Gott oder Zufall?
der
Ordnung,
der
Gleichförmigkeit
und der
Nachvollziehbarkeit
der Natur die
Schönheit/die Eleganz
hinzu, die dem Denken Nahrung liefert. G. H. Hardy, der Entdecker der Hardy-Weinberg-Regel der Populationsgenetik, brachte diese Vorstellung mit folgenden Worten zum Ausdruck: »Schönheit ist das erste Kriterium: Es gibt keinen Platz in dieser Welt für hässliche Mathematik.« Dieser Gedanke wurde in der Geschichte sogar noch tiefer verankert, als Galileo vor drei Jahrhunderten die Mathematik als die Sprache der Naturwissenschaft bestimmte.
René Descartes (1596–1650), französischer Philosoph, Rationalist © © Corbis/Stapleton Collection
Das Unverständlichste am Universum ist im Grunde, dass wir es verstehen.
Albert Einstein
Die Philosophie steht in diesem großen Buch geschrieben, dem Universum, das unserem Blick ständig offen liegt. Aber das Buch ist nicht zu verstehen, wenn man nicht zuvor die Sprache erlernt und sich mit den Buchstaben vertraut gemacht hat, in denen es geschrieben ist. Es ist in der Sprache der Mathematik geschrieben …
Galileo Galilei, Il Saggiatore (Die Goldwaage, 1623)
[Ein überraschendes Kennzeichen der Naturgesetze ist], dass ihre Regelmäßigkeit … von so vielen Bedingungen, die einen Einfluss auf sie hätten haben können, unabhängig ist … Wenn es keine Phänomene gäbe, die nur von einer überschaubar kleinen Anzahl an Bedingungen unabhängig wären, wäre Physik unmöglich.
Eugene Wigner, »The Unreasonable Effectiveness of Mathematics in the Natural Sciences«, Communications in Pure and Applied Mathematics (1960)
Eugene Wigner (1902–1995), ungarisch-amerikanischer Mathematiker und Nobelpreisträger © © Getty Image/Time & Life Pictures
Die Mathematik kann nicht nur als schön begriffen werden, sie verblüfft zugleich. In seinem berühmten Aufsatz »The Unreasonable Effectiveness of Mathematics in the Natural Sciences« folgerte Eugene Wigner: »Das Wunder, dass sich die Sprache der Mathematik für die Formulierung der physikalischen Gesetze eignet, ist ein herrliches Geschenk, das wir weder verstehen noch verdienen.« Wie Charles Darwin (1809–1882) und Haldane meinte er: »Es ist schwer zu glauben, dass unsere Verstandesmacht durch Darwins Prozess der natürlichen Selektion zu der Perfektion gebracht wurde, die sie zu besitzen scheint.«
Die Welt erregt also unsere Neugierde, und sowohl die Naturwissenschaft als auch die Mathematik versorgen uns mit einem Instrumentarium, um unseren Wissensdurst zu befriedigen, doch sie ruft auch Staunen hervor. Der Physiker Erwin Schrödinger, der berühmt für seine »Wellengleichung« ist, war begeistert von den Vererbungsmechanismen. Er fragte:
Wie lassen sich die Vorgänge in Raum und Zeit, welche innerhalb der räumlichen Begrenzung eines lebenden Organismus vor sich gehen, durch die Physik und die Chemie erklären? Wenn die heutige Physik und Chemie diese Vorgänge offenbar nicht zu erklären vermögen, so ist das durchaus kein Grund, die Möglichkeit ihrer Erklärung durch die Wissenschaften zu bezweifeln. Das ist ein Wunder, welches nur noch von einem anderen Wunder übertroffen wird, das zwar mit ihm eng verbunden ist, aber doch auf einer anderen Ebene liegt, nämlich die Tatsache, dass wir, deren ganzes Dasein vollständig auf einem wunderbaren Wechselspiel ebendieser Art beruht, doch die Fähigkeit besitzen, darüber ein ansehnliches Wissen zu erwerben.
Erwin Schrödinger, Was ist Leben? (1944)
Die Naturwissenschaft und ihre Stärken
Die Wissenschaft ist ein großartiges und herrliches Unternehmen – das erfolgreichste, mit dem sich die Menschen jemals befasst haben.
Peter Medawar, The Limits of Science (1984)
Die Faszination, Rätsel zu lösen, ist einer der Faktoren, der Menschen dazu führt, sich in der Schule mit Naturwissenschaften zu beschäftigen und eine wissenschaftliche Laufbahn einzuschlagen. Ein Schlüssel zum Erfolg der Wissenschaft ist ihr Offensein für öffentlich zugängliche Beweise.
Beweise in der Wissenschaft
Die Wissenschaft beruft sich auf Beweise, die aus der physikalischen Welt gewonnen werden, um allgemeine Prinzipien aufzustellen, die in wissenschaftlichen Gesetzen formuliert werden können. Von diesen Gesetzen ausgehend, lassen sich dann – auf der Grundlage vorhergehender Ereignisse – bestimmte Ereignisse in der Zukunft prognostizieren. Francis Bacon glaubte, dass die Wissenschaft durch den einfachen Prozess derjenigen voranschritt, die sie
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