Goldschatz
hätte nie gedacht, dass die Serie so populär werden würde.« Seine Stimme klang seltsam weich, fast bedauernd.
»Aber das ist doch wunderbar«, sagte sie und beugte sich leicht vor; sie hatte zum ersten Mal das Gefühl, dass in der Teddybärenhülle tatsächlich ein Mensch steckte.
»Erfolg ist nicht für jeden auf dieser Welt das Wichtigste, Miss Burkenhalter«, sagte Ace laut.
»Sie hat niemand nach Ihrer Meinung gefragt!«, zischte sie und wandte sich dann wieder an Roy. Aber Ace’ Bemerkung hatte die nachdenkliche Stimmung ihres Gastgebers vertrieben.
»Aber, aber! Fallen Sie doch nicht gleich wieder übereinander her«, sagte Roy beschwichtigend und machte dabei ein Gesicht, als sei er in Partystimmung. »Warum erzählt ihr beiden mir nicht etwas von euch selbst? Was habt ihr seit eurer Kindheit so gemacht?«
Fiona verspürte nicht die geringste Lust, die ganze Nacht aufzubleiben, um Roy und dem unmöglichen Menschen mit dem missbilligenden Rabengesicht von ihrer ereignislosen Kindheit zu berichten. Außerdem war sie seit fast 48 Stunden auf den Beinen, hatte in dieser Zeit ziemlich viel getrunken, war auf der Polizeiwache von Fort Lauderdale stundenlang verhört worden und ...
Als sie aufstand, wankte sie ein wenig vor Müdigkeit.
»Gibt es auf diesem Boot auch Betten oder springen wir dem nächsten Wal ins Maul?«
»Bei Gott, du bist genau wie ...« Roy brach unvermittelt ab und lächelte. »Wie eine Frau, die ich früher einmal gekannt habe.« Er erhob sich, nahm ihren Arm und musterte sie in einer Weise, die Fiona hoffen ließ, dass er nicht seinen Kopf an ihrem Busen vergraben würde. Sie hätte vermutlich nicht mehr die Kraft gehabt, sich seiner zu erwehren.
Immer noch stolpernd, folgte sie ihm in den rückwärtigen Teil des stinkenden alten Bootes, und als er ihr zwei Paar übereinander liegender Kojen zeigte, verschwendete sie keinen Gedanken an die mangelnde Intimsphäre, sondern ließ sich einfach in das nächstbeste Bett fallen. Mit einem Lächeln auf den Lippen schlief sie ein, denn sie glaubte, der schlimmste Tag in ihrem ganzen Leben sei endlich vorbei.
Aber das sollte sich als ein böser Irrtum erweisen.
Kapitel 4
Fiona hatte diesen Traum schon früher geträumt. Sie wurde von etwas Riesigem niedergedrückt, das sie zu ersticken drohte. In der Vergangenheit war sie allerdings jedes Mal aufgewacht und hatte festgestellt, dass sie sich lediglich unglücklich in der Bettdecke verfangen hatte. Und einmal, als sie bei Diane übernachtet hatte, hatte der liebesbedürftige Irish Setter der Familie die Beklemmungen ausgelöst. »Du hast ja auch in seinem Bett geschlafen«, hatte Diana hierzu am nächsten Morgen völlig ernst bemerkt.
Und so widerstrebte es Fiona nun, richtig wach zu werden. Sie hatte Kopfschmerzen und war unbeschreiblich müde; sie wollte nicht wach werden. »Geh weg«, murmelte sie und versuchte, den Störenfried mit dem Ellenbogen zu vertreiben. Aber das lästige Gewicht rührte sich nicht und sie musste feststellen, dass es so schwer war, dass sie sich keinen Millimeter weit bewegen konnte. Außerdem war da etwas Warmes auf ihrem Bauch. »Wenn der verdammte Köter mich angepinkelt hat...«, brummte sie und wollte kräftig zutreten, was jedoch ebenso unmöglich war wie der Ellenbogenstoß, den sie eben versucht hatte.
Es dauerte einen Moment, aber als sie langsam wacher wurde, dämmerte ihr, dass das, was auf ihr lag, ein Mann war. Als ihr Kopf klarer wurde, fiel ihr wieder ein, wo sie war (der Geruch half ihrem Gedächtnis auf die Sprünge). Sofort schloss sie, dass der Mann, der reglos auf ihr lag, Roy sein musste.
»Hören Sie, Mister!«, zischte sie und versuchte, ihn mit beiden Händen wegzuschieben. »Ich mag ja auf Ihren ausdrücklichen Wunsch hin hier sein, aber das heißt noch lange nicht...« Sie schob und schob, aber der Mann rührte sich nicht.
»Er ist ohnmächtig geworden«, flüsterte sie. »Seine gesamten sechs Zentner sind auf mir ohnmächtig geworden!« Schlimmer noch: Sie wurde ganz zweifellos in Bauchhöhe immer nasser.
»Ein inkontinenter Trunkenbold!«, fauchte sie und versuchte, die Beine anzuwinkeln, um den Körper von sich zu stoßen. Ihr persönlicher Fitnesstrainer hatte immer behauptet, sie hätte eine großartige Oberschenkelmuskulatur. »Dann wollen wir die Muckis mal einsetzen«, sagte sie und wollte die Hände gegen die Seitenwände der Koje stemmen, um sich abzustützen. Aber ihre Hände packten Stattdessen in etwas Kaltes und
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