GOR-Zyklus 18 - Die Blutsbrüder von Gor
Nein, ich mußte sie mir aus den Kopf schlagen. Ich erinnerte mich an ihre Eitelkeit und Arroganz, an ihren Stolz. Im Zentralzylinder war sie vor den Armfesseln und Schlingen räubernder Tarnreiter sicher. Gewiß kam dort niemand an sie heran. Ich dachte an den Spott, die Verachtung, die sie mir bezeugt hatte.
Eines Tages, so überlegte ich, mochte ich in Ar mein Glück versuchen. Angeblich gibt es dort gutaussehende Frauen. Ich fragte mich, ob sich nicht in meiner eigenen Festung ein Platz für eine solche Frau finden ließe, zum Beispiel in meiner Küche. Natürlich konnte ich sie auch als wertloses Etwas, das mich persönlich nicht im geringsten interessierte, einem der unwürdigsten und geizigsten Tavernenwirte Port Kars überlassen. Dieser Gedanke amüsierte mich.
Ich kaute die letzten Brocken Dörrfleisch.
»Bist du noch nicht fertig?« fragte Cuwignaka, der ins Zelt zurückkehrte. »Bist du noch nicht angezogen?«
»Gleich«, sagte ich.
Ich streckte den Arm aus, nahm meine Tunika und zog sie mir über den Kopf. Dann stand ich auf und zupfte den Stoff zurecht.
Cuwignaka verschwand wieder nach draußen.
Die Dörrmasse hatte mich durstig gemacht.
»Bereitet eure Pfeile vor!« hörte ich einen Ruf außerhalb. »Bereitet eure Pfeile vor! Ebenso die Messer! Wir werden Fleisch erringen! Wir werden Fleisch erringen!« Ein Ausrufer der Sleensoldaten mit Namen Agleskala, Gestreifte Echse, wanderte durch das Dorf.
Ich schob mich zur Seite und tastete nach dem Wasserbeutel. Es war ein Beutel, den ich auf meiner Pack-Kaiila mitgebracht hatte. Daß der Beutel und etliche andere Utensilien und Güter im Zelt lagerten, war Grunt zu verdanken. Verschiedene andere Dinge waren von Canka an Cuwignaka oder andere Mitglieder der Isbu verschenkt worden, im allgemeinen an Kampfgefährten. Das eigentliche Fellzelt war ihm von Akihoka geschenkt worden. Mann-der-geschickt-ist, einem von Cankas besten Freunden. Bei den roten Wilden gehört es zu den guten Sitten, füreinander einzustehen. Unser Haushalt war zwar etwas bescheiden ausgestattet, aber es reichte. Eine Robe kam sogar von Mahpiyasapa, dem Zivilhäuptling der Isbu, der auf diese Weise mit gutem Beispiel vorangegangen war und damit, was aus Cuwignakas Sicht noch wichtiger war, sein Recht auf weitere Stammeszugehörigkeit bekräftigt hatte.
Draußen bewegten sich mehrere Kaiila vorbei. Wahrscheinlich Kundschafter, die mit den Herdenwachen Kontakt aufnehmen wollten.
Ich fragte mich, warum die Kailiauk dieses Jahr so früh kamen.
Langsam blickte ich mich im Fellzelt um, das keinen untypischen Anblick bot. Die Stützstangen waren etwa fünfundzwanzig Fuß lang. Sie bestanden aus Tem-Holz, das gute Trocknungseigenschaften besitzt und daher sehr langlebig ist. Die Rinde wird entfernt, wenn die Stangen zugeschnitten und auf eine zumeist einheitliche Dicke gebracht werden. Ihr Umfang beträgt im allgemeinen zwölf Zoll. Der letzte Meter zum oberen Ende hin wird zugespitzt, um das Zusammenziehen und Festbinden zu erleichtern. Beim Bau der Unterkunft werden drei oder vier Stangen zusammengebunden und aufgerichtet, ein Gebilde, das etwa wie ein Dreifuß aussieht. Die anderen Stangen werden in entsprechendem Abstand dagegengelehnt. Eine lange Lederschnur, vom Boden ausgehend, mehrfach umwunden, verbindet schließlich die primären und sekundären Stangen miteinander. Das Ende dieser Schnur hängt in der Nähe des Eingangs, wo man im Notfall sehr schnell mit dem Abbau beginnen kann. Die Abdeckung des Zelts besteht aus mehreren zusammengenähten Kailiaukfellen. Je nach Größe des Baus und der verfügbaren Felle braucht man etwa neunzehn oder zwanzig Felle. Zwei lange Stangen, leichter als die Stützstangen, werden an dieser Zeltdecke festgemacht. Mit Hilfe dieser leichteren Stangen wird die Decke angebracht; sie hängen schließlich in der Nähe des Eingangs. Sie werden nicht nur dazu benutzt, die Felle an Ort und Stelle zu bringen, zurechtzurücken oder zu entfernen, sondern auch um die Rauchöffnung in der Zeltspitze zu regulieren, was natürlich von Außentemperatur und Windrichtung abhängt. Pflöcke halten die Felle am Boden fest. Im Winter wird noch eine Fell-Innenwand gezogen, im allgemeinen etwa fünf Fuß hoch, im Notfall auch durch eine Art Holzzaun als Schneebremse ergänzt. Im Sommer lassen sich die Zeltwände, wie erwähnt, hochrollen und verwandeln den Bau in eine Art Sonnendach.
Das Äußere der Unterkunft kann der Bewohner nach Belieben bemalen. Dabei werden oft
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