GOR-Zyklus 17 - Die Wilden von Gor
So sollte man den Namen vielleicht nicht als wissenschaftlich zutreffend ansehen, sondern als etwas anderes, vielleicht eine Warnung. Der Name ›Ödland‹ gibt den Menschen die Entschuldigung, sollten sie ihrer bedürfen, die Zone nicht zu betreten. Dabei ist der Name nicht völlig falsch. Das Territorium dürfte alles in allem weitaus weniger nutzbar sein als der größte Teil des übrigen bekannten Gor. Das Klima wird dort weitgehend von den Thentis-Bergen beeinflußt und vom Fehlen großer Wasserflächen. In der nördlichen Hemisphäre Gors kommen die Winde vorwiegend aus dem Norden und Westen. Dementsprechend wird ein erheblicher Prozentsatz feuchtigkeittragenden Luft von westlichen Winden in die Thentis-Berge und dort in kühlere, weniger erhitzte Lufthöhen gedrückt, wo sie abregnet, vorwiegend an den Osthängen des Gebirges und den westlichen Ausläufern des Ödlandes. Darüber hinaus reduziert das Fehlen großer Wasserflächen im Ödland die Regenfälle noch insoweit, als sie sich aus der Verdunstung großer Flächen und dem nachfolgenden Niederschlag der Feuchtigkeit über Land ergeben, ausgelöst durch damit einhergehende Luftbewegungen.
Der Mangel an großen Wasserflächen hat noch eine andere gravierende Auswirkung auf das Klima des Ödlandes, das ohne die mäßigende Einwirkung solcher Wasserflächen auf atmosphärische Temperaturen auskommen muß. Landmassen am Meer haben wegen der unterschiedlichen Erhitzung von Land und Wasser im allgemeinen wärmere Winter und kühlere Sommer als anders gelegene Zonen. So erlebt das Ödland große Temperaturunterschiede, die sich in bitterkalten Wintern und langen heißen, trockenen Sommern äußern.
»Eine andere Möglichkeit«, plauderte Samos weiter, »wäre ein Kredit an die Sa-Tarna-Kaufmannschaft, und zwar zu einem ermäßigten Zins. Damit wäre der Präzedenzfall einer direkten Subvention an einer Unterkaste vermieden. Gewiß, trotzdem könnte es Widerstand aus der Straße der Münzen geben. Vielleicht ließe sich auch eine Steuervergünstigung in Betracht ziehen.«
In den trockensten Zonen am Fuße der Thentis-Berge ist das Gras nur kurz. Reitet man weiter nach Osten, wächst es höher empor, bis zu achtzehn Zoll hoch; und kommt man noch weiter östlich, kann es Höhen von mehreren Fuß erreichen und berührt zuweilen die Knie eines Kaiilareiters. Zu Fuß kann man sich in solchem Gras leichter verlaufen als in den Wäldern des Nordens. Soweit ich weiß, war es noch keinem Weißen gelungen, bis an die Ostgrenze des Ödlandes vorzustoßen. Jedenfalls war aus jenem Gebiet noch niemand zurückgekehrt. Wie groß es also wirklich ist, weiß niemand.
»Das sind alles sehr komplizierte Entscheidungen«, jammerte Samos. »Ich weiß wirklich nicht, wie ich stimmen soll.«
Typisch für das Ödland sind Tornados und krachende Donnerschläge. Im Winter kann es zu Schneestürmen kommen, die wohl zu den schlimmsten auf Gor zählen: Die Schneewehen erreichen die Höhe von Galeerenmasten. Im Sommer glüht die Sonne, die scheinbar endlose Dürreperioden auslöst und zahlreiche flache gewundene Flüsse dieser Gegend austrocknen läßt. Plötzliche Temperaturschwankungen sind nichts Ungewöhnliches. Ein Teich kann im En'Kara-Monat plötzlich zufrieren, während gegen Ende Se'Var eine zwölf Zoll dicke Schneedecke innerhalb von Stunden zu schmelzen vermag. Es wird auch von plötzlichen Stürmen berichtet, ebenso von Unwettern, die in weniger als einer Stunde das Wasser einen Fuß hoch steigen lassen. Solche Regengüsse versickern natürlich schnell wieder und schneiden Bachläufe und Vertiefungen in das Land. Auf diese Weise kann sich ein trockenes Flußbett innerhalb von Minuten in einen reißenden Strom verwandeln. Nicht selten kommt es auch zu Hagelschlag, mit Brocken, die oft größer sind als Vulo-Eier. Oft haben solche Unwetter ganze Zugvögelschwärme vernichtet.
»Was meinst du dazu?« fragte Samos.
»Es gab einen Moment, da habe ich mit Zarendargar Paga geteilt«, sagte ich.
»Das verstehe ich nicht.«
Wir spürten die Barke langsam im Kanal wenden. Dann hörten wir, wie auf der Steuerbordseite Ruder eingezogen wurden. Sanft prallte das Boot gegen eine Pier und knirschte an den Lederpolstern entlang.
»Wir sind an meinem Haus«, sagte ich.
Langsam erhob ich mich von der niedrigen Bank, ging zur Tür und öffnete sie, die zum Heck der Barke hinausführte. Zwei meiner Männer, der eine am Bug, der andere am Heck, hielten die Leinen. Ich stieg auf die Reling
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