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Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen

Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen

Titel: Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Zeit selbst würde sich dehnen und alles mit unglaublicher Langsamkeit geschehen. Im letzten Moment gewann er seinen freien Willen zurück, auch wenn das mit einem heftigen Kopfschmerz verbunden war. Er warf sich zu Boden, während der Stein an ihm vorbeischoss und die gegenüberliegende Wand mit solcher Wucht traf, dass er tief in den massiven Blockbohlen, aus denen das Haupthaus von Nhorichs Hof errichtet war, stecken blieb.
    Gorian drehte sich auf den Dielen liegend um und starrte zu dem Stein in der Wand, der etwa die Größe seiner Faust hatte und in der Dunkelheit grünlich schimmerte. Nur deswegen war er überhaupt zu sehen. Eine eigentümliche Magie musste in ihm stecken. Aber das Eigenartigste war, dass er seine Form veränderte. Er wirkte wie eine kleine geflügelte Eidechse, die sich zunächst zusammengerollt hatte und sich nun zu entfalten begann. Das Schimmern veränderte sich dabei zunehmend vom Grünlichen ins Rötliche, und ein fauchender Laut entfuhr diesem Wesen.
    Ein Gargoyle!, durchfuhr es Gorian. Man erzählte sich Geschichten über diese Steindämonen, aber er hatte nie davon gehört, dass jemals jemand in der Gegend von Twixlum einer derartigen Kreatur auch tatsächlich begegnet war.
    Erneut fauchte das Wesen. Während der Körper mittlerweile eindeutig rötlich schimmerte, waren seine Augen nun stechend gelb. Fast wie Lichter, die man soeben entzündet hatte. Ihr Strahlen war so intensiv, dass es taghell im Zimmer wurde. Gorian musste die eigenen Augen mit der Hand abschirmen, so sehr wurde er geblendet.
    Der Gargoyle machte einen Satz und landete auf der Truhe, in der Gorian seine Sachen aufbewahrte. Dann breitete die Kreatur die Flügel aus. Sie waren der einzige Teil seines Körpers, der steingrau geblieben war.
    Gorian wusste plötzlich, dass dieses Wesen ihn töten wollte. Nur deswegen war es hier. Seine Gedanken voll kaltem Hass und die Absicht, ihn umzubringen, waren dermaßen bedrängend, dass sich jeder Zweifel verbot.
    Der Gargoyle verzog das fratzenhafte, eidechsenartige Gesicht, in dem nadelspitze Zähne funkelten.
    Erinnere dich an die geflügelten Fische!, versuchte Gorian die schlummernden Kräfte in sich zu wecken. Sein Dolch lag unter dem Bett, und er streckte die Hand danach aus. Sein Vater hatte ihn ermahnt, die Waffe stets bei sich zu tragen, und so bewahrte er sie, selbst wenn er schlief, in seiner unmittelbaren Nähe auf.
    Der Dolch bewegte sich, flog durch die Luft. Eigentlich hätte er in Gorians Hand landen sollen, aber sein Flug wurde durch eine plötzlich auftretende Kraft abgelenkt, und im nächsten Moment steckte die Klinge zitternd in der Holzdecke.
    Der Gargoyle stürzte sich mit einem triumphierenden Gebrüll auf Gorian und landete auf dessen Brust. Wieder fühlte der Junge jene magische Lähmung, die er schon am Fenster verspürt und die ihn daran gehindert hatte, um Hilfe zu rufen.
    Gorian lag da – von dem vergleichsweise winzigen Gargoyle auf seiner Brust mit unheimlicher Kraft an den Boden gedrückt und unfähig, auch nur zu atmen. Das Wesen drohte ihn zu erdrücken, um ein Vielfaches schwerer, als ein Gesteinsbrocken seiner Größe normalerweise sein konnte. Gorian bekam keine Luft mehr.
    Der Gargoyle fauchte. Seine nagelspitzen Zähne wurden blutrot, näherten sich der Kehle des Jungen, und die grausame Kreatur nahm Maß für einen tödlichen Biss. Gorian versuchte noch einmal seine Kräfte zu sammeln. Aber da war nichts mehr, nur innere Leere und Kraftlosigkeit – und Furcht.
    Dann schnappte das Maul des Gargoyle zu …
     
    Genau in diesem Moment wurde die Tür aufgestoßen, und Nhorich erschien, den Griff eines Schwertes mit beiden Händen umklammernd. Er stieß einen Schrei aus – einen jener Schreie, mit denen man die Alte Kraft herbeirief -, seine Augen waren vollkommen schwarz, sein Gesicht eine Grimasse, und der Dolch in der Decke wurde durch eine unsichtbare Kraft aus dem Holz gerissen, fuhr nieder und traf den Gargoyle mit solcher Wucht, dass Funken sprühten und das Wesen fortgeschleudert wurde. Dies geschah mit solch unglaublicher Präzision, dass Gorian keine Schramme abbekam – weder von den Zähnen und Krallen des Gargoyle noch von der Dolchklinge selbst.
    Der Gargoyle versuchte zu fliehen. Aber im nächsten Moment war Nhorich einen Schritt nach vorn geschnellt und traf das steinerne Wesen mit einem Schwerthieb von gewaltiger Kraft. Die Klinge zerbrach, der Gargoyle allerdings auch, und seine Bruchstücke landeten auf dem Boden. Sie

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