GOR-Zyklus 21 - Die Söldner von Gor
überzeugt, daß ihm Ars Wohl am Herzen liegt?«
»Aber natürlich.« Die Antwort beruhigte mich. Falls sich dieser Gnieus Lelius tatsächlich für das Wohl Ars einsetzte, mußte er handeln. Wenn er als Regent Fehler begangen hatte, dann lag das vermutlich an mangelnden Informationen, ungerechtfertigter Zuversicht oder an seiner Einfalt. So etwas findet man oft bei Idealisten, die von sanftem Gemüt, gedankenvoll und voller Vertrauen sind. Von Phrasen, Dichtungen und Träumen geblendet, sind sie davon überzeugt, daß sogar der wilde Larl im Innersten über ihre Güte verfügt. Sie nehmen die Realität einfach nicht wahr; wenn sie die Welt beschreiben sollen, wählen sie als Metapher eine Blume. Irgendwann entdecken diese Leute dann, daß sie in einer Welt harter Tatsachen leben; sie müssen voller Enttäuschung schließlich ihre Fehler einsehen, aber dann fahren sie die Ernte ihrer Dummheit ein und müssen zusehen, wie ihre Zivilisation untergeht, wie ihre Welt unter den scharfen Klingen der Macht und der Realität blutend fällt! Doch kann das der betroffenen Allgemeinheit ein Trost sein?
»Was ist mit Seremides, dem General?« fragte ich. »Hat er keine Absichten auf den Thron?«
»Undenkbar. Er ist so ergeben wie die Steine des Zentralzylinders.«
»Ich verstehe.« Meine Fragen beruhten natürlich nicht nur auf dem offensichtlichen Gedanken, daß der Mantel des Ubars für einen starken, ehrgeizigen Mann ein verlockendes Ziel darstellt, sondern vor allem auf der Tatsache, daß sich Ar in einer bedrohlichen Situation befand, ob es ihm nun bekannt war oder nicht. In solchen Zeiten ist es angesichts des Versagens und der Unfähigkeit ziviler Verwaltung schon öfter vorgekommen, daß Soldaten erkennen, was zu tun ist und um des blanken Überlebens willen die Macht ergreifen und versuchen, die nötige Disziplin und Ordnung durchzusetzen, ohne die die Katastrophe nicht abzuwenden wäre.
»Aber man erwartet doch sicher nicht, daß die Geschicke Ars auf unabsehbare Zeit von einer Regentschaft bestimmt werden.«
»Marlenus wird in Kürze zurückerwartet«, sagte der Bürger.
»Und angenommen, er kommt nicht? Was dann?«
»Da gibt es noch eine andere Möglichkeit«, meinte er. »Sogar eine recht bemerkenswerte.«
Ich sah ihn fragend an.
»Eine Ubara.«
»Eine Ubara?«
»Die Frau, die Marlenus' Tochter war, bis er sie verstieß. Talena. Hast du je von ihr gehört?«
Ich nickte.
»Marlenus war sehr unzufrieden mit ihr. Irgendeine Geschichte in den Wäldern des Nordens. Er hat sie aus der Familie verstoßen, sie war nicht länger seine Tochter. Jahrelang hat sie zurückgezogen im Zentralzylinder gelebt. Jetzt, da Marlenus nicht da ist, trägt man sie dank der Großzügigkeit von Gnieus Lelius wieder in aller Öffentlichkeit in einer Sänfte durch die Straßen von Ar.«
»Das geschieht doch bestimmt nicht in Marlenus' Sinn«, sagte ich.
Der Bürger zuckte mit den Schultern. »Marlenus ist nicht da.«
»Wie könnte sie Ubara werden?« fragte ich. »Marlenus hat sie verstoßen, sie ist nicht länger seine Tochter.«
»Ich bin kein Rechtsgelehrter«, sagte er. »Ich weiß es nicht.«
»Aber sie nennt doch bestimmt keinen Heimstein ihr eigen.«
»Gnieus Lelius hat ihr erlaubt, den Heimstein zu küssen. Es war eine öffentliche Zeremonie. Sie ist wieder Bürgerin von Ar.«
»Gnieus Lelius scheint ein großzügiger, ehrenhafter Bursche zu sein.«
»Er ist ein Patron der Künste«, sagte der Bürger. »Er hat Parks und Museen gestiftet. Auf diese Weise hat er die Eliten für sich gewonnen. Meine Stimme hat er, weil er verschiedenen Klassen ihre Schulden erließ. Das hat meine finanziellen Bürden beträchtlich erleichtert. Die unteren Kasten lieben ihn, weil er auf eigene Kosten Brot und Paga verteilen läßt und Spiele und Rennen finanziert. Außerdem hat er neue Feiertage eingeführt. Er hat das Leben in Ar angenehmer und leichter gemacht. Das Volk ist größtenteils auf seiner Seite.«
»Bist du davon überzeugt, daß ihm das Wohl von Ar am Herzen liegt?«
»Natürlich.«
»Ist es schwer, ihm einen Besuch abzustatten?«
»Man geht nicht einfach zum Zentralzylinder und klopft an seine Tür«, antwortete er.
»Das kann ich mir auch nicht vorstellen.«
»Aber Gnieus Lelius hat es sich zur Aufgabe gemacht, für das Volk erreichbar zu sein. Das ist einer der Gründe, warum er so beliebt ist.«
»Also werden Bürger zum Regenten vorgelassen und können ihn nicht nur aus der Ferne sehen, bei offiziellen
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