Good Girls
angefasst. Und dann hat er versucht, da unten was zu machen, frag mich nicht was. Ich habe seinen Finger genommen und gesagt: ›Du musst reiben. Aber nicht so fest. Schließlich sollst du es nicht abreiben.‹«
»Heiliger Bimbam!«, sagt Ash.
Pam grinst von einem Ohr zum anderen. »Und wie war’s?«
»Ganz gut. Aus irgendeinem Grund ist er immer nach links abgerutscht. Aber nach einer Weile hat es funktioniert.«
»Was heißt denn genau eine Weile?«, frage ich.
»Keine Ahnung. Vielleicht eine halbe Stunde?«
»Eine halbe Stunde!«, ruft Ash. »Hat er keinen Krampf bekommen?«
»He«, sagt Joelle und stampft mit dem Fuß auf. »Immerhin war es mein Geburtstag!«
Als wir wieder am Tisch sitzen, wird gerade der Hauptgang serviert. Wir waren so sehr mit Joelles erstem Orgasmus beschäftigt, dass wir glatt die Vorspeise verpasst haben.
»Was ist das?«, sagt Joelle.
Ich inspiziere meinen Teller. »Sieht aus wie Huhn.«
»Sie haben ein Tier getötet, nur damit wir es essen können«, klagt Ash. »Wie ich das hasse.«
»Ich hab keinen Hunger«, sagt Pam. »Ich geh lieber eine rauchen.«
Joelle schiebt den Teller weg. »Ich esse lieber nichts. Ich habe Angst, das Kleid zu ruinieren.«
Cindy hat bereits ein paar Löffel Kartoffelpüree verspeist und legt ihre Gabel wieder hin.
Wir sitzen am Tisch, bis der DJ beschließt, etwas Vernünftiges zu spielen. Dann gehen wir wieder auf die Tanzfläche. Dieses Mal durchbricht eine kindische Polonäse unseren Kreis. Joelle wird mitgeschleift und zieht Ash mit sich. Pam, Cindy und ich tanzen und tanzen und tanzen, als am anderen Ende der Tanzfläche plötzlich ein Tumult ausbricht. Pam bahnt sich einen Weg durch die Menge. Trotzdem sehen wir immer noch nicht, was passiert ist.
»Was ist denn da los?«, frage ich einen Jungen neben mir.
»Schlägerei!«, ruft er und reckt die Faust in die Höhe.
»Wer denn?«
»Keine Ahnung!«
Dann hören wir plötzlich jemanden schreien: »Jimmy, hör auf!«
Wir sehen uns an. »Ash!«
Energisch drängeln wir weiter. Wir kämpfen uns bis zur ersten Reihe vor und sehen, wie sich Jimmy und ein anderer Junge – Nardo? – auf dem Boden herumwälzen und aufeinander einschlagen. Cherry steht in einem kirschroten Kleid daneben und regt sich so auf, dass ihre Brüste beinahe aus ihrem Ausschnitt springen. Ich sehe mich suchend nach Ash um. Sie und Joelle stehen wenige Meter von der Rauferei entfernt und Ash … lächelt?
Ich stupse Pam und Cindy an und deute auf Ash. Ash entdeckt uns und winkt uns fröhlich zu, als hätte sie sich noch nie in ihrem Leben so gut amüsiert. Wir gehen zu ihr.
»Was ist denn passiert?«
»Jimmy und Cherry haben sich gestritten«, sagt Joelle. »Dann ist Cherry weggelaufen und hat sich einen neuen Tanzpartner gesucht. Daraufhin kommt Jimmy zu uns und sieht Ash mit seinen treuherzigen Hundeaugen an und macht auf ›Du bist die Einzige, die ich jemals geliebt habe!‹ Als sie ihm gesagt hat, dass er sich verpissen soll, ist er aufdringlich geworden.«
»Der Arsch wollte mich umarmen«, sagt Ash. »Aber da ist zum Glück Nardo gekommen.« Sie grinst von einem Ohr zum anderen. »Jimmy hat Nardo ins Gesicht geschlagen und Nardo hat ihn umgehauen.«
Zwei Lehrer stürzen sich ins Getümmel und ziehen Nardo und Jimmy auseinander. Jimmys Nase blutet und ein blaues Auge hat er auch.
»Oh-oh«, sage ich. »Unser kleiner Jimmy sieht aber gar nicht gut aus.«
»Finde ich auch«, sagt Ash fröhlich. Sie strahlt wie eine Fünfjährige bei ihrer Geburtstagsparty.
Als die Lehrer Jimmy und Nardo von der Tanzfläche schleifen, berührt Ash Nardos Arm. »Hallo«, sagt sie leise.
»Hallo«, sagt Nardo.
»Mein Held.« Ash klimpert mit den Wimpern und sieht ihn schüchtern an. Ash klimpert nie mit den Wimpern und schüchtern ist sie auch nicht. »Ähm, rufst du mich an? Falls du das überhaupt noch willst.«
Nardo wird anscheinend beinahe ohnmächtig vor Freude. »Ja, klar«, sagt er. »Ich ruf dich später an!«
»Ich brauche eine Zigarette«, sagt Pam. Sie packt mich am Arm. »Und du kommst mit.«
»Aber wir müssen doch noch tanzen!«, protestiert Joelle. Ash tanzt schon wieder ihren Käfertanz und Cindy wirbelt davon.
»Wenn wir zurückkommen, tanzen wir die ganze Nacht durch«, erwidert Pam. »Das schwöre ich dir.«
Ich folge Pam, die sich einen Weg durch die Menge bahnt, ohne auf die neugierigen Blicke zu achten. Im Vorbeigehen gibt sie Chilly einen Schlag auf den Hinterkopf und schenkt ihm ein Lächeln,
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