GOR-Zyklus 05 - Die Meuchelmörder von Gor
lesen konnte, erklärte er sich bereit, sie zu unterrichten. Elizabeth war einverstanden, zeigte sich jedoch überrascht, als sie auf einen langen Tisch gelegt und ihr Kopf zwischen zwei komplizierte gekrümmte Apparaturen geschoben wurde, die zusammen eine Art Helm bildeten. Außerdem wurde sie noch an Beinen und Armen festgeschnallt, so daß sie sich kaum rühren konnte.
»Wir mußten nach dem Nestkrieg feststellen«, sagte Kusk, »daß viele unserer ehemaligen Sklaven nicht lesen konnten, was nicht weiter überraschend ist, da sie doch im Nest aufgewachsen waren. Daraufhin entwickelten wir diese Anlage, die bei dem simplen und nur einmal vorhandenen Gehirn des Menschen nicht weiter kompliziert ist.«
»Bei der Ausbildung der Priesterkönige«, sagte ich, »wurden aber Drähte verwendet – acht Drähte, einer für jedes Gehirn.«
»Wir kommen jetzt ohne Drähte aus – sogar bei den Priesterkönigen. Sie wurden ohnehin nur noch aus Gründen der Tradition verwendet, doch die Menschen im Nest schlugen eine Verfeinerung der Technik vor, die wir natürlich weiterentwickeln mußten.« Kusk schielte an seinen Tentakeln entlang. »Es scheint, daß sich Menschen selten zufriedengeben.«
»Laßt mich frei«, sagte Elizabeth. »Bitte.«
Kusk drehte an einem Einstellknopf, und das Mädchen schien plötzlich sehr müde zu werden, schloß die Augen und war entschlummert.
Kusk und ich besprachen etwa eine Ahn lang verschiedene Themen, unter anderem die Frage, bis zu welchem. Grad die Kontrolleinrichtungen nach dem Nestkrieg wieder einsatzfähig waren, und das Problem der Menschen, die im Nest zunehmend an Bedeutung gewannen.
Schließlich ertönte ein leises Klicken, und ein kleines Geruchssignal ging von dem Gerät aus, das sich um Elizabeths Kopf schloß. Kusk schaltete die Anlage aus, und ich befreite das Mädchen von den Fesseln.
Sie öffnete die Augen.
»Wie fühlst du dich?« fragte ich.
»Ich bin eingeschlafen«, sagte sie, richtete sich auf und rieb sich die Augen.
»Schon gut«, sagte ich.
»Ich bin jetzt wieder wach«, sagte sie. »Wann können wir anfangen?«
»Wir sind schon fertig«, sagte Kusk. Mit seinen Greifwerkzeugen hob er einen Plastikbogen hoch, auf dem das goreanische Alphabet verzeichnet stand, dazu in verschiedenen Schrifttypen einige Textzeilen in derselben Sprache.
»Lies«, sagte Kusk.
»Aber das ist Goreanisch! Ich kann diese Sprache nicht lesen.«
»Was ist das für ein Zeichen?« fragte ich und hob den Zeigefinger.
Ein Ausdruck der Überraschung erschien auf ihrem Gesicht, dann so etwas wie Angst. »Al-Ka«, sagte sie, »der erste Buchstabe des goreanischen Alphabets.«
»Lies diesen Satz – komm, versuch's!«
Langsam und nervös begann sie Laute zu formen, sprach aus, was ihr in den Sinn kam. »Der Erstgeborene-der-Mutter war Sarm …« Sie starrte mich an. »Aber das sind doch nur Laute!«
»Na, was bedeuten sie?« fragte ich.
Plötzlich rief sie aus: »Der Erstgeborene der Mutter war Sarm!«
»Sie ist sehr klug«, sagte Kusk. »Manchmal dauert es eine Viertel-Ahn, ehe sich die Erkenntnis durchsetzt, daß die spontan mit den Zeichen verbundenen Laute wirklich die Worte ihrer Sprache sind. Bald wird sie die Zeichen in Wortform lesen können. Nach einigen Übungstagen liest sie so schnell wie die meisten Goreaner; darüber hinaus ist das Problem nur eine Frage des Interesses und der Geschicklichkeit.«
Wir ließen Elizabeth in der Lehrkammer zurück und gingen zum Essen. Sie schien viel zu aufgeregt zu sein, um uns zu begleiten, und erschien erst spät in meiner Unterkunft, einen dicken Stapel Schriftrollen unter dem Arm, die sie sich von verschiedenen Menschen ausgeliehen hatte. In den nächsten Tagen war wenig mit ihr anzufangen.
Als die Zeit verging, wuchs auch in mir der Wunsch, das Nest zu verlassen.
In den letzten Tagen unterhielt ich mich oft mit Misk über mein Abenteuer, das letzte Ei der Priesterkönige zurückzugewinnen. Ich informierte ihn vor allem darüber, daß andere ebenfalls nach dem Ei gestrebt und fast Erfolg gehabt hätten; andere, die die Technologie hatten, um die Erde zu besuchen, um Menschen für ihre Zwecke zu entführen und einzusetzen, wie früher die Priesterkönige.
»Ja«, sagte Misk. »Wir stehen im Krieg. Aber das ist schon seit zwanzigtausend Jahren der Fall.«
»Und in dieser Zeit ist es euch nicht gelungen, den Kampf erfolgreich abzuschließen?«
»Die Priesterkönige sind im Gegensatz zu den Menschen nicht aggressiv. Es genügt uns
Weitere Kostenlose Bücher