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GONE Verloren

GONE Verloren

Titel: GONE Verloren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Grant
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der Kirche.
    »Verstehe.« Sam hatte das Wort noch nie gehört.
    »Sie setzte gerade zum o an. Ich sah ihr dabei zu und plötzlich war sie weg.«
    Sam deutete zum Boden. Dort lag ein Stück Kreide, ziemlich genau an der Stelle, wo es hingefallen wäre, wenn jemand das Wort Polynom – was immer es heißen mochte – an die Tafel geschrieben und sich dabei in Luft aufgelöst hätte.
    »Das ist doch nicht normal«, sagte Quinn.
    Quinn war größer als Sam, stärker und ein mindestens ebenso guter Surfer wie er. Doch mit seinem schrägen Lächeln und seiner Vorliebe, sich so zu kleiden, als wollte er sich kostümieren – heute trug er weite Shorts, Wüstenstiefel aus dem Fundus der Armee, ein rosafarbenes Polohemd und einen grauen Filzhut vom Dachboden seines Großvater s –, wirkte Quinn sonderbar, was manche befremdete und andere ängstigte. Quinn brauchte keine Clique, er war sich selbst genug. Das war vielleicht der Grund dafür, dass er und Sam so gut miteinander klarkamen.
    Sam war eher unauffällig. Er hielt sich an Jeans und schlichte T-Shirts, nichts, womit er die Aufmerksamkeit auf sich gezogen hätte. Er hatte fast sein ganzes Leben in Perdido Beach verbracht, ging hier auf die Schule und alle wussten, wer er war, doch nur wenige hätten sagen können, wie er war. Er war ein Surfer, der nicht mit anderen Surfern rumhing. Er war gescheit, aber nicht blitzgescheit. Er sah gut aus, aber nicht so gut, dass die Mädchen scharf auf ihn waren.
    Es gab jedoch etwas, wofür er an der ganzen Schule bekannt war und was ihm in der Sechsten den Spitznamen Schulbus-Sam eingebracht hatte. Sie waren auf Klassenfahrt gewesen, als der Busfahrer mitten auf dem Highway einen Herzinfarkt erlitt. Sam hatte den Mann aus dem Sitz gezerrt, den Bus an den Straßenrand gelenkt, sicher zum Stehen gebracht und dann in aller Ruhe mit dem Handy des Fahrers den Notru f 911 gewählt.
    Hätte er auch nur eine Sekunde gezögert, wäre der Bus über den Klippenrand ins Meer gestürzt.
    »Die ganze Klasse ist weg. Alle außer Astrid«, sagte Sam. »Das ist eindeutig nicht normal.« Er bemühte sich vergeblich, bei ihrem Namen nicht ins Stocken zu geraten. Sie hatte diese Wirkung auf ihn.
    »Ja, seltsam still hier«, warf Quinn ein. »Okay, ich würde jetzt gern mal aufwachen.« Das war zur Abwechslung ernst gemeint.
    Jemand schrie.
    Die drei stürzten zurück in den Flur, der inzwischen voller Schüler war. Becka, ein Mädchen aus der Sechsten, starrte auf ihr Handy.
    »Es geht keiner ran!«, rief sie unter Tränen. »Da ist gar nichts!«
    Einen Moment lang rührte sich niemand.
    Dann setzte ein Rascheln und Kramen ein, gefolgt vom Geräusch zahlloser Finger, die auf Dutzende Handytastaturen drückten.
    »Ich hab keinen Empfang.«
    »Das Internet funktioniert auch nicht. Ich bekomm ein Signal, aber es tut sich nichts.«
    »Mein Handy zeigt drei Balken an.«
    »Meins auch, aber es verbindet nicht.«
    Alle redeten gleichzeitig, ein aufgeregtes Plappern, das in Geschrei zu eskalieren drohte.
    »Versuch mal 911«, forderte eine verängstigte Stimme.
    »Wo, glaubst du, hab ich grad angerufen, du Armleuchter?«
    »Keine Antwort bei 911?«
    »Gar nichts. Ich hab die Hälfte meiner Kurzwahlen ausprobiert, nichts funktioniert.«
    Plötzlich schrillte die Pausenglocke. Die Schüler schraken zusammen, als hätten sie sie noch nie gehört.
    »Was jetzt?«, fragten mehrere gleichzeitig.
    »Jemand muss im Büro sein!«, rief eine Stimme. »Sonst würde die Glocke nicht läuten.«
    »Das ist ein Zeitschalter, du Idiot.« Das war Howard.
    Howard war ein mickriger Wurm, der sich bei Orc aus der Achten, einem finster dreinblickenden Koloss aus Fett und Muskeln, zur Nummer eins hochgeschleimt hatte. Orc war der am meisten gefürchtete Schläger der Schule. Niemand legte sich mit Howard an. Wer Howard beleidigte, bekam es mit Orc zu tun.
    »Im Lehrerzimmer steht ein Fernseher«, sagte Astrid.
    Sam und Astrid rannten los, dicht gefolgt von Quinn. Sie schlugen die Richtung zum Lehrerzimmer ein, sausten die Treppe hinunter bis ins Erdgeschoss, wo weniger Klassen und auch weniger Schüler waren. Sams Hand lag bereits auf der Türklinke zum Lehrerzimmer, als sie innehielten.
    »Wir dürfen da nicht rein«, meinte Astrid.
    »Sagt wer?«, erwiderte Quinn.
    Sam stieß die Tür auf.
    Die Lehrer hatten einen Kühlschrank. Er stand offen. Auf dem Boden lag ein Becher Heidelbeerjoghurt, sein zähflüssiger Inhalt war auf den schäbigen Teppich gelaufen. Der Fernseher war

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