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Gott ist tot

Titel: Gott ist tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald F Currie
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zurückkehren können.«
    In dem großen Segeltuchzelt, das für die Pressekonferenz aufgestellt worden war, mitten im Blickfeld der Kameras, saß Gott zur Rechten Powells. Links von Powell bemühte sich der sudanesische Außenminister Mustafa Osman Ismail vergeblich, ein Lächeln aufzusetzen. Ein Stück weiter, von den Kameras gerade nicht mehr erfasst, stand der hochrangige Beamte des Außenministeriums und lauschte angespannt Powells Worten.
    »Ich habe Mr. Ismail mit aller Konsequenz klargemacht, dass dem Blutvergießen Einhalt geboten werden muss«, verkündete Powell den versammelten Reportern. »Eine Lösung kann nur erzielt werden, wenn die Regierung angemessen reagiert .«
    Er wandte sich Ismail zu, der das angestrebte Lächeln des Wohlwollens und der Kooperation endlich doch in sein Gesicht zaubern konnte, indem er sich Powells Kopf auf einer Lanze aufgespießt vorstellte.
    »Zu diesem Zweck, und als Beweis seines guten Willens, hat mir Mr. Ismail seine Unterstützung bei der Suche nach Thomas Mawien zugesagt, der vor einem Jahrzehnt von den Dschandschawid entführt und versklavt wurde. Seine Schwester Sora, die hier neben mir sitzt, hat uns um Hilfe dabei gebeten, ihren Bruder ausfindig zu machen, und ich habe ihr versprochen, dass ich Darfur nicht eher verlassen werde, als bis sie und Thomas wieder vereint sind. Das heißt, wir alle werden uns hier noch ein Weilchen länger aufhalten als ursprünglich geplant.«

    Dem Beamten, dessen linkes Augenlid angefangen hatte zu flattern, sobald Powell von seiner Botschaft abzuschweifen begann, zuckte es mittlerweile in sämtlichen Körperteilen, so sehr drängte es ihn, zum Tisch zu stürzen und die Traube von Mikrophonen herunterzufegen.
    »Während wir uns hier unterhalten, suchen Einheiten der Sudanesischen Volksbefreiungsarmee die Region nach Thomas ab. Erst wenn er heil und gesund wieder bei seiner Schwester abgeliefert wird, erst dann und nicht eher können wir überzeugt sein, dass die Regierung des Sudan nicht einfach ihre Politik des Ausweichens und Ableugnens fortsetzt; erst dann können wir sicher sein, dass sie nicht länger versucht, sich aus der Verantwortung zu stehlen und unsere Maßnahmen zu konterkarieren.
    Danke«, sagte Powell und erhob sich. »Das wäre erst einmal alles.« Die Masse der Reporter erhob sich mit ihm, schreiend und mit den Händen fuchtelnd wie ein einziger, aufmerksamkeitshungriger Organismus. Der Beamte ging hastig dazwischen. »Keine Fragen«, rief er laut. »Keine Fragen!« Powell legte den Arm um Gott, behielt die Pose im Blitzlichtgewitter über mehrere Sekunden bei, bevor er sich umwandte und Ismail die Hand hinstreckte. Der betrachtete sie einen Augenblick lang, wie man ein totes Eichhörnchen oder einen frischen Hundeschiss betrachtet, nahm sie aber mit schlaffer, gehässiger Geste, als Powell seinen Samuel-Jackson-Blick auf ihn abschoss. Dann machte er, flankiert von seinen Männern, kehrt und stelzte aus dem Zelt.
    Die Leute vom Secret Service begannen die Reporter in die schale Nacht hinauszutreiben, und der Beamte wandte sich zu Powell um. »Bei allem Respekt, Sir, sind Sie des Wahnsinns? Wir werden morgen in Indonesien erwartet! Sir, in Indonesien ist bereits morgen.«

    »Indonesien läuft uns nicht weg«, sagte Powell.
    »Abgesehen davon«, sagte der Beamte, »abgesehen davon, Sir, und verzeihen Sie, wenn ich hier meine Befugnisse überschreite, ist es nicht unsere Aufgabe, fremde Regierungen herumzukommandieren . Unsere Aufgabe ist es, sie zu überzeugen und für uns zu gewinnen .«
    »Scheiß drauf«, sagte Powell. »Ich bin General, schon vergessen? Und Generäle erteilen Befehle. So wie ich Ihnen jetzt auch einen Befehl erteile: Schwirren Sie ab.«
    Das Satellitentelefon des Beamten klingelte, ein scharfes, zorniges Schrillen. Hastig schlug er sich aufs Jackett, fand das Telefon und presste es mit beiden Händen ans Ohr.
    »Ja?« Das Blut wich ihm aus dem Gesicht. »Ja, Sir … Sir, ich weiß auch nicht … Es kam für mich genauso überraschend wie … Ich habe keine Ahnung, warum der Minister sein Telefon ausge … Sir, lassen Sie mich … lassen Sie mich Ihnen versichern, dass ich ein treuer Diener der Regierung bin und bl … Sir, vielleicht wollen Sie ja mit ihm selber … Yessir, er steht direkt neben mir.«
    Der Beamte wollte Powell das Telefon in die Hand drücken. »Der Präsident.«
    Powell winkte ab. »Richten Sie’s mir später aus«, sagte er.
     
    Dem Adjutanten, der neben Mustafa Osman Ismail

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