Goldmond
Heermeister des Königs ein.
Doch er hatte Gomaran vergessen. Als er vor Telarions nächstem Schwerthieb zurückwich, spürte er bereits, wie sich die Spitze von Gomarans daikon in seinen Rücken bohrte.
Der Mann hielt augenblicklich inne. Er schnaubte und warf Telarion einen verächtlichen Blick zu. Doch nach einigen Augenblicken warf er sein Schwert mit einem Ruck ins Farn. Das wakon folgte.
Jetzt ließ auch Telarion seine Klinge sinken. Die Brust schmerzte, dennoch stand der Fürst aufrecht. Nur sein Atem ging etwas schneller. Er sah verächtlich auf den Mann herab und gab sich vor Iretis Fußvolk keine Blöße.
Der Mann wirkte nicht eingeschüchtert. »So tief seid Ihr alsoschon gesunken, Daron Norandar, dass Ihr Euresgleichen bekämpft!«
»Was hast du erwartet? Du und deine Spießgesellen haben uns ohne ein Wort angegriffen«, sagte Gomaran. Er zog sein eigenes wakon aus der Schärpe und schnitt dem Mann den blaugrünen Waffenrock vom Leib, um ihn in Streifen zu reißen. Einen davon reichte er Telarion, der die Hände des Mannes fest auf den Rücken band. Mit den anderen ging Gomaran zu dem dritten Soldaten hinüber, der immer noch bewusstlos zwischen den Wurzeln des Qentars lag, wo Telarion ihn liegen gelassen hatte.
Telarion stieß den Gefesselten von sich, sodass er zu Boden ging, packte ihn dann aber und schleifte ihn zum Stamm eines Yondars, der am Ufer des Bachs wuchs. Der Soldat zischte wütend, als der ehemalige Heermeister der Elben neben ihm niederkniete und die Finger des Schildarms eng um seine Kehle schloss.
Telarion konzentrierte sich kurz, er spürte mit der Macht des Heilers die Magie des Wassers und – ganz schwach – die des Feuers in dem Elb, der vor ihm lag. Ein Landarias-Elb.
Das Volk dieser Wälder hatte sich so oft mit Menschen gemischt, dass die meisten von ihnen sowohl die dunklen Magien des Akusu als auch die goldenen des Vanar in sich trugen.
Als Telarion die Kälte seines inneren Sturms in den Mann schickte, um sein Feuer zu löschen, stöhnte der Elb auf. Er versuchte, den Kopf zu wenden, um Telarions Hand und damit die Qual, die sie verursachte, abzuschütteln, doch es gelang ihm nicht. Ermattet gab er nach kurzer, vergeblicher Gegenwehr auf. Ohnmächtig vor Zorn sah er denjenigen an, der ihm mit Fingern und Magie so erbarmungslos den Atem abschnürte.
Kurz zuckte der Gedanke durch Telarion, dass die Anwendung der Magie auf diese Weise eines Heilers und Fürsten unwürdig war.
Doch dann rief er sich ins Gedächtnis, wem dieser Mann diente.
»Wie viele seid ihr?«, fragte er, und seiner Stimme waren dieZweifel nicht anzuhören. »Ihr seid nicht nur zu dritt. Woher wusstet ihr, wo ihr meinen Gefährten und mich finden könnt?«
»Ich rede nicht mit Verrätern«, stieß der Gefangene hervor.
»Ich bin Heiler«, erwiderte Telarion ungerührt und umfasste die Kehle des Mannes enger. »Ich werde jeden, der das Leben verachtet, töten und dabei keinen Unterschied machen, zu welchem Mondvolk er sich zählt. Du bezeichnest mich als Verräter und dienst der dunklen Königin. Das sagt genug über dich aus. Du lebst nur, weil ich es dir gestatte.«
Der Gefangene rang nach Luft und versuchte erneut vergeblich, sich aus dem Griff zu befreien. Doch er gab sein Bemühen vorerst auf, als er spürte, dass Gomaran hinter ihn trat und die Spitze seines Schwerts auf seine Wange richtete.
»Du hast doch die Frage des Fürsten verstanden. So antworte ihm!«, rief Telarions Gefährte drohend. »Los, rede!«
Telarion hielt den Gegner auch weiterhin erbarmungslos fest und begann nun, dem Mann die Reste der Feuerkraft zu entziehen, die seine magische Kälte noch nicht hatte löschen können. Wie jeder aus dem Volk des Vanar konnte auch Telarion allen Wesen die Kräfte des Akusu nehmen und damit seine eigene Magie nähren. Diese Macht untereinander anzuwenden galt den Elben als verachtenswert, doch Telarion rief sich ins Gedächtnis, wem dieser Mann unterstand: Ireti von Larondar, der Witwe seines Zwillings, die seinen Vater und damit beinahe auch ihn ermordet hatte. Die Frau, die sich nun Königin nannte und die eine Magie besaß, die die Elben die Magie des Todes nannten. Ireti Landarias war eine Seelenherrin und wandte ihre Macht, die Jenseitigen Nebel zu betreten und darüber zu herrschen, auf eine so ehrlose Weise an, dass Telarion schon beim Gedanken daran übel wurde.
Unwillkürlich schlossen sich seine Finger stärker um die Kehle des Soldaten. Wer dieses Weib so verehrte wie
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