GOR-Zyklus 22 - Die Tänzerin von Gor
gehorchte. Innerhalb des Buches lag ein Stück zusammengefaltetes Papier. Ich faltete es auseinander.
»Lies es.« verlangte er.
Ich las: »Ich bin eine Sklavin.«
Dann sah ich auf. Er war verschwunden. Ich sank zurück auf meine Knie, beugte mich vor, das Papier festhaltend. Mir war schwindlig und ich fühlte mich schwach. Dann sah ich mich noch einmal nach ihm um. Der Gang war leer. Ich fragte mich, ob er zurückkommen würde. Dann fühlte ich mich plötzlich ängstlich, mir wurde schlecht und ich eilte zur Damentoilette.
Kapitel 3
Die Bibliothek
Ich befestigte die Glöckchen über meinem Knöchel. Es war nach halb 11 und dunkel in der Bibliothek. Wir hatten vor mehr als einer Stunde geschlossen. Mein Erlebnis in der Abteilung für Nachschlagewerke, das in Verbindung mit Harpers »Wörterbuch klassischer Literatur und Alter tü mer« stand und mich so erschreckt hatte, war über drei Monate her. Ich hatte mich dabei zu Füßen eines Mannes befunden. Sicher, ich kniete nur nieder, um ein Buch zu holen. Ich war Bibliothekarin. Ich wollte nur helfen. Außer dem hatte ich vor dem Mann laut offenbart, dass ich eine Sklavin war. Aber das war sicher eine absurde Interpretation dessen, was geschehen war. Ich las nur vor, was auf einem Blatt Papier stand, das ich in dem Buch gefunden hatte. Das war alles.
Ich hatte das Stück Papier mit nach Hause genommen. Am nächsten Tag, nach einer aufwühlenden, unruhigen Nacht und Stunden voller Angst, Elend und Zaudern hatte ich es plötzlich wie im Fieberwahn verbrannt. Ich hoffte damit davonzukommen, doch die Sache war passiert, die Worte waren gesagt und ihre Bedeutung für solch einen Mann war nicht die, die ich ihnen jetzt inbrünstig zuschreiben wollte.
Das Verbrennen des Papiers war nicht mehr rückgängig zu machen. Der Vorfall hatte mich, wie Sie sich vorstellen können, verstört. Tagelang verfolgte er mich und beherr sch te meine Gedanken. Dann, später, als ich allmählich verstand, wie töricht meine Ängste waren, konnte ich glück licherweise zur Routine meines Alltags zurückkehren, zu meinen Pflichten in der Bibliothek, zum Lesen, Einkaufen und dem allen. Hin und wieder würden sich der Schreck dieses Vorfalls natürlich unerwartet wieder einstellen, aber im Ganzen, so schien es, könnte ich alles vergessen. Mein Verstand lehnte dies alles ab, was die gesündeste Art war, damit umzugehen. Die ganze Sache war einfach albern gewesen. Irgendwann fragte ich mich sogar, ob sie überhaupt geschehen war. Manchmal erinnerte ich mich gern an die Augen des Mannes. Seine Augen hatten mich, abgesehen von seiner Größe, seiner Kraft und seinem Furcht einflößenden Wesen, vielleicht am meisten beeindruckt. Sie waren nicht wie die Augen der Männer, die ich bisher kannte. In ihnen schimmerte eine unglaubliche Intelligenz, eine Wildheit und kompro misslose Heftigkeit. In diesen Augen, diesem Blick konnte ich keinerlei Vorbehalte, Hemmungen, Zweifel oder Schuldgefühle wahrnehmen. Er schien ein Mann zu sein, der tat, was ihm gefiel und sich nahm, was er wollte – der erste dieser Art, den ich bisher getroffen hatte. Wie einen Löwen schien ihn eine Aura der Macht zu umgeben. Ich hatte keinen Zweifel, dass er mir absolut überlegen war.
Indes gab es meiner Meinung nach eine klare Konse quenz aus diesem Vorfall. Er löste etwas aus, das mich dazu brachte, etwas zu tun, was von mir oder auch von anderen Frauen viel Mut erforderte: Ich begann mit meinen Übungen. Ich hatte schon seit Monaten, seit jener unglaublichen Nacht, als ich mich im Spiegel betrachtet hatte, die Idee, Tanzstunden zu nehmen. Ich starb fast am Telefon, als ich mich danach erkundigte und hängte mehr als einmal mitten im Gespräch mit purpurrotem Kopf plötzlich auf, ohne meinen Namen zu nennen. Ich hatte natürlich kein Interesse am Balletttanz. Ich wollte eine grundlegendere, weiblichere Form des Tanzes lernen. Die Form des Tanzes, an der ich interessiert war, und die meine Scheu und mein Zaudern verursachte, war ethnischer Tanz, oder, um es rundheraus zu sagen, Bauchtanz. Glücklicher weise waren nur Frauen am Telefon. Ich glaube nicht, dass ich es gewagt hätte, mit einem Mann über diese Dinge zu sprechen. Wie die meisten modernen Frauen war ich bemüht, meine sexuellen Bedürfnisse zu verbergen. Sie zu offenbaren, wäre entsetzlich peinlich gewesen. Welche Frau würde sich so vor einem Mann zeigen, sich in so aufreizender Weise vor ihm bewegen, dass er sie einfach begehren müsste und
Weitere Kostenlose Bücher