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Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen

Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen

Titel: Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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leuchteten zwar noch, aber dieses Leuchten wurde schwächer und schwächer.
    Nhorich ging zu dem zerstörten Fenster, durch das die Kälte hereinwehte. Draußen standen die Schattenreiter vor dem Haus und schienen zu warten.
    »Euer mordender kleiner Diener tötet nicht mehr!«, rief Nhorich und vergrößerte mit zwei wuchtigen Schlägen die Öffnung in der Glasscheibe; klirrend brachen die Scherben heraus, als er mit dem gebrochenen Schwert darauf einhieb.
    Die Schattenreiter unten verharrten, dann jedoch schleuderte derjenige, der vom Pferd gestiegen war, seine Axt empor. Sie drehte sich in völlig unberechenbarer Weise um sich selbst, zog eine gebogene Flugbahn und veränderte dabei scheinbar ständig ihre Größe.
    Nhorich wich nicht zurück. Seine Augen waren noch immer von Finsternis erfüllt. Er schloss sie, schleuderte der Axt sein geborstenes Schwert entgegen, das während des Fluges aufglühte. Als die geborstene Klinge die Axt traf, ertönte ein fast unerträgliches Stöhnen, und der am Boden kauernde Gorian hatte das Gefühl, sein Kopf müsste bersten. Er begriff, dass dieser Laut ebenfalls kein Geräusch im eigentlichen Sinn war, sondern auf direktem Wege auf die Gedanken einwirkte. Selbst der dickste Ohrpfropfen hätte den Laut nicht dämpfen können. Ganz instinktiv hielt er sich dennoch die Ohren zu, während er für einen Moment keinen einzigen klaren Gedanken fassen konnte.
    »Werde stärker!«
    Diese Worte flammten plötzlich wie ein Fanal in seinen Gedanken auf, und er ahnte sogleich, dass sie von jemand anderem stammten, nicht von ihm. Vielleicht von seinem Vater, der es normalerweise immer vermied, derart in den Geist seines Sohns einzudringen, obwohl ihm seine Ausbildung als Meister des Ordens der Alten Kraft dies zweifellos erlaubte.
    Der Zusammenprall der geborstenen Klinge und der Schattenaxt veränderte die Flugbahnen beider Waffen, und dies so offenbar gegen alle Gesetze der Natur, dass es nur durch das Wirken immenser magischer Kräfte erklärbar war. Die Axt jagte zurück zu ihrem Besitzer, durchschlug den schützend erhobenen Schattenarm, aus dem glühendes Blut spritzte, und spaltete mit ebenso grausamer Leichtigkeit den Kopf des Schattenkriegers. Ein zweites, sehr viel schwächeres Stöhnen war zu vernehmen und ging in ein Wimmern über, das verstummte, als der Schattenkrieger zu Boden sank.
    Die abgebrochene und nun grellweiß glühende Schwertklinge drang im selben Moment in die Brust eines weiteren Schattenreiters, dessen Schattenpferd sich mit einem durchdringenden Wiehern auf die Hinterhand stellte. Der Laut mischte sich mit einem Gedankenschrei, der an Heftigkeit alles übertraf, was Gorian bisher von den Schattenkriegern empfangen hatte. Für einen Augenblick drehte sich alles vor seinen Augen, die Umgebung verschwamm in einem Strudel aus farbigen Schlieren.
    »Ihr Narren!«, rief Nhorich den Schattenreitern zu.
    Der von dem geborstenen Schwert getroffene Schattenkrieger war aus dem Sattel gerutscht. Die Reitergruppe zog sich zurück, doch ihre aufdringlichen Gedanken waren sowohl für Nhorich als auch für Gorian wahrnehmbar – Fetzen, die keinen weiteren Sinn ergaben und nur illustrierten, wie groß ihre Furcht war. Sie drehten ab, und der Hufschlag hallte in Gorians Kopf fast so quälend wie der Todesschrei zuvor wider.
    Nhorich sah ihnen nach, wie sie in Richtung der grauen See verschwanden. Noch bevor sie das Ufer erreichten, berührten die Hufe ihrer Schattenpferde schon nicht mehr den Boden. Das diffuse Mondlicht ließ sie wie Rauchschwaden erscheinen, und wenig später waren sie eins geworden mit dem grauen Dunst.
    Als Gorian wieder klar sehen konnte, erblickte er die Bruchstücke des zersprungenen Gargoyle, die auf dem Boden lagen. Der Kopf bewegte sich, das Maul wurde aufgerissen und stieß ein Fauchen aus, das an eine Wildkatze erinnerte. Die Augen glühten immer noch so stark, dass eine Öllaterne den Raum nicht heller hätte erleuchten können.
    Etwas Steinstaub, der beim Zerschlagen des Gargoyle auf den Boden gerieselt war, sammelte sich plötzlich und vereinigte sich mit dem Bruchstück eines Flügels, der wiederum auf den fauchenden Kopf zustrebte.
    Ein Gedanke von quälender, hasserfüllter Intensität ging von dieser Kreatur aus. » Ar-Don tötet. Ar-Don tötet für Morygor!«
    »Vater!«, rief Gorian. Vielmehr wollte er es rufen, stattdessen aber entrang sich seiner Kehle ein Schrei von jener Art, wie er geeignet war, die Alte Kraft wachzurufen. Er tat es

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