GOR-Zyklus 10 - Die Stammeskrieger von Gor
worden, in einer Marschrichtung, die es tief in den Süden geführt hätte. Im Grunde unglaublich.
»Vielleicht hatte das Wesen dort unten eine bestimmte Aufgabe.«
»Aber dort gibt es nichts«, sagte ich. »Und nur ein Verrückter würde sich von den gekennzeichneten Kar a wanenrouten entfernen, die von Oase zu Oase führen.«
»Ein junger Kaiilatreiber, der sich verirrte«, sagte S a mos, »fand einen Felsen mit der Inschrift: ›Vorsicht vor dem Stahlturm‹.«
»Und das Mädchen mit der Botschaft«, sagte ich. »O f fensichtlich kennen wir den Abdul nicht, vor dem wir uns in acht nehmen sollen. Und wir wissen nicht, wer uns die Warnung zugeschickt hat.«
»Nein«, sagte Samos nachdenklich.
Beiläufig beobachtete ich das tanzende Mädchen, das vor mir kniete und mir bebend die Hände entgegenstrec k te. Ich riß mich von meinen Gedanken los, griff über den Tisch, packte sie und warf sie rücklings über die Tisc h platte. Im nächsten Augenblick hatte ich meine Lippen auf die ihren gepreßt. Ihre Augen blitzten. Ich hob den Kopf und sah sie an. Sie versuchte mich weiter zu kü s sen, doch ich ließ es nicht zu, daß sie mich berührte. Statt dessen zerrte ich sie hoch, drehte sie halb herum und stieß sie wieder auf den Mosaikboden zurück. Ein Bein untergeschlagen, halb entblößt, starrte sie mich zornig an. »Tanze weiter!« sagte ich. »Hast du gehört, Sklavin?«
Wütend, doch anmutig streckte sie das Bein aus, fuhr mit einer Hand daran entlang, sah mich über die Schulter hinweg an, ehe sie sich abrollen ließ und erschauderte, als bekäme sie die Peitsche ihres Herrn zu spüren.
»Tanze!« sagte ich. »Tanze für die Gäste des Samos!«
Langsam bewegte sich das Mädchen von Mann zu Mann und bot ihm tanzend ihre Schönheit dar. Die Mä n ner hämmerten auf die Tische und brüllten begeistert. Mancher versuchte sie anzufassen, doch sie wich immer wieder geschickt zurück.
Samos stand auf und betrat den gekennzeichneten B o den. Ich begleitete ihn.
An einer bestimmten Stelle des glatten Mosaiks blieb er stehen und deutete auf die Stelle der Landkarte. »Ja«, sagte er. »Etwa hier.«
Ich blickte auf die bezeichnete Stelle, die von Hunde r ten winziger Steinsplitter gekennzeichnet war, hier z u meist von brauner Farbe. »Da gibt es noch etwas«, sagte Samos, »das ich dir noch nicht gesagt habe.«
»Und das wäre?«
»Die Kurii haben dem Sardar ein Ultimatum gestellt – ›Gebt Gor auf!‹«
»Mehr nicht?« fragte ich. »Das will mir kaum logisch erscheinen. Aus welchem Grunde sollte diese Welt den Kurii überlassen werden?«
»Hört sich verrückt an«, sagte Samos.
»Aber die Kurii sind nicht verrückt«, entgegnete ich. »Eine Alternative wurde nicht in Aussicht gestellt?«
»Nein.«
»›Gebt Gor auf‹ …«, sagte ich nachdenklich.
»Hört sich verrückt an«, meinte Samos. »Trotzdem bin ich besorgt.«
»Und wie hat das Sardargebirge darauf reagiert?« wollte ich wissen.
»Misk, einer der führenden Priesterkönige, hat die K u rii gebeten, sich genauer zu äußern.«
Ich lächelte. »Er versucht Zeit zu gewinnen«, sagte ich.
»Natürlich«, meinte Samos.
»Hat es darauf eine Antwort gegeben?«
»Die ursprüngliche Aufforderung wurde wiederholt. Danach nichts mehr.«
»Zweifellos ein Bluff seitens der Kurii«, sagte ich. »Die Priesterkönige tun sich mit solchen Dingen wah r scheinlich schwer. Im allgemeinen sind sie sehr ve r nunftbetont und logisch ausgerichtet. Mit psycholog i schen Tricks, falschen Ansprüchen und Bluffs kennen sie sich nicht aus.«
Samos zuckte die Achseln.
»Ich habe manchmal das Gefühl«, fuhr ich fort, »daß die Priesterkönige die Kurii gar nicht verstehen. Vie l leicht sind sich diese beiden Lebensformen einfach zu fremd. Den Priesterkönigen fehlt die Leidenschaft, die Energie, das Haßdenken, um die Kurii in vollem Ausmaß zu begreifen.«
»Oder die Menschen«, sagte Samos.
»Oder die Menschen«, räumte ich ein. Auch die Prie s terkönige besaßen Energie und Gefühle, doch das waren Empfindungen, die sich vermutlich sehr von den Emot i onen der Menschen und auch Kurii unterschieden. Die Grundlage des sinnlichen Erlebens der Priesterkönige war mir noch weitgehend verschlossen. Zwar kannte ich ihr Verhaltensschema; doch die Welt ihres inneren Erl e bens war mir fremd. Ihre Antennen waren die zentralen Sinnesorgane. Sie besaßen zwar Augen, verließen sich jedoch selten darauf und fühlten sich in absoluter Du n kelheit zu Hause. Ihre
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