Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen

Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen

Titel: Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
Vom Netzwerk:
drei Kreise, die ineinandergriffen.
    Das Zeichen des Ordens!, erkannte Gorian gleich. Es war der Ring eines Meisters. Die drei Kreise standen jeweils für das Polyversum aller Welten, für die Alte Kraft und für die Einheit des Heiligen Reichs, welches zu schützen zu den Aufgaben der Schwertmeister gehörte.
    Gorians Vater besaß ebenfalls einen solchen Ring, auch wenn er ihn vor langer Zeit abgelegt hatte. Aber Gorian hatte ihn ein paar Jahre zuvor auf dem Speicher des Haupthauses gefunden – zusammen mit einem mit dem Ordenszeichen bestickten Umhang, den die Schwertmeister bei feierlichen Anlässen anzulegen pflegten.
    Gaerth, der Orxanier, hatte Gorian beobachtet, wie dieser den Ring aufgenommen hatte, um ihn zu betrachten. Er trat näher, darauf bedacht, nicht in die Asche der vernichteten Schattenkrieger zu treten, was mit seinen riesigen, etwas plump wirkenden Füßen gar nicht so einfach war. »Es muss hier irgendwo auch noch ein zweiter Ring zu finden sein.«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Die Schattenkrieger sind ehemalige Schwertmeister des Ordens, die während all der Kriege, die sie gegen Morygors Frosthorden führten, in Gefangenschaft gerieten. Manchmal auch solche, die im Kampf fielen, deren Seelen aber so schwach waren, dass sie dem Angebot eines zweiten, untoten Lebens nicht widerstehen konnten, sodass sie nun dem Herrn der Frostfeste dienen.«
    »Morygor«, murmelte Gorian düster. »Woher weißt du das über die Schattenkrieger?«
    »Der Orden hat immer wieder Schwertmeister nach Orxanien entsandt, um meinem Land gegen das Vordringen der Eisgötter zu helfen. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob das überhaupt mit Billigung des Kaisers geschah. Tatsache ist, dass sie da waren und tapfer versuchten, die Bedrohung einzudämmen, solange sie sich noch nicht zu sehr ausgebreitet hatte.«
    »Sie scheinen keinen großen Erfolg gehabt zu haben«, sagte Gorian und ließ den Ring zurück in den schlammigen Staub fallen, der von dem Schattenreiter geblieben war.
    »Das ist leider wahr. Und seit mehr als zwanzig Jahren gibt es auch keinen Schwertmeister mehr, der an der Seite orxanischer Krieger gegen den eisigen Feind in die Schlacht ziehen würde, denn der Kampf um mein Land ist im Grunde schon seit langem verloren. Nicht einmal hinhaltender Widerstand ist noch möglich.«
    »Und uns hier wird es wohl irgendwann genauso ergehen.«
    »Das ist so sicher wie die Gesänge im Tempel des Verborgenen Gottes«, meinte Gaerth.
     
    Erst spät am Abend kehrte Nhorich zurück. Inzwischen hatte es zu regnen begonnen, und ein kräftiger Sturmwind wehte von der See her, der die ohnehin windschiefen Bäume in seine Richtung bog, und hier und dort knackten Äste und brachen ab.
    Nhorich war sehr schweigsam, und Gorian bemerkte eine Wunde an seiner rechten Hand, die wie eine Brandverletzung aussah. Nhorich beantwortete zunächst keine von Gorians Fragen. Stattdessen wies er den Orxanier Gaerth und Beliak, den Adh, an, in der Nähe zwei Gruben zu schaufeln, wie man sie nach den Bräuchen der Kirche des Verborgenen Gottes für eine Totenbestattung auszuheben pflegte. Er selbst wandte sich den Überresten der beiden Schattenkrieger zu. Der ascheartige Staub war aufgrund des schmelzenden Schnees bereits in den Boden gesickert.
    Gorian beobachtete seinen Vater, wie dieser ein Ritual vorbereitete, das offenbar zum Geheimwissen des Ordens gehörte. Er streute ein weißes Pulver über die Stellen, an denen die Schattenkrieger vernichtet worden waren. Dazu sprach er ein paar Worte in der alten Sprache Nemoriens, in der viele magische Formeln und auch die Schriften über Ursprung und Gebrauch der Alten Kraft verfasst waren. Auf der Ordensburg gehörten die nemorische Sprache und Schrift zu den wichtigsten Dingen, die ein Neuling zu lernen hatte, aber angeblich war beides so kompliziert, dass selbst viele Meister nur Grundkenntnisse vorweisen konnten. Zumindest galt dies für die Schwertmeister, denn bei den Magiemeistern des Ordens spielte Nemorisch als Sprache der Magie eine extrem wichtige Rolle.
    Der dunkle Staub, der von den Schattenkriegern geblieben war, glühte kurz grell auf. Danach füllte Nhorich die Überreste der beiden Schattenreiter jeweils in einen irdenen Krug, steckte auch die beiden Ringe der Schwertmeister in die Krüge und vergrub diese in den von Gaerth und Beliak ausgehobenen Erdlöchern.
    »Stimmt es, dass sie einst Schwertmeister des Ordens waren?«, fragte ihn Gorian später.
    Nhorich nickte. »Das waren sie

Weitere Kostenlose Bücher