GOR-Zyklus 21 - Die Söldner von Gor
brauchte. Doch als ich weiterkroch, hörte ich, daß so gut wie kein Alkoven leer war, ganz im Gegenteil. Ketten klirrten, leises, unterdrücktes Lustgestöhn war zu hören. Viele der Frauen gaben sich in der Dunkelheit Männern hin, die sie nicht sehen konnten. Andere lagen dort angekettet und warteten, ohne zu wissen, wer da kam.
Plötzlich hielt ich inne und vermied jedes Geräusch. Jemand kam mir in dem Tunnel entgegen. Natürlich ging ich davon aus, daß diejenigen, die nach mir suchten, von hinten kamen. Dennoch zog ich mein Quiva. Pagageruch erfüllte die Luft. Dann kroch ein Bursche an mir vorbei.
Ich machte mich wieder auf den Weg.
»Mehr! Mehr! Bitte!« Die Stimme des Mädchens kam aus einem Alkoven zu meiner Rechten. »Bitte, Herr, hör nicht auf! Nein! Nicht aufhören! Bitte!« Ketten klirrten. »Bitte, Herr!« schluchzte sie. »Ich flehe dich an! Ja, ja, ja, ja!«
Ich hörte einen Aufschrei, das Klirren der Ketten wurde leiser.
Ich machte mich wieder auf den Weg.
Der Tunnel beschrieb nun Kurven. Allerdings wurde er nicht geräumiger. Man konnte die Nummern der Alkoven ertasten, wenn einem die Lampe fehlte. Meine Finger strichen über die Nummer zu meiner Rechten. Es war die Sechsundzwanzig. Der nächste Alkoven würde dann die Nummer siebenundzwanzig tragen, ein Stück links voraus. Die Alkoven waren versetzt zueinander angeordnet, vermutlich um der Privatsphäre willen. Diese Aufteilung half dabei, die Zahl der unerwarteten Begegnungen zu verringern. Goreaner sind manchmal etwas heikel, was solche Dinge angeht. Ich schätzte, daß ich mittlerweile weit in den Tunnel vorgedrungen war. Der Hinterausgang beziehungsweise der Durchgang in einen hinteren Korridor konnte nicht mehr weit entfernt sein. Vielleicht gelang es mir, ohne Schwierigkeiten aus dem Freudenhaus hinauszukommen. Das wäre schön gewesen.
Ich hielt inne, lauschte geduldig. Augenblicke später hörte ich es. Es war kein lautes Geräusch, dafür aber unverkennbar, das Geräusch von über Stein schabendem Stahl. Vermutlich gab es viele Erklärungen für ein solches Geräusch. Eine davon – die ich wirklich aufregend fand – war das Messer in der Hand des Mannes, der durch den Tunnel kroch.
Ich ging weiter. »Cicek!« rief ich leise. »Wo steckst du, Cicek? Cicek?«
»Warte«, erwiderte eine Stimme.
»Tal«, sagte ich. »Ist Cicek hier entlanggekommen? Hast du eine Sklavin hier entlangkommen gesehen?«
»Hier sieht man nichts«, knurrte der Mann.
»Vielleicht hast du sie ja gefühlt. Das wäre sicher sehr angenehm gewesen.«
»Du bist betrunken.«
»Das ist nicht wahr.«
»Was tust du hier?«
»Was tut man schon im Tunnel?« stellte ich die Gegenfrage. »Was tust du hier?«
»Sprich!« befahl er drohend.
»Um ehrlich zu sein, im Augenblick nicht viel«, sagte ich. »Bist du sicher, daß dir Cicek nicht begegnet ist?«
»An mir ist keiner vorbeigekommen«, sagte er. Und das ziemlich ungehalten, wie ich fand.
»Vielleicht ist sie ja den anderen Weg gekrochen.«
»Warte«, sagte er. »Wer bist du?«
»Man nennt mich Bosk.«
»Ist sonst noch jemand im Tunnel?«
»Ich glaube schon.«
»Und wo?«
»Ein Stück vor dir«, erklärte ich. Das stimmte sogar. Ich kauerte vor ihm.
»Danke, Bürger.«
»Keine Ursache«, sagte ich. Dann drehte ich mich um und kroch wieder zurück. »Cicek!« rief ich. »Wo steckst du?« Glücklicherweise hieß keines der Mädchen in den Alkoven Cicek. Das hätte sonst peinlich werden können.
Falls der Tunneleingang frei war, konnte ich das Freudenhaus durch den Vordereingang verlassen.
»Cicek!«
»Warte mal«, sagte da eine andere Stimme. Der Kerl klang genauso wütend wie sein Vorgänger. Die Stimmen hörten sich nicht so an, als gehörten sie zu Männern, denen man gern in einer dunklen Gasse begegnete. Oder in einem Tunnel. Ich sah ihn genausowenig wie den ersten Mann, aber vermutlich sah er mich ebenfalls nicht.
»Ist eine Sklavin durch den Tunnel gekommen?« fragte ich. »Cicek? Ist nicht besonders groß, hat aber hübsche Formen.«
»Nein«, erhielt ich zur Antwort. »Und wer bist du?«
»Bosk.«
»Hast du jemanden im Tunnel gesehen?«
»Ist schwer, hier jemanden zu sehen«, bemerkte ich.
»Ist jemand im Tunnel?«
»Ja.«
»Und wo?«
»Er ist vor dir.« Das war die Wahrheit, denn schließlich befand ich mich genau dort.
»Und was tut er?«
»Er wartet und rührt sich nicht von der Stelle.« Das war wieder nicht gelogen.
»Das habe ich mir gedacht«, sagte der Mann
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