GOR-Zyklus 13 - Die Erforscher von Gor
der Wächter. »Sie ist blond und hat blaue Augen. Sie ist eine Barbarin. Als man sie zuletzt sah, war sie nackt.«
Ich nahm nicht an, daß es lange dauern würde, sie wieder einzufangen. Es war dumm von ihr, die Flucht zu wagen. Für ein Mädchen wie sie gab es kein Entkommen. Andererseits trug sie noch kein Brandzeichen und keinen Sklavenkragen. Es mochte problematisch sein, sie sofort zu finden.
»Wie ist sie denn entkommen?« fragte ich einen Mann neben mir.
»Varts Helfer hat sie auf der Pier abgeliefert«, lautete die Antwort. »Er ließ sie inmitten der Fracht niederknien, die auf die Schendi-Palme verladen werden sollte. Man gab ihm eine Quittung für sie, und dann zog er wieder ab.«
»Er hat sie nicht an Händen und Füßen gefesselt?« fragte ich.
»Nein«, antwortete der Mann. »Aber wer hätte das auch für nötig gehalten?«
Ich nickte. Seine Worte waren logisch. Innerlich aber lächelte ich. Sie hatte einfach die Ladezone verlassen, sobald niemand mehr auf sie achtete, sie hatte sich unbemerkt entfernt. Wären ihre Kenntnisse über Gor ausgedehnter gewesen, hätte sie es nicht ohne weiteres gewagt zu fliehen. Sie begriff noch nicht, daß sie jetzt eine Sklavin war. Sie hatte noch nicht erfaßt, daß die Flucht einem Wesen wie ihr für alle Zeit verboten war.
»Bringt das Mädchen zum Praetor dieser Pier zurück!« setzte der Wächter seine Ausrufung fort.
»Was ist mit den beiden, die mich ausgeraubt haben?« rief der Mann mit der zerrissenen Kleidung und dem blutigen Ohr.
»Du bist nicht der erste«, sagte der Praetor von der Höhe seines Pultes herab. »Auf sie gibt es längst einen Steckbrief.«
»Wer hat dich ausgeraubt?« fragte ich den Mann.
»Ich glaube, es waren zwei«, antwortete er. »Ein dunkelhaariges Urt-Mädchen in einer braunen Tunika. Ich wurde von hinten niedergeschlagen. Anscheinend hat sie einen männlichen Komplizen.«
»Sie verwickelte dich in ein Gespräch?« fragte ich. »Und als du dann abgelenkt warst, wurdest du von hinten angegriffen?«
»Ja«, antwortete der Mann mürrisch.
»Ich habe vorhin zwei Personen gesehen, auf die die Beschreibung paßt«, sagte ich. »Und zwar auf dem Nordweg des Rand-Kanals, der ganz in der Nähe dieser Pier mündet.«
»Wir schicken zwei Wächter los«, sagte der Praetor. »Vielen Dank für die Information, Bürger!«
»Sicher sind sie längst fort«, meinte der Überfallene.
»Vielleicht noch nicht«, mutmaßte ich.
Der Praetor schickte zwei Mann los, die sich schnellen Schrittes in Richtung Rand-Kanal entfernten.
»Haltet nach einer entflohenen Sklavin Ausschau!« rief der Wächter über die Menge hinweg. Ich hörte, wie er weitere Informationen hinzufügte, die ihm offenbar soeben von einem Pier-Läufer übermittelt worden waren. Sie umfaßten aber kaum mehr als die Maße des Mädchens, die Varts Verkaufsunterlagen entnommen werden konnten.
Ich schritt bis zum Ende der Pier, etwa hundert Meter entfernt, wo die Schendi-Palme vertäut war. Hafenarbeiter, die schwere Ballen auf den Schultern trugen, gingen in langen Reihen an Bord und verschwanden unter Deck. Das Kommando führte der Zweite Offizier des Schiffes. Das erste graue Licht füllte den Himmel. Noch war der goldene Rand Tor-tu-Gors nicht auszumachen, des Lichts auf dem Heimstein , das sich im Osten der Stadt erhob.
»Fahrt ihr nach Schendi?« fragte ich den Offizier.
»Ja«, gab er zurück und hob den Blick von seiner Ladeliste.
»Ich würde gern bei euch eine Passage buchen«, sagte ich.
»Wir nehmen keine Passagiere mit«, sagte er.
»Ich könnte bis zu einem Silber-Tarsk zahlen«, sagte ich. Daß ich mir mehr leisten konnte, wollte ich lieber nicht verlauten lassen. Wenn es gar nicht anders ging, konnte ich mit irgendeinem anderen Schiff fahren. Ein eigenes Schiff zu mieten, war nicht ratsam – das hätte bestimmt Verdacht erweckt. Es wäre auch nicht klug gewesen, eines meiner eigenen Schiffe, beispielsweise die Dorna oder die Tesephone , in den Süden zu holen. Man mochte sie identifizieren. Goreanische Seeleute erkennen Schiffe ebensoleicht wie Gesichter. Das gilt natürlich für Seeleute aller Länder und aller Welten.
»Wir nehmen keine Passagiere mit«, wiederholte der Zweite Offizier.
Achselzuckend wandte ich mich ab. Natürlich hätte ich es vorgezogen, mit diesem Schiff zu fahren, denn dort würde sich auch das Mädchen befinden, sollte man sie wieder einfangen. Ich durfte nicht riskieren, ihre Spur zu verlieren.
Ich blickte zum hohen Deck der
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