Gott bewahre - Niven, J: Gott bewahre - The Second Coming
schon. Nicht mal ganz am Anfang hast du es versucht, als wir uns kaum kannten.«
»Na ja, du warst damals nicht gerade in bester Verfassung. Und außerdem hatte ich dich einfach zu gern, weißt du?« Er lächelt sie an. »Und es war immer klar, dass es irgendwie ein solches Ende nehmen würde. Es wäre nicht fair von mir gewesen, mit dir was anzufangen. Außerdem musste man auch an die Kids denken. Es wäre für sie noch schwerer, wenn wir ...«
»Meinst du nicht, dass es sowieso schwer für sie wird?«
»Was hast du ihnen erzählt?«
»Zu Miles habe ich nicht viel gesagt. Er glaubt einfach, dass du weg bist. Aber Danny ... Danny ist alt genug, um Zeitung zu lesen. Er weiß Bescheid. Er hat nichts dazu gesagt. Aber er weiß Bescheid. Die beiden warten draußen. «
»Draußen? Wieso hast du sie nicht mit reingebracht?«
»In der ganzen Zeit, die ich dich kenne, hatte ich - glaube ich - keine fünf Minuten mit dir allein. Hat ein Mädchen denn kein Recht auf ein paar schöne Momente?«
Sie halten Händchen und sitzen schweigend nebeneinander auf der Bank, während Tommy, der Wachmann, diskret Abstand hält und am anderen Ende des Raumes unter der großen Gefängnisuhr seine Zeitung liest. Die Minuten vergehen. Jesus spürt, dass Becky neben ihm schneller atmet, sich bereitmacht, seine Hand ein wenig fester drückt, Anlauf nimmt. Sie sind fertig mit den Neuigkeiten und dem Smalltalk. Sie stecken fest. Zeit für das große Thema.
»Hast du keine Angst?«, fragt Becky schließlich, ihre Stimme ein hauchdünnes Flüstern.
»Nein, Becks.«
»Aber was, was ist, wenn es ... ich ...« Sie bricht in Tränen aus.
»Schscht ... komm schon.«
»Oh Gott. Ich kann den Gedanken nicht ertragen, dass sie dir wehtun.« Sie bricht total zusammen, sinkt auf seinen Schoß, schluchzend, mit bebenden Schultern. Er nimmt sie in die Arme, streichelt ihr feuchtes Gesicht, sein blondes Haar fällt über sie, Becky riecht ihn, versucht ihn so tief wie möglich einzuatmen, um für immer etwas von ihm zu haben. JC wartet, bis sie sich wieder etwas gefangen hat, dann hebt er sie hoch, damit sie ihn ansieht. Ihre wunden Augen und die glänzenden Wangen sind selbst unter diesen kalten Neonröhren noch wunderschön.
»Hör zu, Becky, in derselben Sekunde, in der es passiert, fliegt alles, was mich ausmacht, einmal quer durchs Universum, und ich bin zu Hause.«
»Oh Gott. Ich wünsch mir so sehr, dass es stimmt.«
»Ach, Süße«, sagt Jesus lachend. »Wie gut für dich, dass es Dad einen Dreck interessiert, ob jemand an Ihn glaubt oder nicht.«
»Noch fünf Minuten, Leute«, sagt Tommy leise.
»Okay, okay, okay.« Becky wischt sich die Augen und putzt noch einmal ihre Nase. »Ich geh sie holen. Hör mal, lass uns ...« «
»Ja, wir machen es ihnen nicht unnötig schwer.«
3
S PÄTER AM SELBEN ABEND KOMMEN SIE IN SEINE ZELLE, Tommy und der jüngere Wachmann - Phil, wie Jesus glaubt. Phil hält einen Block und einen Stift hoch. »Was geht ab, Männer?«, fragt Jesus.
»Wir müssen deine Bestellung aufnehmen«, sagt Tommy, »für deine ... äh ... Mahlzeit.«
»Oh, stimmt.« Er weiß, dass diese Situation schwierig für sie ist. »Wisst ihr, Jungs, ich brauche nichts. Wieso bestelle ich nicht einfach so viel zu essen, wie mir zusteht – Pizza, Hühnchen, egal was –, und irgendwer geht los und gibt es den ersten Obdachlosen, die er findet?«
Tommy und Phil starren ihn an. »Ehrlich?«, sagt Tommy. »Ich glaube nicht, dass sie das genehmigen.«
»Okay.« Er denkt lange nach, kratzt sich am Kinn. »In diesem Fall ... könnte ich Baba Ganoush bekommen?«
»Was?«, sagt Phil.
Jesus wiederholt es. Phil sieht Tommy nur an, versteht kein Wort.
»Ich werde es euch buchstabieren«, sagt Jesus. »B-A-B-AG-A... «
» Babaganoush? «, wiederholt Phil und schreibt es langsam auf.
»Genau. Ist was Arabisches. Mit Pita-Brot und vielleicht ein paar Oliven? Das wäre nett.«
»Scheiße, davon hab ich noch nie was gehört«, sagt Phil. »Die meisten hier nehmen Hühnchen oder Burger oder so.«
»Ja? Können denn viele, ich meine, in dem Moment überhaupt noch essen?«, fragt Jesus ehrlich interessiert und lehnt sich entspannt an die Gitterstäbe. Er spricht mit ihnen, als ginge ihn das alles nichts an, als wäre es nur eine lockere Plauderei. Scheiße , denkt Tommy. Das ist entweder der absolut obercoolste Typ, dem ich in meinem ganzen Leben je begegnet bin, oder er verdrängt das alles einfach. Und wenn er dann begreift, was los ist,
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