Goldschatz
Amerika?«
Ace sah sie nur stirnrunzelnd an und nahm den Telefonhörer ab. Sekunden später sprach er mit jemandem. »Speck und Eier, ein Hacksteak, scharf angebraten, Toast, Kaffee, ein Frühstück mit allem Drum und Dran. Ja, das auch. Klar. Bringen Sie das Ganze bitte ... Sie liefern nicht außer Haus? Aber ich wohne in dem Motel direkt gegenüber. Aha, ich verstehe ...» Es entstand eine kleine Pause. Dann fuhr er mit honigsüßer Stimme fort: »Aber könnten Sie nicht dieses eine Mal eine Ausnahme machen? Nur für mich?« Offensichtlich hatte er es mit einer Frau zu tun.
»Mir wird gleich schlecht«, brummte Fiona und machte einen großen Schritt auf Ace zu, riss ihm den Hörer aus der Hand und sagte: »Ein Zwanziger Trinkgeld.«
»Bin gleich da«, antwortete die Frau und legte auf.
Fiona ließ den Hörer an der Schnur vom Zeigefinger baumeln und sah Ace dabei unverwandt in die Augen, ein So-macht-man-das-Lächeln auf den Lippen. »Du bist doch nicht mehr auf der Highschool... Ace.« Sie sprach seinen Namen voller Verachtung aus. »Nicht alle Frauen sind Cheerleader und scharf auf den Kapitän der Footballmannschaft.«
Hierauf kehrte sie ihm den Rücken zu und entfernte sich von ihm, zumindest so weit, wie es der kleine Raum erlaubte. Wirklich - je mehr Zeit sie mit diesem Mann verbrachte, desto größer wurde ihre Bereitschaft, sich der Polizei zu stellen. Denn jetzt, da sie ganz wach war, wurde ihr bewusst, dass entweder dieser Mann der Mörder war oder aber der Fischausnehmer vom Dienst. Sie selbst hatte ihn ja nicht getötet und außer ihnen drei war niemand an Bord gewesen.
Oder die beiden Männer hatten die Tat gemeinschaftlich begangen.
»Fußball«, entgegnete Ace. »Ich habe auf der Highschool Fußball gespielt und nicht Football.«
»Ich auch«, hätte Fiona um ein Haar erwidert, hielt sich aber gerade noch zurück. Im Augenblick konzentrierte sie sich darauf, durch die Tür zu sprinten, sobald die Kellnerin mit dem Frühstück erschien. Wenn es ihr gelang, ihm zu entkommen, wäre es vielleicht das Beste, sich in Schutzhaft zu begeben.
Minuten später klopfte es an der Tür und eine ziemlich pummelige Kellnerin betrat das Zimmer. Fiona verzog das Gesicht, als sie das Essen auf dem Tablett sah. Wie war es nur möglich, aus einwandfreien Zutaten eine solch fettig breiige Einheitsmasse zu fabrizieren?
»Das macht sechzehn fünfzig, zuzüglich Trinkgeld natürlich«, sagte die Kellnerin und strahlte Ace so unverwandt an, dass sie Fiona nicht bemerkte, die sich diskret zur Tür hinbewegte. »Ich habe Ihnen sogar die Morgenzeitung mitgebracht. Es ist ein großer Artikel drin über die beiden Mörder aus ...«
Sie blickte auf die Zeitung, dann wieder auf Ace und wieder auf die Zeitung. Ihre Augen weiteten sich. Im nächsten Moment sah sie die sprungbereite Fiona.
Mit einem Aufschrei panischen Entsetzens ließ sie das Tablett fallen und rannte über den Parkplatz zurück zu dem Lokal.
»Was zum Teufel war denn das?«, fragte Ace verständnislos und blickte der Frau kopfschüttelnd nach.
Fiona bückte sich und hob die Zeitung auf.
Sie brauchten beide kostbare Sekunden, um zu begreifen, was sie sahen. Die Titelseite zierten Fotos von Ace und Fiona und die Schlagzeile lautete, dass sie als flüchtige Mörder gesucht wurden. Unter ihren Bildern war ein Foto von Eric in einem Krankenhausbett abgebildet. Ein Auge war zugeschwollen und auch der Rest seines Gesichts war übel zugerichtet. In der Bildunterschrift hieß es, Ace und Fiona hätten ihn nach dem brutalen Mord an Roy Hudson in dem Glauben liegen lassen, er sei ebenfalls tot.
Ace schnappte sich ihre beiden Taschen und die Wagenschlüssel und stürzte zur Tür. Im Vorbeigehen packte er noch Fionas Arm und zerrte sie zum Jeep. Sekunden später rasten sie mit quietschenden Reifen an den Fenstern des Lokals vorbei.
Sämtliche Gäste starrten nach draußen und zeigten mit dem Finger auf sie.
»Bonnie und Clyde!«, rief Fiona über den Reifenlärm hinweg, als sie vom Parkplatz jagten. »Ich komme mir vor, als wären wir Bonnie und Clyde.«
»Ja«, entgegnete Ace grimmig. »Denk nur dran, wie sie geendet sind.«
Kapitel 6
Eins musste sie ihm lassen: Er war ein verdammt guter Autofahrer. Er fuhr nicht rücksichtslos, hatte bislang noch nicht einmal die erlaubte Höchstgeschwindigkeit überschritten, wechselte aber geschickt im fließenden Verkehr immer wieder die Fahrspur, um möglichst rasch vorwärts zu kommen. Er lenkte den Wagen durch
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