GOR-Zyklus 13 - Die Erforscher von Gor
Schendi-Palme empor. Dort entdeckte ich Kapitän Ulafi im Gespräch mit einem Mann, den ich für den Ersten Offizier hielt. Die beiden beachteten mich nicht.
Ich verweilte einige Sekunden lang und betrachtete die anmutig geschwungene Wandung der Schendi-Palme . Sie war ein mittelgroßes Schiff, dessen Verhältnis von Länge zu Breite etwa sechs zu eins betrug, während Langschiffe etwa im Verhältnis acht zu eins gebaut werden. Das Schiff wies an jeder Seite zehn Ruder auf, besaß zwei Steuerruder und zwei Festmasten mit Lateinersegeln. Die meisten goreanischen Schiffe wurden mit Doppelrudern gesteuert. An Bord von Rundschiffen sind die Masten gewöhnlich fest angebracht, während sich der eine Mast eines Langschiffes vor dem Kampf entfernen läßt. Die meisten goreanischen Schiffe besitzen Lateinersegel; damit lassen sie sich dichter vor den Wind steuern. Außerdem bietet das lange dreieckige Segel ein sehr ansprechendes Bild.
Ich wandte dem Schiff den Rücken. Ich wollte nicht dabei auffallen, daß ich es mir zu gründlich anschaute. Nach den Gezeitentabellen würde die Flut sechs Ehn nach der siebten Ahn ihren Höhepunkt erreichen.
Ich stellte mir die Frage, ob Ulafi auch ohne die blonde Barbarin ablegen würde. Ich nahm es nicht an. Ich hoffte, daß er den Silber-Tarsk für sie nicht nur deswegen bezahlt hatte, weil sie ihm irgendwie gefiel. Das wäre sehr ärgerlich. Ich war überzeugt, er würde warten, bis man sie wieder eingefangen hatte. Wenn er dadurch jedoch die Flut verpaßte, würde ihn das bestimmt nicht freuen.
Am Pult des Pier-Praetors schien sich etwas ereignet zu haben, und ich kehrte dorthin zurück.
»Sie ist es!« sagte der überfallene Mann und deutete auf das kleine dunkelhaarige Mädchen. Sie stand gefesselt vor dem hohen Tisch des Praetors. Neben ihr, ebenfalls gesichert, stand ihr Komplize. Beide waren durch eine Halsschlinge miteinander verbunden. Interessanterweise trug das Mädchen keine Tunika mehr; ich hatte ihr das Kleidungsstück lediglich über die Hüfte hochgeschoben. Es erschien mir nicht wahrscheinlich, daß der Wächter sie entblößt hatte, da ich sie nach wie vor für eine freie Frau hielt. Jetzt aber war sie nackt.
»Die beiden waren wie Vulos aneinandergebunden«, sagte ein Wächter lachend.
»Wer mag das nur gewesen sein?« fragte jemand.
»Wächter waren es nicht«, sagte einer der Uniformierten. »Wir hätten die beiden sofort abgeliefert.«
»Sieht so aus, als hätten sich die beiden das falsche Opfer ausgesucht«, meinte jemand.
»Sie ist es!« wiederholte der Mann mit dem blutigen Ohr. »Sie hat mich abgelenkt, während der andere, so vermute ich, mich niederschlug.« Er deutete auf den Mann.
Das Mädchen schüttelte den Kopf. Anscheinend wollte sie etwas sagen.
»Was hast du da im Mund, Mädchen?« fragte der Praetor.
Einer der Wächter öffnete ihr unsanft die Lippen und holte die große Münze heraus. Zehn solcher Münzen ergeben einen Kupfer-Tarsk. Hundert Kupfer-Tarsk sind ein Silber-Tarsk.
Der Praetor legte die Münze auf seinen hohen Tisch, der zudem noch durch eine Sichtkante vor dem Antragsteller abgeschirmt wurde.
»Gib mir meine Münze zurück!« forderte das Mädchen. »Still!« sagte der Wächter.
»Sie hat dich also mit dem Mann zusammen überfallen?« fragte der Praetor und deutete auf das gefesselte Mädchen.
»Ja«, antwortete der Mann.
»Nein!« rief das Mädchen. »Ich habe ihn nie zuvor gesehen!«
»Ich verstehe«, sagte der Praetor, der das Mädchen zu kennen schien.
»Ha!« rief der Mann, der sie beschuldigte.
»Wie kommt es, daß du hilflos gefesselt am Kanal lagst?« fragte der Praetor.
Das Mädchen blickte sich nervös um. »Räuber haben uns überfallen und gefesselt«, sagte sie.
Gelächter wurde laut.
»Ihr müßt mir glauben! Ich bin eine freie Frau!«
»Untersucht den Beutel des Mannes«, ordnete der Praetor an.
Einer der Wächter öffnete den Beutel und fuhr mit den Fingern durch die Münzen, die sich darin befanden.
Verblüfft starrte das Mädchen auf den Beutel. Anscheinend hatte sie nicht gewußt, daß er soviel Geld enthielt. Zornig wanden sich ihre kleinen Hände in den Fesseln.
»Es sieht so aus«, sagte der Praetor lächelnd, »als hätte der Mann, der euch überfiel, euer Geld gar nicht mitgenommen.«
Der Gefesselte schwieg. Mürrisch blickte er zu Boden.
»Außerdem hinterließ er dir einen kleinen Tarsk«, wandte sich der Praetor an das Mädchen.
»Mehr habe ich nicht gespart«, sagte sie
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