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Goldmond

Goldmond

Titel: Goldmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Picard
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warf er dem ehemaligen Heermeister der Elben und auch dem Shisan, vor dem er in die Knie gegangen war, einen hasserfüllten Blick zu.
    Erst jetzt bemerkte Telarion, dass es eine Frau war, eine Shisani. Ihr Haar war weiß, wie es das seiner Mutter gewesen war, die in Yakonak, nördlich des Zendargebirges in den Eisebenen von Kantis, geboren und aufgewachsen war.
    Der Anführer der grauen Shisans sah Telarion missbilligend an.
    »Ihr befindet euch auf Land, das zum Tempel der Weisheit gehört. Hier gelten alle Wesen gleich. Mörder und Unterdrücker sind hier nicht willkommen!«
    Telarion erhob sich und sah dem Wortführer der Shisans ins Gesicht.
    Irritiert bemerkte der ehemalige Heermeister der Elben, dass der Mönch grüne Augen hatte wie er selbst, doch seine Pupillen waren schwarz und rund wie eine Pfütze im Moor, die nichts mehr freigab, was sich in ihr fing. Es machte den Blick des Shisans stechend und unheimlich. Bevor er den Mann jedoch zurechtweisen konnte, ergriff dieser wieder das Wort.
    »Deine Haartracht sagt mir, dass du einer bist, der von Vanar mit der Gabe des Lebens gesegnet wurde – und der dieses Geschenk in Demut annahm, um allen Wesen dieser Welt zu dienen. Warum quälst du diesen dort?«
    »Ich bin Heiler der zweiten Ordnung, das ist wahr«, erwiderte Telarion nach einer knappen Neigung des Kopfes. »Dieser hier und seine Spießgesellen verfolgten uns. Sie hätten meinen Gefährten Gomaran und mich getötet, wenn es sie gekonnt hätten.«
    Der Shisan sah an ihm und Gomaran vorbei ins Gebüsch, zu dem Soldaten, den Gomaran erschlagen hatte. »Wie er sagte, giltst du ihm als Verräter und Mörder«, sagte er. Er sprach das letzte Wort so aus, als bereite es ihm Übelkeit. »Und das nicht zu unrecht, wenn man den Kampf zwischen euch in Betracht zieht. Für einen Heiler verstehst du offenbar viel vom Kriegshandwerk.«
    Telarion starrte ihn an. »So hast du den Kampf beobachtet«, stellte er nach kurzem Schweigen fest.
    Als er vorhin nach Ireti gesucht hatte, hatte er das Abbild ihrer Magie nicht finden können. Aber auch die Magie dieser Mönche nicht, und doch standen sie hier vor ihm und sagten, sie hätten den Kampf beobachtet. Er hätte sie sehen müssen. Jetzt musste er sich fragen, ob es einen Zusammenhang zwischen diesen beiden Umständen gab.
    Seine Brauen zogen sich unmerklich zusammen, als der Shisan den Kopf neigte, ohne dass Entgegenkommen in seiner Miene zu lesen gewesen wäre. »Wir kamen erst spät hinzu. Zu spät, um den Tod des Dritten zu verhindern.«
    »Dann steht es dir nicht zu, darüber zu urteilen, wer von uns im Recht ist und wer nicht« erklärte Telarion unwillig. »Du kennst unsere Geschichte nicht, also …«
    »Nein«, unterbrach der Mönch ihn scharf. »Das tue ich nicht,jedoch scheint mir ein Heiler, der den Tod bringt und vorher einem anderen seines Volkes die Magie raubt, nicht gerade vertrauenswürdig in dieser Sache!«
    Telarion schnaubte leise. »Nun, Weiser, ich sagte es diesem Mann dort und es gilt auch für Euch: Jeder Tod, den ich je brachte, war verdient. Jeder. Und ich werde mich nur vor Vanar selbst rechtfertigen, vor niemandem sonst.«
    Der Shisan antwortete: »Wie auch immer es sich damit verhalten mag, Ihr seid hier nicht willkommen«, sagte er dann.
    Telarion schüttelte den Kopf. »Ich bin gekommen, um in Eurem Tempel Aufnahme – und Weisheit! – zu suchen. Ich werde mich von den Dienern der falschen Königin nicht daran hindern lassen.«
    »Falsche Königin!«, mischte sich der Landarias-Elb erbost ein. »Schon allein dafür verdient Ihr den Tod, Verräter! – Überlasst ihn und seinen Diener mir, Ihr Weisen, damit seinesgleichen ihn verurteilen und seiner gerechten Strafe zuführen kann!«
    »Du und irgendeiner aus der Sippschaft dieser verräterischen Hure von Königin wäre meinesgleichen?«, stieß Telarion hervor. Am liebsten hätte er auch diesen Mann mit der stumpfen Seite seines daikons zum Schweigen gebracht, doch nahm er sich angesichts der feindlichen Übermacht zusammen. »Schon allein dafür sollte man dir die Kehle durchschneiden«, fügte er dann ruhiger hinzu.
    Der Landarias-Elb zischte wütend und wollte sich auf den ehemaligen Heermeister Tarinds stürzen, doch die Eiselbin hinderte ihn daran. Der Mann tobte, was ihm aber nichts nützte, die Frau hielt ihn fest. Ihre Kälte zähmte das Feuer in dem Soldaten und dämmte seine Wut ein, ohne dass sie ihm Kraft fortnahm.
    »Genug!« Die Stimme des Wortführers der Mönche klang

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