GOR-Zyklus 18 - Die Blutsbrüder von Gor
Bruder!« erwiderte Canka.
»Sei gegrüßt, Bruder!« rief Cuwignaka fröhlich. »Was gedenkst du heute früh zu tun?«
»Ich glaube, ich sehe mir mal die Pte an«, antwortete Canka lächelnd.
»Wo ist Winyela?« erkundigte sich Cuwignaka. »Reitet sie mit? Soll sie uns begleiten? Wir achten auf sie.«
»Sie zieht mit«, antwortete Canka. »Aber ich schicke sie mit Wasnapohdi, der Sklavin des Händlers Wapeton. Wasnapohdi hat die Jagd schon einmal mitgemacht und wird sich nicht zu weit vorwagen. Sie kann Winyela zeigen, wie Fleisch geschnitten wird.«
»Winyela ist eine Weiße«, sagte Cuwignaka. »Sie wird sich beim erstenmal übergeben. Sie wird nicht viel zustande bringen.«
»Wenn sie Fleisch verkommen läßt, wird sie bestraft«, sagte Canka.
»Du hast sie doch noch nie bestraft!« behauptete Cuwignaka.
»Wenn sie Fleisch verkommen läßt, soll sie die Peitsche spüren.«
»Gut«, meinte Cuwignaka.
»Wie ich sehe, kleiner Bruder, willst du auch mitziehen.«
»Natürlich!«
»Komm nicht zu nahe an die Herde heran!«
»Nein, keine Sorge!«
Cankas Warnung machte mich ein wenig nervös. Bisher hatte ich angenommen, daß allein die Jäger sich in Gefahr begaben. Aber natürlich war nicht ausgeschlossen, daß die Herde oder Gruppen von Kailiauk Haken schlugen oder im Kreis liefen, womit sie dann in die Nähe der Transportgestelle und Frauen geraten konnten. In einem solchen Fall mußte man sofort die Haltegurte der Gestelle durchschneiden, aufsteigen und so schnell wie möglich verschwinden. Gewiß, am gefährdetsten waren natürlich die Jäger, die zwischen die dahinlaufenden Ungeheuer reiten und ihren Todesstoß anbringen mußten, wenn sie knapp außerhalb der Reichweite der Dreizack-Hörner waren, beinahe dicht genug heran, um das Tier zu berühren.
»Du und Tatankasa, ihr werdet dort draußen allein sein. Ich kann mich nicht in eurer Nähe aufhalten.«
»Ich verstehe nicht, was du meinst«, sagte Cuwignaka.
»Nimm dich vor Hci in acht!« sagte Canka warnend.
»Gewiß«, bestätigte Cuwignaka, und mir sträubten sich die Nackenhaare.
»Hast du einen meiner Pfeile gesehen?« fragte Canka. »Einer fehlt.«
»Nein«, antwortete Cuwignaka.
»Ich muß ihn verlegt haben.«
»Ja.«
»Ich muß an meinen Platz«, sagte Canka.
»Ich wünsche dir eine gute Jagd«, sagte Cuwignaka. »Sei vorsichtig! Oglu waste!«
»Oglu waste!« gab Canka zurück und ritt weiter.
Agleskala machte seine dritte und letzte Runde durch das Lager und schrie seine Botschaft hinaus. »Wir werden Fleisch erringen!«
Mehrere Reiter fielen in diese Worte ein.
»Wir werden Fleisch erringen!« rief auch Cuwignaka fröhlich.
Die Reihe der Sleensoldaten, die vor Beginn der Morgendämmerung von keinem Jäger überholt werden durfte, verließ das Lager. Ihr folgten die Jäger aus den Reihen der Isbu, Casmu, Isanna, Wismahi und Napoktan, jeweils in Fünferreihen. Von den Hufen ihrer Kaiila stieg Staub auf. Dann kamen die Frauen mit Kaiila und Transportgestellen, deren schleifende Stangen Spuren in den Staub malten. Dieser Gruppe schloß sich Cuwignaka an, und ich folgte ihm.
5
»Bitte«, sagte Wasnapohdi, »hilf mir!«
Wir halfen ihr dabei, den mächtigen Stier im Gras auf den Bauch zu drehen, indem wir die Beine auswärts zogen. Weibliche Tiere, die leichter waren, wurden im allgemeinen auf der Seite liegend gehäutet und dann gewendet, manchmal mit Hilfe von Kaiila und Seilen, die an den Beinen festgemacht waren.
Wasnapohdi bohrte das Messer in den Nacken und vollführte den ersten Schnitt, von dem aus die Haut allmählich zurückgeschlagen werden sollte, um auf jeder Seite die Schulterteile freizulegen. Danach konnte dann die Haut auf übliche Weise durch die Mitte geschnitten werden.
Die Jäger hatten dem Tier bereits die Leber genommen – eine Delikatesse, die gewöhnlich roh verzehrt wird.
»Wie macht sich Winyela?« fragte ich und schaute auf das Mädchen, das mit gesenktem Kopf abseits im Gras kniete.
»Ihr ist übel«, antwortete Wasnapohdi.
Ich näherte mich dem Mädchen. In ihrer Nähe roch es nicht besonders angenehm.
»Wie geht es dir?« fragte ich.
»Alles in Ordnung«, erwiderte sie. »Nicht mehr lange, dann werde ich weiterhelfen.«
»Du bist eine Frau, Winyela«, sagte Wasnapohdi, die über ihrer Arbeit schwitzte. »Du mußt dies lernen.«
»Ich versuche es gleich noch einmal«, sagte Winyela.
»Dort drüben liegt eine Kuh«, sagte Wasnapohdi, die auf dem Rücken des Tiers kniete und das
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