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GOR-Zyklus 05 - Die Meuchelmörder von Gor

GOR-Zyklus 05 - Die Meuchelmörder von Gor

Titel: GOR-Zyklus 05 - Die Meuchelmörder von Gor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Norman
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sagte ich und nahm ein Paar.
    Sie kniete nieder und beobachtete mich, als ich mich im Schneidersitz hinter die Tür setzte und den Schnürsenkel vorsichtig mit meiner Schwertklinge spaltete. So gewann ich eine schmiegsame dünne Lederschnur. Vorsichtig schlang ich diese Schnur um den Sperrbalken und steckte beide Enden durch das schmale Loch, so daß sie an der Außenseite der Tür herabhingen. Schließlich ließ ich die Tür aufschwingen.
    »Nun stell dir vor, ich binde einen ziemlich großen Knoten mit diesen beiden Enden.«
    Elizabeth starrte die Schnur einen Augenblick an. »Dann hättest du damit den Sperrbalken arretiert, so daß er mit der Riegelschnur nicht mehr angehoben werden kann. Aber es könnte jemand den Knoten aufmachen und eintreten.«
    »Natürlich«, sagte ich und blickte sie von der Seite an.
    Sie musterte mich einen Augenblick ratlos, ehe sie zu lächeln begann. »Ja!« sagte sie. »Ausgezeichnet!« Elizabeths Auffassungsgabe war vorzüglich.
    »Paß auf«, sagte ich, nahm die beiden herabhängenden Enden und begann einen umfangreichen Knoten zu schlingen. Ich führte die Schnüre in immer komplizierteren Windungen umeinander und bemerkte dabei: »Es handelt sich um einen Knoten mit siebenundfünfzig Windungen. Andreas aus Tor hat ihn mir vor Jahren beigebracht.«
    »Du knotest ihn immer gleich?«
    »Ja«, sagte ich. »Jeder kann seinen eigenen Knoten haben, so ausgeprägt wie eine Unterschrift, und jeder Knoten ist ein Geheimnis. Nur der Betreffende kann ihn binden, und – was wichtiger ist – nur er kennt die Bewegungen, mit denen der Knoten – falls er unberührt ist – wieder zu öffnen ist.«
    »Aber jeder kann doch den Knoten öffnen.«
    »Gewiß, aber das Problem liegt darin, den Knoten wiederherzustellen, nachdem er geöffnet gewesen ist.«
    »Der Bewohner des Raums kann also beim Aufknoten sofort feststellen, ob sich jemand daran zu schaffen gemacht hat.«
    »Ja«, sagte ich. »So weiß er, ob sich jemand in seiner Abwesenheit für sein Quartier interessiert hat.«
    Elizabeth beobachtete mich einige Zeit, während ich mein Werk beendete. Schließlich lehnte ich mich seufzend zurück.
    »Ein wahrhaft gordischer Knoten«, sagte sie. »Alexander hat ihn mit dem Schwert durchgehauen.«
    »Und hat damit der ganzen Welt verraten, daß jemand in den Raum, oder was immer es gewesen sein mag, eingedrungen war.«
    Ich öffnete den Knoten wieder, zog die Schnüre durch das Loch und verriegelte die Tür von innen. »Ich bringe dir jetzt meinen Knoten bei«, sagte ich.
    »Gut«, erwiderte Elizabeth ungerührt. »Ich sollte aber auch einen eigenen Knoten haben. Wenn ich schon deinen Knoten lernen soll, sehe ich keinen Grund, warum du nicht auch meinen studieren solltest.«
    »Elizabeth!« sagte ich ungeduldig, denn es ist kein reines Vergnügen, einen Signaturknoten zu lernen.
    »Vella«, berichtigte sie mich.
    »Also gut, Vella, du hast manchmal einen hübschen Starrkopf.«
    »Es muß doch Spaß machen, einen Knoten zu erfinden«, sagte sie ungerührt. »Er muß etwas Weibliches haben, muß meine Persönlichkeit widerspiegeln.«
    Ich stöhnte auf.
    Sie legte mir den Arm um den Hals und sah mich schelmisch an. »Vielleicht hat der Herr für seine Vella noch mehr übrig, wenn sie voll ausgebildet ist.«
    »Vielleicht«, sagte ich.
    Sie küßte mich auf die Nase, und ich schlang die Arme um sie.
     
    Einige Monate zuvor waren Elizabeth und ich, das Ei der Priesterkönige in der Satteltasche meines Tarn, aus den Ebenen Turias, aus dem Land der Wagenvölker in den Norden zurückgekehrt. In der Nähe des Sardargebirges hatte ich den Tarn auf der scheibenähnlichen grauen Oberfläche des Schiffs landen lassen, etwa zwei Kilometer über der Oberfläche des Planeten. Das Schiff rührte sich nicht von der Stelle, sondern blieb stationär, als ruhe es auf einem unsichtbaren Unterbau. Wolken wirbelten vorüber. In der Ferne tief unter uns schimmerten die schwarzen schneebedeckten Gipfel des Sardargebirges.
    Hochaufragend und dünn wie eine goldene Messerklinge, die Vorderbeine anmutig in den Wind gehoben, die goldenen Tentakel vom Wind bewegt, so stand ein Priesterkönig auf dem Schiff.
    Ich sprang vom Rücken meines Tarn und wandte mich dem Wesen zu. Der Priesterkönig machte mit seinen vier hinteren Fortbewegungsorganen einen Schritt in meine Richtung.
    Wir sahen uns an.
    Ich betrachtete den riesigen Kopf, eine Goldkugel unter den windbewegten Tentakeln, eine Kugel, auf der die Härchen der Sinnesorgane

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