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GONE Lügen

GONE Lügen

Titel: GONE Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Grant
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»Ehrlich gesagt krieg ich das nicht so schnell hin, mich dauernd anzupassen. Zuerst bin ich einfach nur ich und kümmere mich um meinen Kram. Dann taucht die FAYZ auf und auf einmal wollen alle, dass ich den Kopf hinhalte, das Kommando übernehme. Und jetzt soll ich es wieder abgeben.«
    Ihm kamen Orsays Worte in den Sinn, dass der wahre Held weiß, wann er abtreten muss. Das hätte genauso gut von Astrid kommen können.
    »Ich will bloß, dass du dich noch mal hinlegst«, sagte Astrid beschwichtigend.
    »Ich wüsste was, womit du mich wieder ins Bett kriegst«, scherzte er.
    Sie schubste ihn spielerisch. »Netter Versuch.«
    »Ich kann sowieso nicht mehr einschlafen«, sagte Sam. »Da kann ich ebenso gut eine Runde drehen.«
    »Okay, aber bring niemanden dabei um.«
    Obwohl Sam wusste, dass sie ihn nur auf den Arm nehmen wollte, trafen ihn ihre Worte wie eine Ohrfeige. War es das, was sie von ihm dachte? Nein, nein, es war ein Scherz gewesen.
    »Ich liebe dich«, sagte er auf dem Weg zur Treppe.
    »Ich dich auch.«
    Dekka konnte sich nie an ihre nächtlichen Träume erinnern. Sie war überzeugt, dass sie träumte, denn manchmal wachte sie mit einer dumpfen Ahnung und dem Gefühl auf, dass sich ein Schatten über ihre Seele gelegt hatte. Aber sie erinnerte sich an keine Einzelheiten. Trotzdem musste sie träumen und auch Albträume haben. Angeblich hatte die jeder, sogar ein Hund, aber außer einem bangen Angstgefühl blieb nichts davon zurück.
    Die Schrecken der Realität verschwanden jedoch nicht beim Aufwachen. Alles hatte damit angefangen, dass ihre Eltern sie von zu Hause weggeschickt und in die Coates Academy abschoben hatten, eine Internatsschule für Problemkinder. Dabei hatte ihr »Problem« nichts mit den üblichen Auffälligkeiten zu tun. Auch nicht mit den gelegentlichen Raufereien, in die sie verwickelt gewesen war, um andere Mädchen in Schutz zu nehmen. Dekka war groß und kräftig und sie fürchtete sich nicht. Sobald den Typen klar geworden war, dass Dekka keinen Schritt zurückwich, hatten die meisten es vorgezogen, einem Kampf mit ihr aus dem Weg zu gehen. Ab und zu waren trotzdem die Fäuste geflogen. Manchmal hatte Dekka gewonnen, andere Male hatte sie den Kürzeren gezogen.
    Für ihre Eltern war das kein Problem gewesen. Sie hatten Dekka von klein auf beigebracht, sich von niemandem etwas gefallen zu lassen.
    Ihr Ticket nach Coates war ein Kuss gewesen. Ein Lehrer hatte gesehen, wie sie ein Mädchen geküsst hatte, und es ihren Eltern gesteckt. Es war nicht einmal in der Schule passiert, sondern auf dem Parkplatz eines Restaurants. Dekka würde diesen ersten Kuss nie vergessen. In dem Moment hatte sie mehr Angst gehabt als je zuvor in ihrem Leben. Doch dann, als sie Luft geholt und zu zittern aufgehört hatte, war sie von ihrer Erregung und einem unglaublichen Glücksgefühl überwältigt worden.
    Ihre Eltern waren entsetzt gewesen. Und das war noch harmlos ausgedrückt. Besonders schlimm war es geworden, als Dekka das L-Wort zum ersten Mal offen aussprach. Ihr Vater würde keine lesbische Tochter haben. Seine Wortwahl war um einiges derber ausgefallen und dann hatte er ihr ins Gesicht geschlagen. Zwei Mal. Ihre Mutter hatte bloß zugesehen, ohne ein Wort zu sagen.
    Deshalb war sie also in Coates gelandet und dort auf Mitschüler gestoßen, deren Bandbreite von völlig normal, aber von den Eltern abgeschoben, über alle möglichen Grade an psychischen Störungen bis hin zu dem brillanten und herrschsüchtigen Caine und seinem psychopathischen Henker Drake reichte.
    Ihre Eltern hatten gehofft, die an der Schule herrschende Disziplin würde sie zur Vernunft bringen. Immerhin hatte Coates den Ruf, verhaltensauffällige Kids zu »heilen«. Ein Teil von Dekka wollte ja auch »geheilt« werden, es hätte ihr das Leben eindeutig leichter gemacht. Aber sie hatte sich nicht ausgesucht, so zu sein, wie sie war. So wie sie sich ihre schwarze Hautfarbe auch nicht ausgesucht hatte. Es gab keine »Heilung« für sie.
    In Coates war sie Brianna begegnet und das hatte jeden Ansatz, sich zu ändern und »normal« zu werden, in den Wind geschlagen.
    Sie hatte sich nicht gleich in sie verliebt, aber selbst damals, noch lange bevor Brianna zu »Breeze« geworden war, hatte sie eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf sie ausgeübt. Und schließlich Gefühle in ihr geweckt, von denen Brianna bis heute nichts ahnt e – die sie ihr wahrscheinlich auch nie anvertrauen würde.
    Dekka war ernst und verschlossen und

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