GOR-Zyklus 20 - Die Spieler von Gor
Ka-la-na-Wein und das nahrhafteste Sa-Tarna-Korn auf ihn tröpfeln. Sie war die Tochter von Marlenus, des Ubars von Ar.«
»Ich habe von ihr gehört«, sagte ich.
»Dann fiel sie in Ungnade, da sie versklavt wurde und deshalb keinen Heimstein mehr besaß. Da sie darum gefleht hatte, gekauft zu werden, eine Tat, die die Rechtmäßigkeit ihrer Gefangenschaft offiziell bestätigte, wurde sie von ihrem Vater verstoßen und aus der Familie ausgeschlossen.«
»Auch davon habe ich gehört.«
»In den letzten Jahren hat sie zurückgezogen und in Schande in Ar gelebt; sie ist zwar frei, hat aber keinen Heimstein.«
Ich nickte.
»Allem Anschein nach ist sie jetzt irgendwie in eine Verschwörung verwickelt, mit der Marlenus gestürzt werden soll. Sie gehört wohl zu den Anführern des heimtückischen Verrates und der geplanten Revolte, eines Verrates, der den Feinden Ars das Tor der Stadt öffnen könnte. Es sieht so aus, als wollte man sie auf den Thron von Ar setzen, gelenkt von den Räten von Cos und Tyros.«
»Die Heere Ars werden die Streitkräfte von Cos und Tyros vernichten«, sagte ich.
»Davon bin ich nicht überzeugt«, sagte Scormus. Wir sahen wieder aufs Meer hinaus. Es schien mit Schiffen bedeckt zu sein. Ich hatte in meinem ganzen Leben noch nie so viele Schiffe auf einmal gesehen. Sogar in diesem Augenblick kamen am Horizont neue Segel in Sicht.
»Nein«, sagte ich. »Ar wird die Heere von Cos und Tyros vernichten.«
»Deine Zuversicht übersteigt die meine, besonders unter diesen Umständen.«
Ich zuckte mit den Schultern.
»Sollte das jedoch geschehen und man die Verräter entlarven, wird man Talena zweifellos hart bestrafen.«
Ich verließ die Klippe, von der aus wir die riesige Flotte beobachtet hatten. Die anderen schlossen sich mir an. Ich begab mich zu dem kleinen Lagerfeuer, das in dem Kreis zwischen den Wagen brannte. Mit einem Ast fachte ich die Glut an, dann warf ich das Bündel Papiere in die Flammen und sah zu, wie sie verbrannten.
»Hast du eine Kopie von den Botschaften angefertigt?« fragte ich Scormus.
»Nein. Aber ich habe sie gelesen. Ich kenne ihren Inhalt. Werde ich jetzt getötet?«
»Nein«, sagte ich. »Natürlich nicht.«
»Was soll ich tun?«
»Was auch immer du für das Richtige hältst.«
»Selbst wenn ich die Papiere hätte, gäbe es doch keine Möglichkeit, ihre Echtheit zu beweisen.«
Ich nickte und sah zu, wie die letzten Blätter sich zusammenrollten und verkohlten.
»Wem sollte ich berichten, was wir herausgefunden haben? Wir wissen nicht, wer zu den Verschwörern gehört und wer nicht.«
»Das ist wahr«, sagte ich. Mit dem Ast stocherte ich in den verkohlten Überresten der Papiere und zerdrückte sie zu Asche.
»Das bist nicht du«, sagte Scormus.
»Was?«
»Das!« sagte er.
»Was meinst du?« fragte ich ärgerlich.
»Ich glaube nicht, daß du dich auf so einfache Weise von unangenehmen Wahrheiten befreien kannst, mein Freund«, sagte Scormus. »Wie auch immer du sie einschätzt.«
Ich antwortete nicht.
»Glaubst du, du hast die Wahrheit verbrannt?«
Ich antwortete nicht.
»Das ist unmöglich.«
»Vielen gelingt das«, sagte ich. Ich kannte eine Welt, die auf Lügen und der Zerstörung der Natur basierte. Sie hieß Erde.
»Vielleicht.«
Ich stocherte wütend in der Asche herum. Dann warf ich den Ast weg.
»Aber ich bezweifle, daß du besonders gut darin bist.«
»Nein«, sagte ich. »Ich glaube nicht, daß ich besonders gut darin wäre.«
»Du kannst nicht einmal auf einem Seil laufen«, bemerkte Lecchio.
»Das ist wahr«, erwiderte ich.
»Wie auch immer diese Sache ausgeht, sie hat in diesem Augenblick ihren Anfang genommen«, sagte Scormus. Er kehrte zurück zur Klippe, an deren Fuß sich die Wellen brachen. Ich gesellte mich mit meinen Freunden, die ich bald verlassen mußte, zu ihm. Wir alle sahen auf das Meer hinaus. Es war eine große Flotte. Die ersten Schiffe hatten den Hafen von Brundisium bereits erreicht.
»Es hat angefangen«, sagte Scormus.
»Ja«, sagte ich. »Es hat angefangen.«
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