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Gott bewahre - Niven, J: Gott bewahre - The Second Coming

Gott bewahre - Niven, J: Gott bewahre - The Second Coming

Titel: Gott bewahre - Niven, J: Gott bewahre - The Second Coming Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
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BELAGERUNG! MESSIAS ODER MÖRDER! FINALIST VON AMERICAN POP STAR LÖST BLUTBAD AUS! KINDESMISSBRAUCH VERMUTET! WAFFENSCHIEBER! DROGENDEALER!« Und so weiter. Er hatte selten mehr als den ersten Absatz dieser Artikel gelesen. In allen stand mehr oder weniger dasselbe:
    Der Musiker und selbst ernannte »Sohn Gottes«, 32, wurde letztes Jahr durch die ABN-Talentshow AMERICAN POP STAR bekannt. Mit Hilfe seiner Einnahmen aus der Show, geschätzten zwei Millionen Dollar, gründete er in Texas eine Kommune - ein sogenanntes »modernes Utopia«. Einsatzkräfte einer Taskforce, bestehend aus Beamten von BATF, FBI und DEA, stürmten am 10. Dezember das Gelände nahe Bruntsville, nachdem bei den Behörden Hinweise auf den Anbau von Drogen, ein Arsenal automatischer Waffen und zuletzt verstärkt auch Kindesmissbrauch eingegangen waren. Die Einsatzkräfte
stießen auf bewaffneten Widerstand. Bei dem anschließenden Schusswechsel kamen sechs Beamte und acht Sektenmitglieder ums Leben. Achtzehn weitere Personen, darunter mehrere Kinder, wurden verletzt.
    Dann war da dieses Foto, immer wieder dasselbe, eine verschwommene Aufnahme von Jesus, wie er das Gewehr hochhielt, das er soeben Deek Rennet weggenommen hatte. Exakt jener Moment, der nur einen Sekundenbruchteil währte, festgehalten von der Kamera dieses Helikopters, als er die Waffe an sich riss, um sie wegzuwerfen. Nicht, dass ihm das beim Prozess irgendwer glaubte. Die von der Staatsanwaltschaft hinzugezogenen Ballistikexperten stellten eine Verbindung zwischen zwei toten Soldaten und diesem Gewehr her und erklärten, die Schüsse seien direkt von dort gekommen, wo JC gestanden habe.
    »Ein absolut eindeutiger Beweis«, hatte der Ankläger erklärt. »Wir haben ihn sprichwörtlich mit der Waffe in der Hand erwischt.«
    »Oh Mann«, hatte Jesus gesagt.
    Obwohl kein einziges der Kinder, die auf dem Gelände gelebt hatten, die Missbrauchsvorwürfe bestätigte, war der Schaden nicht wiedergutzumachen: JC hatte freimütig zugegeben, dass sie Marihuana anbauten, aber beteuert, es sei nur für den persönlichen Gebrauch gewesen. Doch der Richter wollte nicht glauben, dass solche Mengen allein dem persönlichen Konsum dienen sollten, und hielt den Vorwurf aufrecht. Die Anklage lautete deshalb neben Kindesmissbrauch auf Drogenhandel und nicht zuletzt auf Mord an sechs Bundesbeamten. Die texanischen Geschworenen hatten nur vier Stunden gebraucht, um ihn aufgrund der Drogen-und Mordvorwürfe schuldig zu sprechen. »Mord an einem Staatsdiener in Ausübung seiner Pflicht« nannte es der Richter - ein Kapitalverbrechen.
    Obwohl viele der »seriösen« Zeitungen — Washington Post, New York Times und drüben in England Guardian und Independent
— in ihren Artikeln die Motive und Vorgehensweisen der Regierungsbehörden infrage stellten und zum Teil sogar behaupteten, diese allein seien für die tragischen Ereignisse des 10. Dezember verantwortlich, bewahrte JC die Zeitungen nicht etwa in der Hoffnung auf, beim Durchlesen der Prozessdetails entlastendes Material für ein Gnadengesuch zu finden. Nein, der Grund waren die vielen Fotos seiner Freunde: Becky, wie sie in Handschellen abgeführt wird, ein gutes Bild von Morgan, vor ein paar Jahren auf der Bühne, wie er grinsend auf ein Becken einschlägt - Wo war dieser verdammte Gig gewesen? , fragte sich JC –, ein Foto von Kris, der sich am Pool in L. A. mit Jesus unterhält. Eins von Bob als junger Mann in voller Kampfmontur, wie er mit verschränkten Armen irgendwo vor einem Hubschrauber steht. Sogar ein Bild von Gus und Dotty, die im Schlaf erstickt waren, als der Rauch unter ihrer Tür hindurch ins Zimmer gedrungen war und ihnen das Bewusstsein geraubt hatte, bevor sie wussten, was los war. Ein Foto von Steven Stelfox illustrierte eine Reihe von Interviews, in denen er Jesus als »irregeleiteten, kranken Menschen« denunzierte und der Öffentlichkeit versprach, er würde die Musik, die JC und die Jungs aufgenommen hatten, »aus Respekt vor den Toten« niemals veröffentlichen.
    Ein Gutes hatte die Sache: Im Laufe des Prozesses gelang es JC, alle Welt davon zu überzeugen, dass er allein für die Vorfälle verantwortlich war, dass Becky, Kris und Morgan seinem »außergewöhnlichen Charisma« erlegen waren, wie deren Anwälte es formulierten, und entsprechend für ihre Taten nicht zur Verantwortung gezogen wurden. Natürlich hatte es einige Mühe gekostet, und es war erhebliches Verhandlungsgeschick vonseiten der Anwälte nötig gewesen,

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