Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition)
schläft wie ich, zimperlich und nervös, und ich schlafe wie er). Aber er hat seine Lektion gelernt, er weiß, dass er nicht mehr der geliebte Nicky ist, der nichts falsch machen kann – er benutzt nicht mehr seinen Geburtstag oder den von seiner Mom oder Bleeckers Geburtstag als Passwort. Ich komme nicht rein.
Aber ich höre ihn tippen, schnell und ohne Pause, und ich kann mir vorstellen, wie er krumm über der Tastatur hängt, die Schultern hochgezogen, die Zunge zwischen den Zähnen, und ich weiß, dass ich gut daran getan habe, mich zu schützen. Meine Vorkehrungen zu treffen.
Denn er schreibt keine Liebesgeschichte.
Nick Dunne
Zwanzig Wochen nach der Rückkehr
Ich zog nicht aus. Ich wollte meine Frau überraschen, meine Frau, die niemals überrascht ist. Ich wollte ihr das Manuskript überreichen, wenn ich aus der Tür ging, um einen Buchvertrag abzuschließen. Sie sollte den leise sickernden Horror spüren, wenn man weiß, dass die Welt dabei ist zu kippen und ihre ganze Scheiße über einen zu schütten, und man kann nichts dagegen tun. Nein, vielleicht kommt sie nie ins Gefängnis, und es wird immer mein Wort gegen ihres stehen, aber mein Fall war überzeugend. Er hatte eine emotionale Resonanz, wenn nicht gar eine juristische.
Also, bezieht Stellung. Team Nick, Team Amy. Machen wir doch ein richtiges Spiel daraus, Scheiße nochmal, verkaufen wir T-Shirts!
Ich fühlte mich schwach auf den Beinen, als ich zu Amy ging, um es ihr zu sagen. Dass ich nicht mehr Teil ihrer Geschichte war.
Ich zeigte ihr das Manuskript, zeigte ihr den grellen Titel: Psycho-Schlampe . Kleiner Insiderscherz. Wir beide mögen Insiderscherze. Ich wartete darauf, dass sie mir das Gesicht zerkratzen, mir die Kleider zerfetzen, mich beißen würde.
»Oh! Was für ein perfektes Timing«, sagte sie fröhlich und grinste mich an. »Darf ich dir auch was zeigen?«
Ich ließ sie es vor meinen Augen tun. Während sie auf das Stäbchen pinkelte, kauerte ich neben ihr auf dem Badezimmerboden und beobachtete, wie ihr Urin das Stäbchen in Schwangerschaftsblau färbte.
Dann komplimentierte ich sie ins Auto, fuhr sie zum Arzt und sah zu, wie man ihr Blut abnahm – sie hatte ja nicht wirklich Angst vor Blut –, und wir warteten die zwei Stunden, bis die Tests zurückkamen.
Amy war schwanger.
»Es ist offensichtlich nicht von mir«, sagte ich.
»Oh doch«. Sie lächelte mich an und versuchte, sich in meine Arme zu kuscheln. »Herzlichen Glückwunsch, Papa.«
»Amy …«, begann ich, denn es stimmte natürlich nicht, ich hatte meine Frau seit ihrer Rückkehr nicht angefasst. Dann sah ich es plötzlich vor mir: eine Taschentuchbox, einen Ruhesessel aus Vinyl, den Fernseher und die Pornohefte und mein Sperma in irgendeiner Klinik-Gefriertruhe. Ich hatte den Vernichtungsbrief auf dem Tisch liegen lassen, ein lascher Versuch, Schuldgefühle zu wecken, und dann war er verschwunden, denn meine Frau war aktiv geworden, wie immer, und diese Aktivität hatte nicht darin bestanden, das Zeug loszuwerden, sondern es aufzuheben. Für den Fall des Falles.
Auf einmal stieg eine riesige Freudenblase in mir auf – ich konnte es nicht verhindern –, doch kurz darauf wurde sie umhüllt von metallischem Schrecken.
»Ich muss ein paar Dinge für meine Sicherheit tun, Nick«, erklärte sie. »Nur, weil es fast unmöglich ist, dir zu vertrauen – das muss ich leider sagen. Zuerst mal musst du natürlich dein Manuskript löschen. Und um auch die andere Sache abzuschließen, brauchen wir eine eidesstattliche Erklärung, und du musst schwören, dass du die Sachen im Holzschuppen gekauft und dort versteckt hast, und dass du einmal dachtest, ich wollte dich reinlegen, aber dass du mich jetzt liebst und dass ich dich liebe und dass alles gut ist.«
»Was, wenn ich mich weigere?«
Sie legte die Hand auf ihren kleinen angeschwollenen Bauch und runzelte die Stirn. »Ich glaube, das wäre furchtbar.«
Jahrelang hatten wir um die Kontrolle in unserer Ehe gekämpft, in unserer Liebes- und Lebensgeschichte. Und nun war ich endgültig besiegt. Ich hatte ein Manuskript erschaffen, sie ein Leben.
Natürlich konnte ich versuchen, einen Sorgerechtsstreit anzustrengen, aber ich wusste jetzt schon, dass ich verlieren würde. Amy würde den Kampf genießen – Gott allein wusste, was sie bereits alles organisiert hatte. Wenn sie mit mir fertig war, würde ich nicht mal mehr ein Jedes-zweite-Wochenende-Dad sein, ich würde mit meinem Kind nur noch in fremden
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