GOR-Zyklus 20 - Die Spieler von Gor
Maximus lebte zur Zeit als verachteter und untergeordneter Höfling am Hofe Chenbars aus Kasra, dem Ubar von Tyros, dem See-Sleen. Der freigelassene Henrius Sevarius, mittlerweile ein junger Mann, war Eigner eines eigenen Schiffes in Port Kar. Er besaß die sinnliche junge Sklavin Vina, die er ausgezeichnet im Griff hatte. Die Vergnügungssklavin war einst Chenbars Mündel gewesen und sollte die Freie Gefährtin des abstoßenden Lurius aus Jad, des Ubars von Cos, und damit zur Ubara von Cos werden. Diese Verbindung hätte die Beziehungen zwischen den beiden mächtigen Insel-Ubaraten noch enger gemacht. Vina war auf See gefangengenommen und zur Sklavin gemacht worden. Nachdem sie den Sklavenkragen und das Brandzeichen erhalten hatte, waren ihre politischen Interessen verschwunden. Sie hatte ein neues Leben begonnen, das einer einfachen Sklavin. Wo sich Eteocles, der fünfte Ubar, zur Zeit aufhielt, wußte ich nicht.
Wir saßen im großen Saal von Samos' Haus in Port Kar. Der Raum wurde von Fackeln erhellt. Viele seiner Gefolgsleute waren anwesend; wie wir saßen sie mit untergeschlagenen Beinen an niedrigen Tischen. Sklaven trugen Getränke und Essen auf. Wir saßen ein Stück abseits von ihnen. Ein paar Musikanten waren ebenfalls anwesend, doch im Augenblick ruhten ihre Instrumente.
Irgendwo im Saal lachte ein Sklavenmädchen.
Draußen auf dem Kanal ertönten eine Trommel, Zymbeln und Trompeten. Ein Mann beschrieb lautstark die vorzüglichen Leistungen einer Theatertruppe, den Witz ihrer Spaßmacher und die Schönheit der Schauspielerinnen, die vermutlich Sklavinnen waren. Angeblich hatten sie in großen Städten und vor Ubars gespielt. Solche umherziehenden Schauspielertruppen und Karnevalsgaukler sind auf Gor nichts Ungewöhnliches. Normalerweise setzen sie sich aus Schurken und Ausgestoßenen zusammen. Sie reisen mit ihren Wagen und Zelten von Ort zu Ort, Gläubigern und Magistraten meist nur einen kleinen Schritt voraus, und bauen auf öffentlichen Plätzen, Hinterhöfen, Märkten und sogar an den Kreuzungen staubiger Landstraßen ihre einfachen Bühnen auf, eben überall da, wo sie sich ein Publikum versprechen. Mit ein paar Brettern, Masken und einer gewissen Dreistigkeit erwecken sie die Magie des Theaters zum Leben. Sie sind bizarre, einzigartige Vagabunden. Die Würde des Scheiterhaufens und andere Formen des ehrenvollen Begräbnisses bleiben ihnen verwehrt.
Die Truppe, die dort draußen zweifellos auf einer gemieteten Barke fuhr, war nicht die erste, die an diesem Abend unter den schmalen Fenstern von Samos' Haus vorbeikam. Es hielten sich viele derartige Gruppen in der Stadt auf. Überall stieß man auf ihre handgedruckten Flugblätter und Plakate, die man auf Häuserwänden und Nachrichtentafeln fand. Das lag am Herannahen der zwölften Passage-Hand, die der Wartenden Hand vorangeht.
Die Wartende Hand, eine Periode von fünf Tagen, die mit der Frühlings-Tag-und-Nachtgleiche endet, also dem ersten Tag des Frühlings, ist für die meisten Goreaner eine ernstzunehmende Zeit. Während dieser Tage wird kaum ein Wagnis eingegangen, man schließt nur wenige oder gar keine Geschäfte ab. Die meisten Goreaner bleiben in ihren Häusern. Türen werden mit Teer versiegelt, man nagelt Zweige des Brak-Busches an ihnen fest, dessen Blätter eine reinigende Wirkung haben. Diese Vorkehrungen, von denen es noch andere gibt, sollen verhindern, daß das Unglück in die Häuser Einzug hält.
Es wird nur wenig gesprochen und nicht gesungen. Es ist im allgemeinen die Zeit der Trauer, der Meditation und des Fastens. Das ändert sich natürlich alles mit der Ankunft der Frühlings-Tag-und-Nachtgleiche, die in den meisten goreanischen Städten das Kommen des neuen Jahres symbolisiert.
Im Morgengrauen des ersten Frühlingstages wird die Ankunft der Sonne mit einer Begrüßungszeremonie gefeiert, die gewöhnlich der Ubar oder der Administrator der Stadt durchführt. Damit heißt die Stadt das neue Jahr willkommen. In Port Kar fällt diese Ehre Samos, dem ersten Kapitän des Kapitänrates, und den Vollzugsbeamten des Rates zu. Das Ende der Begrüßungszeremonie wird mit dem Schlagen der in der ganzen Stadt aufgehängten Signalstangen gefeiert. Dann strömen die Leute fröhlich aus ihren Häusern, die Brak-Büsche werden auf der Türschwelle verbrannt, und der Teer wird abgewaschen. Man veranstaltet Prozessionen und verschiedene Veranstaltungen wie Wettkämpfe und Spiele. Dieser Tag ist ein Feiertag.
Die Festlichkeiten stehen
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