PR TB 172 Klacktons Planet
1.
»Meine Gratulation, Leutnant Traphunter«, sagte Atlan
und schüttelte der wohlproportionierten USO-Spezialistin fest
die Hand. »Dank Ihres heldenhaften Einsatzes war das
Unternehmen Sternendonner ein voller Erfolg.«
»Nicht der Rede wert«, sagte Annemy Traphunter
bescheiden und setzte sich auf den von Atlan angebotenen Stuhl.
»Wenn jemals die Bezeichnung Todeskommando berechtigt war,
dann diesmal«, fuhr Atlan fort, ohne den Einwand zu beachten.
»Jawohl, es war ein Todeskommando. Es gehört schon eine
Portion
Selbstverleugnung dazu, den Zünder an einer Sprengladung zu
entschärfen, in der die Kraft steckt, eine Sonne zu einer Nova
zu machen. Sie haben beispielhaften Mut bewiesen, Leutnant
Traphunter. Dafür möchte ich Ihnen mein höchstes Lob
aussprechen. Hätten wir nur mehr Männer Ihres Kalibers in
der USO.«
»Es gibt sie«, erwiderte Annemy. »Und drei von
ihnen waren mit mir im Einsatz. Deshalb betrachte ich den Erfolg
nicht als persönliches Verdienst, sondern als Ergebnis einer
vortrefflichen Teamarbeit. Ich habe noch nie mit besseren
Spezialisten zusammengearbeitet, und wenn es irgendwie möglich
ist, möchte ich wieder mit ihnen in den Einsatz gehen.«
»Mal sehen.« Atlan räusperte sich. »Jedenfalls
haben Sie als Einsatzleiterin die Sternexplosion verhindert und damit
tausenden Kolonisten das Leben gerettet. Das kann nicht hoch genug
honoriert werden.« Atlan gab seiner Stimme einen väterlichen
Unterton, als er hinzufügte: »Selbstverständlich
steht Ihnen die Gefahrenzulage für besonders schwierige Einsätze
zu, und ich werde sie diesmal sogar verdoppeln.«
»Falscher Fuffziger!« sagte eine Stimme aus dem
Nichts.
Atlan runzelte leicht die Stirn, fuhr aber unbeirrt fort:
». Aber wenn Sie darüber hinaus einen besonderen Wunsch
haben, dann nennen Sie ihn. Ich werde ihn Ihnen erfüllen.«
»Ich sagte schon, was ich gerne möchte«,
erwiderte Annemy Traphunter. »Wenn Sie mir für den
nächsten Einsatz dasselbe Team zur Verfügung stellen, dann
wäre ich wunschlos glücklich.«
Atlan winkte ab.
»Reden wir nicht mehr von der Arbeit. Ich kann mir
vorstellen, wie strapaziös das Unternehmen Sternendonner für
Sie war. Das hat Substanz gekostet. Sie sollten mal ausspannen,
einige Tage oder Wochen mit süßem Nichtstun verbringen,
sich in der paradiesischen Ruhe einer unberührten Welt dem
regenerierenden Müßiggang hingeben.«
Annemy mußte unwillkürlich lächeln.
»Wenn man Sie so hört, könnte man meinen, Sie
lesen aus einem Reiseprospekt vor. Aber gibt's das überhaupt
noch - unberührte Welten?«
»Doch«, versicherte Atlan. »Ich kenne einen
Planeten, auf den meine Beschreibung hundertprozentig zutrifft.«
»Falscher Fuffziger!« sagte die Stimme aus dem Nichts
wieder.
»Was war das?« erkundigte sich Annemy und blickte sich
mißtrauisch um. »Außer uns ist doch niemand in
Ihrem Büro.«
»Stimmt.« Atlan lächelte etwas unsicher. »Es
ist Ihnen also nicht aufgefallen.«
»Was bitte, Sir?«
»Daß ich die Lippen leicht bewegte, als ich mit
verstellter Stimme sprach«, antwortete Atlan. »Meinen Sie
nicht auch, daß ich einen passablen Bauchredner abgeben würde?«
»Ja, schon.« Annemy wußte nicht recht, wie sie
sich verhalten sollte. Atlans Benehmen war reichlich seltsam. Was
sollte der Unsinn mit den Bauchrednerübungen? Sie hatte vielmehr
den Verdacht, daß die Stimme aus dem Interkom auf seinem
Schreibtisch kam - und so assoziierte sie, daß sich im
Nebenraum jemand versteckt hielt, der ihr Gespräch mitanhörte
und sich gelegentlicher Kommentare nicht enthalten konnte. Aber was
sollte das alles?
»Wie wär's also mit etwas Luftveränderung?«
fragte Atlan.
»Ich weiß nicht, wie ich das verstehen soll«,
meinte Annemy vorsichtig. »Ich bin erst vor drei Wochen aus dem
Urlaub zurückgekommen. Und zwar war ich auf einer Welt, auf die
Ihre Beschreibung ebenfalls zutrifft. Ich verbrachte eine volle Woche
auf einer Farm mit Pferden und Schafen und nostalgisch angehauchten
Wirtschaftsgebäuden - und ringsum nur unberührte Natur. Und
trotzdem, von Erholung keine Spur. Denn diese paradiesische Welt war
zufällig der 14. Wega-Planet Rustoner, und die Farm gehörte
einem gewissen Walty Klackton, dem ewigen Korporal der USO. Ich bin
seiner Einladung gefolgt, weil ich ihn nicht kränken wollte.
Aber länger als eine Woche hielt ich es nicht aus. Sie können
mir bestimmt nachfühlen, daß ich seitdem vom süßen
Nichtstun auf paradiesischen Welten nichts
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