GOR-Zyklus 21 - Die Söldner von Gor
vielen Springbrunnen zu. Wir schlossen uns ihm an.
Hurtha lehnte seine Axt gegen den Brunnen, tauchte den Kopf ins Wasser und kam prustend wieder hoch. Er schöpfte eine Handvoll Wasser und spritzte es sich ins Gesicht, dann trank er. Ich bediente mich ebenfalls. Boabissia trank geziert auch einen Schluck. Offenbar hatte sie in unserer Gesellschaft etwas von ihrer Weiblichkeit entdeckt. Zumindest verzichtete sie auf die peinlichen und lächerlichen Versuche, das Benehmen eines Alar-Kriegers nachzuahmen.
Sie richtete sich wieder auf. »Da kommt eine Sänfte, die von Soldaten eskortiert wird«, sagte sie.
Ein paar Leute versammelten sich, um zuzusehen, doch sie achteten darauf, den Soldaten und der Sänfte genug Platz zu lassen. Die Seidenvorhänge waren zugezogen. Lange Stangen hielten die Sänfte zwischen den beiden Tharlarion, die sie trugen. Die Gruppe bewegte sich auf den Zentralzylinder zu. Die Soldaten waren Taurentianer.
»Ist das eine Frauensänfte?« fragte Boabissia.
»Ja«, antwortete ich.
»Es sind doch die Palastwachen, oder?« wollte Hurtha wissen.
»Vermutlich«, sagte ich. »Auf jeden Fall gehören sie zur selben Sorte wie die Palastwachen. Sie heißen Taurentianer.«
»Sie machen einen tüchtigen Eindruck.«
»Das sind sie auch, verlaß dich drauf.« Die Blicke der Soldaten ruhten vorwiegend auf der Menschenmenge. Es bestand wenig Zweifel, daß solche Männer eine tüchtige Wache bildeten. Nun wurde die Sänfte nicht von Sklaven, sondern von Tharlarion transportiert, wofür es mehrere Gründe geben konnte. Da war die einfache Zurschaustellung von Reichtum, da gute Tharlarion meistens teurer als Sklaven sind. Aber vielleicht schätzte man die Passagierin als zu kostbar ein, um sie der Nähe von Trägersklaven auszusetzen. Schließlich waren es Männer. Vielleicht hielt man sie auch einfach für zu schön, um sie den Händen von Sklaven zu überlassen. Konnte nicht immer etwas geschehen, wenn die Schönheit die Sänfte voller Anmut bestieg oder sie verließ? Eine sorglose Bewegung des Schleiers, die ein Stück Hals enthüllte, das unwillkürliche Anheben des Gewands der Verhüllung, das den Männern einen flüchtigen Blick auf ein nacktes Fußgelenk erlaubte?
»Wessen Sänfte ist das?« fragte ich einen Passanten.
»Weißt du das nicht?«
»Nein. Wir sind erst heute in Ar eingetroffen.«
»Aus Torcodino?«
»Ja.«
»Das ist die Sänfte der Frau, die vielleicht die Ubara von Ar wird.«
»Talena«, sagte ein anderer Mann.
»Was ist?« fragte Boabissia.
»Nichts«, erwiderte ich und sah der Sänfte hinterher. »Wie kann diese Talena die Ubara von Ar werden? Soviel ich weiß, hat Marlenus sie doch verstoßen.«
»Man kann ihr einen rechtmäßigen Anspruch auf die Thronfolge besorgen«, sagte der Passant. »Darüber wurde diskutiert.«
»Aber doch nicht als Angehörige von Marlenus' Geschlecht.«
»Nein, das nicht. Aber man muß nicht zu Marlenus' Linie gehören, um in Ar zu herrschen. Minus Tentius Hinrabius und Cernus haben beide Ar beherrscht, und keiner entstammte seiner Linie.«
»Das ist wahr«, sagte ich.
»Sie ist eine freie Bürgerin«, erklärte der Mann. »Also könnte man ihr den Anspruch verleihen.«
»Warum denn nicht Gnieus Lelius oder Seremides?«
»Erfreulicherweise ist keiner von beiden ehrgeizig.«
»Aber warum gerade sie?« wollte ich wissen. »Warum nicht irgend jemand anders?«
»Sie gehörte einst zur königlichen Familie. Sie war die Tochter des Marlenus.«
»Ich verstehe«, sagte ich und drehte mich wieder zur Sänfte um, konnte sie aber nicht mehr sehen.
»In welche Richtung müssen wir?« fragte Hurtha.
»Dort entlang.« Wir konnten auf der Straße des Zentralzylinders nach Süden gehen, etwa vier oder fünf Pasang, nach links auf die Straße der Wagen abbiegen und dort bis zur Straße von Turia bleiben. Irgendwo in der Nähe befand sich Ludmillas Freudenhausgasse. Auf der Straße von Turia würde ich noch einmal nach der Richtung fragen müssen, bezweifelte aber keinen Augenblick lang, daß wir das Viertel schnell finden würden.
»Wie heißt die Straße?« fragte Boabissia.
»Ludmillas Freudenhausgasse.«
»Der Name gefällt mir nicht«, sagte Boabissia.
»Ich finde nicht, daß es schlecht klingt«, sagte ich.
»Allerdings nicht«, meinte Hurtha.
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»Hier stinkt es ja schrecklich«, beschwerte sich Boabissia.
»Übergib dich nicht«, sagte ich. »Du wirst dich schon daran gewöhnen.«
»Ich sage ihnen immer wieder, sie sollen den
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