GOR-Zyklus 22 - Die Tänzerin von Gor
Zeigte das nicht, dass es irgendwo, irgendwie etwas geben musste, das die Antwort war auf meine Sehnsüchte, meinen Hunger und meine Schreie? Was war es, das mich in die Dunkelheit hinausschreien ließ, wenn dort niemand war, der es hörte?
›Sei doch froh, dass dort niemand ist, du Närrin.‹ beschimpfte ich mich.
Natürlich gab es niemanden. Ich beruhigte mich etwas. Wie schrecklich wäre es, wenn es solch einen Mann gäbe.
Ich beschloss, jetzt zu tanzen. Ich erinnerte mich an den Mann im Gang, der während des Vorfalls vor etwa drei Monaten im Zusammenhang mit Harpers »Wörterbuch klassischer Literatur und Altertümer« von einer längst vergangenen Welt gesprochen hatte, einer Welt, in der Frauen wie ich als Sklavinnen gekauft und verkauft worden waren. Ich unterdrückte diesen Gedanken sofort. Aber ich wusste, dass es noch einen Grund gab, warum ich in die Bibliothek ging um zu tanzen, einen Grund, den ich mir selten eingestand. Hier, an dieser Stelle zu meiner Linken, hatte ich vor einem Mann gekniet und laut gesagt: »Ich bin eine Sklavin.«
Ich wollte jetzt tanzen. In meiner Fantasie, einer aufregenden Fantasie, wollte ich Sklavin auf einer solchen Welt sein und vor meinen Herren tanzen. Oh, ich wollte gut tanzen!
Die Herren, von denen ich träumte, waren natürlich keine Erdenmänner oder jedenfalls anders als die meisten Männer von der Erde. Nein, sie wären anders. Sie wären völlig anders. Sie wären so, dass ein Mädchen, das vor ihnen tanzte, dies voller Angst um ihr Leben tun würde, realistisch und verzweifelt, hoffend, ansprechend oder akzeptabel gefunden zu werden. Sie wären richtige Männer. Sie wären ihre Herren.
Ich drückte die Taste des Tonbandgerätes und tanzte dort, in der Dunkelheit, in der Bibliothek, meine bloßen Füße fühlten den dünnen, fleckigen Teppich, zum weichen Klang der Glöckchen, die an meinen Knöchel gebunden waren. Ich tanzte eine Zeitlang, verloren in meinen Wonnen, ich tanzte oder versuchte es, so wie ich es mir vorgestellt hatte, als ängstliche Sklavin, vor denen, die über Leben und Tod bestimmten, vor ihren Herren.
Plötzlich schrie ich erschrocken auf. Ich blieb stehen, mit einem Klingen der Glöckchen und schwingendem Rock. Ich schreckte zurück, meine Hand fuhr an meinen Mund.
»Wer sind Sie?« rief ich der Gestalt zu, die im Schatten einige Fuß entfernt stand, aber ich wusste die Antwort schon.
Ich wich zurück, meine Hand an meiner Brust. Ich wurde mir plötzlich meiner bloßen Füße, der Glöckchen an einem, der Fußkettchen am anderen Knöchel, der Nacktheit meiner Beine unter dem schwingenden, schleierähnlichen Rock, meiner entblößten Taille, Arme und Schulter, des Schmucks an mir bewusst. Meine Brüste hoben sich, ich rang nach Luft in dem scharlachroten Gewand, das sie bedeckte. Ich streckte abwehrend meine Hand aus, als wollte ich die Gestalt zurückstoßen.
»Wer sind Sie?« rief ich.
»Denkst du, du kannst mit mir spielen?« fragte er.
»Was wollen Sie hier?« schrie ich.
»Kannst du das nicht erraten?« fragte er.
»Sie haben hier nichts zu suchen«, sagte ich, »verschwinden Sie!«
»Ich habe hier geschäftlich zu tun.« sagte er.
Ich schaute wild um mich, bereit, mich umzudrehen und zu fliehen, als ich wieder aufschrie. Rechts von mir war plötzlich noch ein Mann. Ich wirbelte herum. Links hinter mir, nur wenige Fuß entfernt, war noch jemand!
Der Mann rechts von mir schaltete das Tonbandgerät aus. Ich stand da, mit schwingendem Rock und Glöckchen. Dann floh ich plötzlich zwischen dem Mann vor mir und dem zu meiner Rechten hindurch, zwischen die Tische und rannte in Richtung der Regale. Ich glaube, der Kerl rechts von mir verfolgte mich. Ich flüchtete mit klingenden Glöckchen die Treppen hinunter zur unteren Etage. Dort rüttelte ich heftig an der schweren Tür. Ich war in Panik. Ich wollte in die Nacht hinauslaufen, so wie ich war.
Die Tür bewegte sich nicht. Die Klinke schien seltsam warm zu sein, genauso wie das Schloss. Ich keuchte auf. Der Bereich schien gewellt. Offenbar war er großer Hitze ausgesetzt gewesen, war dadurch geschmolzen und dann wieder erstarrt. Die Tür wollte nicht aufgehen. Sie schien irgendwie zugeschweißt.
Ich hörte die Männer hinter mir, oder einen von ihnen, und flüchtete zur anderen Treppe, dort wieder nach oben, zur Hauptetage der Bibliothek. Ich eilte zum Haupteingang. Der Kerl, den ich zuerst gesehen hatte, stand jetzt dort und versperrte die Tür. Er sah mich an. Er steckte
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