Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
GOR-Zyklus 22 - Die Tänzerin von Gor

GOR-Zyklus 22 - Die Tänzerin von Gor

Titel: GOR-Zyklus 22 - Die Tänzerin von Gor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Norman
Vom Netzwerk:
Schatten, nackt auf dem Teppich. Ich lauschte auf die Geräusche, die von außen hereindrangen, vor allem den Verkehrslärm. Irgendwann war die Kerze heruntergebrannt.

Kapitel 2
     
    Das Wörterbuch
     
    »Das Buch ist hier«, sagte ich, »auf dem unteren Regal.«
    »Nimm es.« sagte er.
    Natürlich hatte ich es niemals wieder gewagt, das winzige seidene Gewand anzuziehen. Ich würde mich zu sehr erschrecken, wenn ich es noch einmal gewagt hätte. Es brachte Dinge aus mir hervor, zu tief und wunderbar, zu beschämend und schrecklich, zu kostbar und schön. Aber das Gewand blieb zwischen meinen Sachen in der Frisierkommode. Trotzdem hatte diese Nacht mein Leben in Perspektive oder Verständnis verändert, nicht so sehr in offenen Taten oder nahe liegenden Fakten, als ich mich im Spiegel gesehen hatte, wie ich wirklich war oder sein könnte, als ich meine wahre Natur kennen lernte, eine Natur, die für immer verborgen bleiben musste, vereitelt und frustriert, eine Natur, die keinen Platz in meiner Welt hatte.
    »Ja?« hatte ich gefragt und hinter dem Schreibtisch hochgesehen.
    Mein Herz war fast stehen geblieben. Er war groß und geschmeidig. Seine Hände und seine langen Arme sahen kraftvoll aus. Er hatte einen dunklen Anzug mit Krawatte an. Aber irgendwie schien dieser Aufzug eine Winzigkeit falsch zu sein. Er schien sich nicht wohlzufühlen in dieser Kleidung. Es war etwas Fremdes an ihm, etwas Auslän disches. Ich glaube, am meisten erschreckten mich seine Augen und wie er mich ansah. Ich war nicht sicher, ob ich diesen Blick verstehen konnte, aber er erschreckte mich. Ich hatte das unerklärliche Gefühl, als ob seine Augen durch meine Kleidung hindurch sehen könnten.
    ›Vielleicht‹, dachte ich, ›hat solch ein Mann schon auf viele Frauen gesehen und könnte Schwierigkeiten haben, die Natur meiner intimsten Charakterzüge zu ergründen.‹
    In einen Moment lang fühlte ich mich, als stünde ich nackt vor ihm, dann hob er seinen Kopf und schaute sich im Zimmer um, als würde er meine Befürchtungen ahnen, die sein Blick hervorrief.
    »Ja?« wiederholte ich, so freundlich wie ich konnte, mit angehaltenem Atem.
    Er sah mich scharf an. Er hatte kein Interesse an meinen Täuschungen, meinen Spielchen. Ich senkte schnell meinen Kopf, außerstande, diesem Blick standzuhalten. Das ist schwer zu erklären, aber wenn du einem solchen Mann begegnest, verstehst du es. Vor einem solchen Mann fühlt eine Frau sich plötzlich als Nichts. Dann nahm ich ihn wieder wahr, als ich ihm die Seite zudrehte. Zum Glück hatte mich sein Blick losgelassen. Ich hob meinen Blick ein wenig, aber nicht so weit, dass ich das Risiko eingehen würde, dem seinen wieder zu begegnen.
    »Haben Sie Harpers ›Wörterbuch klassischer Literatur und Altertümer‹?« fragte er.
    »Natürlich.« sagte ich erleichtert.
    Plötzlich wurde unsere Beziehung erklärbar.
    »Seine Nummer ist im Katalog.« sagte ich. Ich bemerkte, dass er mich ansah. »Sie können die Nummer im Katalog finden.«
    Er bewegte sich nicht in Richtung des Katalogs.
    »Wissen Sie, wo er sich befindet?« fragte ich.
    Er blieb stumm. Ich erkannte, dass er ärgerlich werden könnte. Dachte er, ich würde ihn bedienen?
    »Wenn Sie nicht wissen, wo er ist«, sagte ich, »kann ich es Ihnen sagen. Es ist diesen Gang hinunter bis zum Ende, auf dem unteren Regal.«
    »Zeigen Sie es mir.« verlangte er.
    »Ich bin beschäftigt.« wehrte ich ab.
    »Nein, sind Sie nicht.« parierte er.
    Sicher, er hatte recht. Ich war nicht wirklich beschäftigt. Vielleicht hatte er das schon bemerkt, bevor er zu meinem Schreibtisch gekommen war. Ich hatte ein deutliches, banges Gefühl, dass er mein Zögern in Erinnerung behalten würde.
    Ich stand auf und kam hinter den Schreibtisch hervor. Er trat zurück. Ich ging vor ihm her. Das war natürlich angebracht, weil ich wusste, wo das Buch zu finden war. Trotzdem beunruhigte es mich, vor ihm zu laufen.
    Soweit ich wusste, hatte niemand oder kaum jemand jemals Interesse an diesem Buch gezeigt. Als Bibliothekare hörten wir natürlich von ihm in unserer Ausbildung. Es ist ein Standardwerk. Ich wusste wegen der Regalmar kierungen wo es stand. Und natürlich kannte ich den Nummernbereich, in den es gehörte. Ich hatte solche Dinge einmal für meine Prüfungen auswendig lernen müssen.
    Ich ging dem Mann voran bis zum Gang und ihn dann weiter entlang. Die Regale an beiden Seiten standen eng beieinander. Der Raum zwischen ihnen schien irgendwie beengter als

Weitere Kostenlose Bücher