GOR-Zyklus 18 - Die Blutsbrüder von Gor
geführt zu werden. Ihre Länge reicht aus, um an einen dolchbewaffneten Gegner heranzukommen, und ihre Kürze und Wendigkeit machte es möglich, die Abwehr längerer, schwerer Waffen zu überwinden. Sie eignen sich allerdings weniger für den Gebrauch vom Rücken einer Kaiila oder eines Tarn. Daß auf Gor nicht häufiger Säbel verwendet werden, liegt meiner Meinung nach an der Neigung vieler Krieger, sich ausschließlich auf ihre Lanze zu verlassen. Der Krummsäbel der Tahari, für einen Kaiilareiter eine sehr nützliche Waffe, bildet dabei eine interessante Ausnahme.
Hier und dorten steckten Lanzen im Boden.
Ich ritt zu einer dieser Waffen, steckte mein Schwert fort und zog die lange Waffe heraus. Es war eine Gelbmesser-Waffe.
Ich wandte mich auf der Kaiila um und erblickte das Mädchen, das zwischen Männern und Tieren hindurchgelaufen war. Stocksteif stand sie wenige Meter von mir entfernt und zitterte am ganzen Leib. Ich ritt zu ihr hinüber.
»Verstehst du goreanisch?« fragte ich.
»Ja, Herr.«
»Bist du eine Sklavin bei den Gelbmessern?«
»Ja.«
»Ein Irrtum! Du bist jetzt Kaiila-Sklavin.«
»Ja, Herr«, sagte sie erschaudernd.
In diesem Augenblick ritt der junge Mann herbei, den ich beschützt hatte.
»Ich glaube, du kennst diese Frau«, sagte ich zu ihm.
»Ja«, sagte er. »Wir sind uns kürzlich begegnet.«
»Wie heißt du?«
»Cotanka«, antwortete er, »aus der Bande der Wismahi.«
Streng blickte ich auf das Mädchen nieder. »Wenn ich dir den Befehl dazu gebe, machst du kehrt und läufst hinter die Linien der Kaiila. Dort wirst du einen Weißen antreffen, der einen breitkrempigen Hut trägt. Er heißt Grunt. Du wirst dich vor ihm hinwerfen und ihm sagen, daß du die Sklavin Cotankas von den Wismahi bist.«
Sie nickte mit weit aufgerissenen Augen.
»Nun geh, Sklavin«, sagte ich.
»Ja, Herr!« rief sie und lief stolpernd davon.
»Ich glaube, sie wird eine ganz ordentliche Sklavin abgeben«, sagte ich zu dem jungen Mann.
»Ich glaube auch«, erwiderte er.
Damit kehrten wir ins Kampfgetümmel zurück.
24
»Sie kommen! Sie kommen!« riefen Stimmen. »Die Kinyanpi kommen!«
Am Nachmittag waren schon mehrmals die Kampfpfeifen erklungen, die aus den Flügelknochen der krallenfüßigen Herlits geschnitzt werden, mehrmals hatten sich die gefiederten Kampfstäbe gehoben und gesenkt und damit ihre Signale an die Kampfteilnehmer weitergegeben, nicht nur an die Kaiila, sondern auch an die Gelbmesser. Ich kannte die Bedeutung der Signale im einzelnen nicht, ebensowenig kannte sich Cuwignaka aus, dem die Ausbildung für die wendige Kampftaktik seines Volkes fehlte. Hci dagegen – und viele andere – fühlte sich damit ausgesprochen heimisch, so wie jeder goreanische Soldat die Bedeutung bestimmter Standartenbewegungen und Trompetensignale und Tarntrommelwirbel zu deuten weiß. Wir folgten dem Beispiel der anderen. Bisher hatte Mahpiyasapa, der seine Befehle durch Pfeifen und Kampfstäbe übermitteln ließ, seinen mutigen Kämpfern kein einzigesmal gestattet, die zurückweichenden Gelbmesser zu verfolgen. Dies war eine kluge Maßnahme, denn soweit ich ausmachen konnte, waren uns die Gegner zahlenmäßig hoch überlegen. Gewiß, von Zeit zu Zeit hatten sich frische Gelbmesser in den Kampf gestürzt. Andere waren auf nahegelegenen Hügeln aufgetaucht. Der vorgetäuschte Rückzug, der die Verfolger aus ihren Positionen lockt, ist eine beliebte Taktik der roten Wilden. Außerdem wollten wir das Lager halten, in dem sich Frauen und Kinder aufhielten – und das Fleisch, das die Kaiila durch den bevorstehenden Winter bringen sollte.
»Sie kommen!« gellten Rufe. »Die Kinyanpi!«
»Vielleicht sind das kleinere Vögel, die schon viel dichter heran sind«, sagte ein Mann.
Kampfpfeifen schrillten.
»Es sind die Kinyanpi!« sagte ein Mann.
»Wir wollen aufsteigen«, sagte Cuwignaka und schluckte ein Stück Dörrmasse.
Ich wischte in aller Ruhe die Flanken meiner Kaiila ab.
Ringsum bestiegen Krieger ihre Tiere, die zum großen Teil bis zum Bauch mit Staub bedeckt waren. Das Haar am Unterkinn vieler Kaiila war steif von getrocknetem Blut, das auf die heftige Bewegung der Zügel zurückzuführen war. Vielfach klebte auch Blut an den geflochtenen Lederriemen.
Ich hörte Männer in meiner Nähe. Einige zählten sich selbst noch einmal ihre Coups auf. Einige gingen ihre Medizinhelfer um Beistand an. Andere sangen ihre Kriegsmedizin. Dann gab es Kämpfer, die auf ihre Schilde und Waffen
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