GOR-Zyklus 09 - Die Marodeure von Gor
Neuigkeit. Sie verbreitete sich wie brennendes Öl im großen Lager. Die Männer sahen sich an. Viele packten ihre Waffen fester.
»Ein Kur!« wurde gemeldet. »Einer der Kurii will vor der Thingversammlung sprechen!«
Das Mädchen sah mich an. »Laß sie beim Zelt von Thorgeir vom Axtgletscher abgeben«, sagte ich zu dem Schiedsrichter. »Sag ihm, sie ist ein Geschenk von Tarl Rothaar.«
»Das soll geschehen«, sagte der Mann und winkte zwei stämmige Thralls herbei, die das Mädchen in die Mitte nahmen.
»Liefert sie am Zelt Thorgeirs vom Axtgletscher ab«, befahl er. »Sagt ihm, sie ist ein Geschenk von Tarl Rothaar!«
Das Mädchen wurde herumgedreht. Sie sah mich über die Schulter an. Grobe Hände stießen sie weiter – zum Zelt des Mannes, der hier als Thorgeir vom Axtgletscher bekannt war.
Mein Blick begegnete dem des Oberschiedsrichters für das Bogenschießen.
»Eilen wir zum Versammlungsfeld«, sagte er.
Und gemeinsam verließen wir den Ort, wo ich den großen Preis des Pfeilschießens gewonnen hatte – und ein Mädchen.
10
Es hob den Kopf. Es stand auf dem kleinen Hügel, der sich vor dem Versammlungsfeld erhob. Dieser Hügel war terrassenförmig mit Steinen abgesetzt. Auf diesen Steinen, die halbkreisförmig angelegt waren, standen bedeutende Männer und Jarls, Runenpriester und die Wache von Svein Blue Tooth. Unmittelbar unter dem Gipfel des kleinen Hügels befand sich eine in den Hang hineingeschnittene ebene, mit Steinen bepflasterte Plattform mit Seitenabmessungen von etwa zwölf Fuß.
Hier stand Svein Blue Tooth mit zwei Würdenträgern – hohen Offizieren des Jarl.
Das Wesen schaute mit erhobenem Kopf über die Versammlung freier Männer hinweg. Im Sonnenlicht wirkten die Pupillen seiner Augen ungewöhnlich klein und dunkel. Sie waren wie schwarze Punkte in der grüngelben Iris. Ich wußte, daß diese Punkte bei Nacht wie Monde anschwellen und die ganze Augenöffnung einnehmen konnten, die fast zehn Zentimeter groß war. Die Evolution hatte diese Lebensform auf einer fernen, jetzt vielleicht vernichteten Welt für die Jagd bei Tag und bei Nacht ausgestattet. Zweifellos jagte ein Kur gleich der Katze nur, um sich zu ernähren, und seine vorzüglichen Augen bedeuteten, daß es keine Tages- oder Nachtzeit gab, da man diese Wesen nicht fürchten mußte. Der Kopf entsprach in der Breite ungefähr dem Brustkorb eines großen Mannes. Es hatte eine flache Schnauze mit breiten Nüstern. Die Ohren waren groß und spitz. Sie stellten sich lauschend an der Seite des Kopfes auf und wurden dann wieder angelegt. Die Kurii, so hatte man mir erzählt, legten bei Begegnungen mit den Menschen oft die Ohren an, schon um ihren Gesprächspartnern ähnlicher zu sehen. Das Anlegen der Ohren ist auch als Zeichen der Wut und Feindseligkeit zu deuten. Offenbar ist es für einen Kur physiologisch unmöglich, ohne angehobene Schultern, vorgestreckte Klauen und angelegte Ohren anzugreifen. Die Nüstern des Wesens bebten, während es über die Menge blickte. Das Riechvermögen der Kurii ist nicht so hervorragend wie das der Sleen, doch angeblich konnten sie eine Fährte so gut verfolgen wie ein Larl. Auch ihr Gehör ist ausgezeichnet und wurde ebenfalls mit dem des Larl verglichen. Es bestand kein Zweifel daran, daß das Sehvermögen der Kurii bei Tage dem des Menschen entsprach und vielleicht sogar besser war, ebenso das Gehör. Außerdem waren sie vernunftbegabt wie die Menschen. Wie wir hatten sie ein Gehirn und ein Rückgrat. Die Priesterkönige stellten sie in der Intelligenz dem Menschen gleich, und es war klar, daß sie in gewisser Hinsicht eine ähnliche Erbmasse besaßen. Was sie zu dermaßen gefürchteten Gegnern werden ließ, war nicht so sehr ihre Intelligenz oder – auf den Stahlwelten – ihre technischen und wissenschaftlichen Fähigkeiten, sondern vielmehr ihre Aggressivität, die Beharrlichkeit und Tollheit in der Befriedigung ihrer emotionalen Bedürfnisse, ihre wesenseigene, zuweilen fast blindwütige Wildheit, die an blutrünstige Raserei grenzte.
Das Ungeheuer war annähernd neun Fuß groß, und ich schätzte sein Gewicht auf etwa neunhundert Pfund. Interessanterweise sehen die Priesterkönige, die nicht sonderlich visuell begabt sind, kaum einen Unterschied zwischen den Kurii und den Menschen. Mir erschien dies schon immer eine unmögliche Haltung für Wesen von der Intelligenz der Priesterkönige, aber trotz der für mich offensichtlichen Unterschiede halten die Priesterkönige
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