GOR-Zyklus 20 - Die Spieler von Gor
Geheimnis vermutlich verloren, vielleicht hatten die Entdecker es auch absichtlich im Dunkel der Zeit verschwinden lassen, damit es andere nicht zum eigenen Vorteil nutzen konnten. Heutzutage wuchsen die Kinder der Urtmenschen einfach innerhalb des Rudels auf, in dem Glauben, daß die Dinge unerklärlicherweise – oder vielleicht auch natürlicherweise – seit ewigen Zeiten so waren.
Plötzlich zuckte ich zusammen und eilte zu dem Urt, dem ich das Genick gebrochen hatte. Ich warf den Männern auf dem Hügel einen Blick zu. Sie hatten die Sleen noch nicht losgemacht. Ich brach einen Hauer aus dem Maul des toten Tieres. Dann stieß ich den Zahn in fieberhafter Eile und mit aller Kraft durch das Fellkleid, zerrte und riß, nahm Hände und Zähne zur Hilfe und zog die Haut ab. Vielleicht nähmen die Männer aus Brundisium an, ich hätte den Verstand verloren. Doch es würde bestimmt nicht lange dauern, bis Flaminius mein Vorhaben begriff.
Ich warf einen schnellen Blick über die Schulter. Die Sleen jagten die grasige Anhöhe herunter.
Ich arbeitete mit fliegenden Händen weiter.
Ich riß die Haut los, fuhr mit der Handkante wie mit einem Messer darunter und löste sie von Organen und Fett. Ich stellte den Fuß auf die Rippen und trat zu, verringerte den ausgeübten Druck und trat wieder zu. Das wiederholte ich etliche Male. Dann drehte ich den Kadaver um und zog das Fell Rippe für Rippe herunter. Der Blick zurück verriet mir, daß es sich nur noch um Ihns handeln konnte, bis mich die Sleen erreicht hätten. Ich sah schon ihre Augen, die darin liegende Gier. Mit einem gewaltigen Ruck riß ich das Fell von dem restlichen Kadaver. Es fehlte die Zeit, den noch daran baumelnden Kopf zu entfernen. Ich packte das Fell mit beiden Händen, schlang es mir um die Hüften und wagte mich ins Rudel.
Ein Teil des Fells fühlte sich noch immer warm auf meiner Haut an, es war feucht und klebrig. Meine Beine und Oberschenkel waren naß vom Urtblut. Ich zwängte mich zwischen den Tieren hindurch. Ihr Fell war warm und ölig. Ich spürte die darunterliegenden Rippen, das Zucken der Muskeln. Nasen stießen gegen meine Beine. Ich machte weiter und erkämpfte mir einen Weg. Etwa im gleichen Augenblick hatten die Sleen das Rudel erreicht und jagten mir nach. Einer kletterte zuschnappend und knurrend über die dicht aneinandergedrängt stehenden Urts. Seine Zähne verfehlten mich kaum einen halben Meter, dann landete er zwischen den verwirrten Urts am Boden. Ich drängte mich weiter an den Tieren vorbei, immer in Richtung auf die andere Seite des Rudels, die weit mehr als hundert Meter entfernt war. Hinter mir ertönte plötzlich das schreckliche Quieken eines Urts, das die Anwesenheit von Fremden verkündete.
Der Sleen ist ein unermüdlicher, entschlossener, hartnäckiger Verfolger. Das hatte ich vermutet, als ich das erste Mal vor dem Rudel gestanden hatte. Zu diesem Zeitpunkt war mir dieser Gedanke irgendwie wichtig erschienen, aber ich hatte seine wahre Bedeutung nicht erkannt; diese Bedeutung hatte an der Grenze meines Verstandes gelauert und war dort unruhig umhergestrichen. Jetzt erkannte ich, daß der Gedanke, mit dem mein Verstand gespielt hatte, sich mit einer erstaunlichen Möglichkeit beschäftigt hatte, deren Konsequenz mir zu diesem Zeitpunkt verschlossen geblieben war, einer Möglichkeit, die ich, wäre sie mir in jenem Augenblick in den Sinn gekommen, trotz ihres Reizes für völlig abwegig gehalten hätte.
Aber hatte ich diese Idee nicht sofort in die Tat umgesetzt, fast schon instinktiv, eine Idee, die – wie mir erst jetzt richtig bewußt wurde – ich schon viel früher gehabt hatte? Doch, das hatte ich. Was anfangs nur ein vager, verblüffender, interessanter Gedanke gewesen war, dessen Tragweite ich gar nicht richtig erkannt hatte, wurde im Dickicht der Umstände, in der Krise des Augenblicks zur zwingenden Handlungsweise, zum Pfad, den ich mutig und unweigerlich beschreiten mußte. Ich hatte nur die Mittel und Wege gebraucht, die mein Weiterkommen ermöglichten, danach war alles wie bei einem Puzzle an den richtigen Platz gerückt. Nichts konnte mich durch die Urtherde verfolgen. Nichts – nicht einmal die Sleen.
Ich eilte weiter. Hinter mir wurde das Quieken immer lauter. Der Sleen ist ein hartnäckiger Spurensucher und Verfolger, ein auf seine Weise bewundernswürdiges Tier. Er gibt niemals auf, weicht niemals zurück. Ich konnte in dem Rudel drei bewegte Stellen ausmachen, es war beinahe so, als würden
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