius' Ruf folgen willst, wirst du alleine zurechtkommen müssen. Leb wohl“,
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