Good Girls
hoch.
»Ich dachte, du wärst eine Schlampe und er ein Herzensbrecher. Und dann hat mir Chilly erzählt, dass ihr zusammen wart, und deshalb habe ich mit Luke Schluss gemacht.«
»Dieser verdammte Chilly«, faucht sie. »Ich hätte vorhin noch fester zuschlagen sollen. Am besten mit einem Baseballschläger.«
»Na ja, immerhin habe ich ihn zu Unrecht verdächtigt, dass er das Foto gemacht hat.«
»Er ist trotzdem ein fieses Schwein.« Pause. »Hast du wirklich gedacht, ich hätte was mit Luke?«
»Ja.«
»Das hatte ich nicht. Niemals.« Ihr Gesicht spricht Bände: Sie hält mich für völlig verrückt. »Sag mal, wenn du gedacht hast, ich hätte was mit Luke, warum hast du dich dann mit mir angefreundet?«
»Ich weiß nicht. Das war nicht so geplant, obwohl ich sonst immer alles plane. Ich hab’s einfach getan, ohne darüber nachzudenken. Und später dachte ich, wir hätten was gemeinsam, und außerdem fand ich dich witzig. Du warst ganz anders, als ich dachte.« Diesmal muss ich die Schultern zucken. Wie sollte man so was erklären?
»Ich fand dich auch witzig«, sagt sie. »Eine Zeit lang habe ich fast vergessen, was ich dir angetan habe. Ich fühlte mich wie jemand anders und du schienst auch jemand anders zu sein …«
»Dabei waren wir einfach nur wir selbst.«
»Ich kann dir nur sagen, dass es mir leidtut. Ich weiß, es war gemein. Echt gemein. Oder noch schlimmer.«
»Das war es«, bestätige ich.
»Ja«, murmelt sie zerknirscht.
Sie sieht aus, als würde sie gleich in Tränen ausbrechen. Der Gedanke, dass schon wieder jemand in Tränen ausbricht, der das eigentlich gar nicht soll, macht mir Angst. Dann kann ich mich bestimmt auch nicht mehr beherrschen. »Weißt du was?«, sage ich. »Wo wir schon die wiedergeborenen Jungfrauen sind und von vorn anfangen. Was hältst du davon, wenn du das Foto löscht?«
Ich halte ihre Zigarette, während sie ein paar Knöpfe an der Kamera drückt. »Das war’s«, sagt sie. »Es ist weg.«
Ich nicke. »Gut. Lass uns wieder reingehen.«
Wir gehen zurück, schneller als vorher. Ich spüre ihren Blick auf mir. »Ist das alles?«, fragt sie. »Ist das alles, was du dazu sagst?«
Ich habe keine Ahnung, wie ich morgen darüber denken werde. Aber heute Abend ist alles geklärt. »Das ist alles, was ich im Moment dazu sage.«
Sie holt tief Luft und strafft die Schultern. Dann setzt sie die Zigarette an die Lippen, um einen Zug zu nehmen. Im letzten Moment überlegt sie es sich anders und wirft die Zigarette auf den Boden. »Wie wär’s, wenn ich ein neues Foto von dir mache?«
»Jetzt?«
Sie hält sich die Kamera ans Auge. »Warum nicht?«
»Hier?«
»Ja, verdammt«, sagt sie. »Genau hier.«
Ich bleibe stehen. »Okay.«
»Stell dich ein bisschen schräg hin. Dann siehst du dünner aus. Jetzt mach nicht so ein Gesicht. Jeder sieht dünner aus, wenn man ihn seitlich fotografiert. Und jetzt lächeln, bitte.« Das Blitzlicht blendet mich.
Sie drückt auf einen Knopf und zeigt mir das Bild. Ich sehe eine dunkelhaarige Prinzessin in einem hübschen Prinzessinnenkleid. Sie sieht gleichzeitig glücklich und traurig aus, wie der Mond.
»Weißt du, wer das ist?«, sage ich.
Pam speichert das Foto und wirft die Kamera in ihre Handtasche. »Keine Ahnung«, sagt sie. »Aber ich schicke dir das Foto per Mail. Vielleicht kannst du es ein paar Leuten zeigen.«
Sternenfunkeln
Die Ergebnisse der Abschlussstufe: Audrey Elaine Porter: Platz 2 von 314. Bei meiner Rede auf der Abitursfeier sage ich, dass ich zwar nur die zweitbeste Schülerin bin, aber trotzdem als Erstes was sagen darf, und das will was heißen. Ich erzähle, dass ich zuerst keine Ahnung hatte, was ich sagen sollte. Eigentlich bin ich eher jemand, der sich auf Fakten und Zahlen verlässt. Fragen Sie Mr Lambright, meinen Englischlehrer. Wie presst man die vergangenen vier Schuljahre in ein paar Abschnitte? Wie erinnert man die Leute daran, wie alles war? Vom Anfang bis zum Ende. Wie kann man verdeutlichen, wie schön und wie schrecklich es war?
Deshalb habe ich ein paar Zahlen zusammengestellt. Sie sollen so gut wie möglich zeigen, wie die letzten Jahre in der High School waren. In den vier Jahren auf der Willow Park High School gab es:
5.600 Bleistifte
10.000 Füller
200.000 Cola- und Kaffeebecher
4.700 gekaufte Bücher
367 verkaufte Bücher
165 verlorene Bücher
34 Bücher, die in der Mülltonne landeten
13 Bücher, die aus fahrenden Fahrzeugen geworfen wurden
63.000 Hausaufgaben
265 Hunde,
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