GOR-Zyklus 04 - Die Nomaden von Gor
Stadt verlassen und sind nach Port Kar geflogen. Der Turm ist verlassen.«
»Aber wieso …?«
»Sie wurden gut bezahlt. Mit turianischem Gold, wovon wir wirklich ausreichend haben.«
»Dann ist Saphrar ja allein«, sagte ich.
»Seine Lage ist schlimmer als er ahnt. Du wirst sehen«, orakelte Harold.
Nun wurde es langsam heller, und ich konnte die Gesichter der Kämpfer unten auf der Straße erkennen. Einige trugen Strickleitern mit Metallhaken an den Enden, andere Sturmleitern. Der Angriff auf die Festung schien unmittelbar bevorzustehen. Das Haus Saphrars war von Tausenden von Soldaten umzingelt.
Wir waren den Verteidigern zahlenmäßig etwa zwanzig zu eins überlegen. Der Kampf würde hart werden, aber am Ergebnis konnte kein Zweifel bestehen – besonders nachdem die Tarnkämpfer Ha-Keels die Stadt verlassen hatten, die Satteltaschen ihrer Tarns schwer von turianischem Gold.
Nun ergriff Kamchak wieder das Wort. »Ich habe lange auf das Blut Saphrars gewartet«, sagte er. Er hob die Hand, und ein Mann in seiner Nähe stieg auf die Dachmauer und stieß in sein Boskhorn.
Ich hielt dies für das Signal, daß der Angriff beginnen möge. Aber niemand rührte sich.
Zu meiner Verblüffung öffnete sich vielmehr ein Tor des Anwesens, und mehrere Soldaten, die Waffen gezogen, schwere Beutel schleppend, traten vorsichtig heraus. Sie bildeten unten auf der Straße eine Reihe, von den Tuchukkriegern mit verächtlichen Blicken gemustert. Nacheinander nahmen sie an einem langen Tisch Aufstellung, auf dem viele Waagen aufgebaut waren. Jedem Manne wurden zehn goreanische Kilo Gold abgewogen. Die Männer ließen ihren Schatz in den Beuteln verschwinden und eilten durch eine Gasse fort, die von Tuchukkriegern gebildet wurde. Von ihnen wurden sie bis vor die Stadt geleitet. Zehn goreanische Kilo entsprechen etwa fünfzehn irdischen Kilo und in Gold stellt dieses Gewicht ein Vermögen dar.
Ich war sprachlos, und begann zu zittern. Der Zug nahm kein Ende – viele hundert Männer wanderten langsam unter uns vorbei.
»Ich … ich verstehe das nicht«, wandte ich mich schließlich an Kamchak.
Er blickte geradeaus, starrte zur stillen Festung des Kaufmanns hinüber. »Saphrar aus Turia soll am Golde sterben«, sagte er.
Erst jetzt begriff ich die Tiefe des Hasses, den Kamchak für Saphrar empfinden mußte.
Mann um Mann, Kilo um Kilo Gold starb Saphrar. Seine Mauern und Befestigungen wurden ihm stückweise genommen, rannen ihm durch die Finger. Sein Gold vermochte nicht die Herzen der Männer zu kaufen. Kamchak hielt sich mit der Grausamkeit des Tuchuks im Hintergrund und kaufte Münze um Münze, Stück um Stück seinen Gegner aus.
Ein- oder zweimal hörte ich Schwertergeklirr hinter den Mauern; vielleicht wollten einige Saphrar ergebene Männer den Auszug von Bestochenen verhindern, aber diese Scharmützel schienen keinen Einfluß zu haben, da der Exodus seinen Fortgang nahm. Ich sah sogar einige Sklaven das Grundstück verlassen – und sie erhielten die gleiche Menge Gold – wohl um die freien Männer, die die Bestechungssumme nahmen, um so mehr zu erniedrigen. Saphrars Macht hatte stets auf der Verlockung des Goldes basiert – eine Politik, die ihn jetzt das Leben kostete.
Auf Kamchaks Gesicht zeigte sich keine Regung.
Endlich – vielleicht eine Ahn nach Sonnenaufgang – kamen keine Männer mehr aus dem Tor, das weit offenstand.
Nun verließ Kamchak das Dach und bestieg seine Kaiila. Langsam ritt er auf das Haupttor des Anwesens zu. Harold und ich begleiteten ihn zu Fuß, gefolgt von mehreren Kriegern. Rechts von Kamchak schritt ein Sleenmeister, der zwei der bösartigen Raubtiere an Ketten mitführte.
Um Kamchaks Sattelknopf waren mehrere Goldsäcke gebunden, die jeweils zehn goreanische Kilo schwer waren. Dahinter folgten einige turianische Sklaven, zu denen auch Kamras, der Erste Kämpfer der Stadt, und der Administrator Phanius Turmus gehörten; sie schleppten weitere Geldsäcke.
Das Grundstück jenseits der Mauern schien verlassen zu sein; auf den Mauern zeigte sich kein Mann. Die frei Fläche zwischen den Mauern und den ersten Gebäuden war leer.
Kamchak zügelte seine Kaiila und sah sich um; der Blick seiner dunklen, brennenden Augen wanderte langsam über Dächer und Fenster.
Dann spornte er sein Tier an und näherte sich dem Haupteingang der Gebäude. Zwei Krieger tauchten auf, die offenbar Widerstand leisten wollten. Hinter ihnen entdeckte ich zu meiner Überraschung eine in Weiß und Gold
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