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Gott sacker Kriminalroman

Titel: Gott sacker Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Boenke
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Dezember sowieso, da wird es schon nachmittags um vier dunkel.
Heilandzack!«
    Er steckte die Bibel in die Hosentasche.
    Der Mann stieg durch das Fenster der Kapelle. Er suchte noch
Sommerblumen. Er fand Knabenkraut und am Tümpel die gelbe Wasserlilie. Ein
letztes Mal stieg er in die Kapelle, legte die Blumen auf das unsichtbare Grab
und kletterte aus der Kapelle wieder heraus.
    Den Weg nach Hause wählt er wiederum in der sicheren
Variante, durch den Moosforst schob er die Karre leicht bergan. Als er aus dem
Forst herauskam, blieb er stehen und schaute zum Hagelloch.
    Er hob die Faust und schüttelte sie.
    »Dort gehört ihr beide eigentlich hin, ihr Drecksauen, auf
den Schindanger und nicht auf den Gott’sacker!«
    Die wichtigste Arbeit hatte er verrichtet, es lag in
geheiligter Erde. Und die beiden hatten ihre gerechte Strafe bekommen. Dass er
es nicht geschafft hatte, die zwei auf den Schindanger zu verlegen, weil ihn
die Kräfte verließen, störte ihn nun nicht mehr.
    Noch einmal schüttelte er die Faust.
    »Ihr Drecksauen, ihr dreckigen!«
    Er hob die Karre an den beiden Holzenden an und ging, leise
vor sich hin singend, seinen Weg weiter.
    So, nun zurück zur Werkstatt. Jetzt kommt der krönende
Abschluss!

     

     
    »Der Kirchturm winkt mir drohend zu,
    doch bringt er mir auch meine Ruh.
    Dort wird nun meiner Hände Werk
    das Zeichen meiner großen Stärk.
    Noch einmal stürzt das warme Blut,
    aus feinem Herz und brennt wie Glut.«

24
    Die
blutenden Finger schmerzten, die Hände zitterten. Die letzten Fetzen des
Isoliermaterials schabte sie mit dem langen Holzsplitter des Vesperbrettchens
heraus. Licht! Warmes, weiches Licht, es musste schon spät sein. Aber wo war
sie? Sie drückte ihr Gesicht so nahe wie möglich an die Scheibe. Sie musste
irgendwo in der Nähe der Kirche sein.
    Sie holte die andere Hälfte des Vesperbrettchens und schob
sie in den Spalt zwischen die beiden Bretter vor dem Fenster. Sie nutzte es als
Hebel. Vorsichtig lockerte sie die Nägel, mit denen die Bretter angebracht
waren. Als eine Seite abstand, fuhr sie mit den Fingern unter das Holz und zog
knarrend das erste Brett weg. Gleichermaßen lockerte sie die übrigen Bretter
und löste sie vom hölzernen Fensterrahmen. Nun war es einfach, die Isolierschicht
von der Scheibe zu entfernen.
    Das Fenster ließ sich leichter öffnen, als sie dachte. Sie
hangelte sich am Rahmen hoch und schob ihren schlanken Körper durch die schmale
Oberlichtöffnung. Die Hitze und die Anstrengung machten sie leicht schwindelig.
Aber das war ihr egal. Geschafft, sie hatte es geschafft, sie war dem Mörder
entflohen. Im Gegenlicht der untergehenden Sonne sah sie als Schattenriss
jemanden kommen, sie war gerettet. Cäcilia lächelte, Tränen der Erschöpfung und
Freude liefen über die Wangen. Die Gestalt kam rasch näher. Sie schob eine
Schubkarre.

     
    Der Mann traute seinen Augen nicht, als er mit
der Schubkarre um die Ecke der Kirche bog und zum Schopf hin sah. Aus dem
schmalen Fenster knapp oberhalb der Erde schob sich seine Gefangene, die schöne
Prophetin aus dem Fenster.
    »Helfen Sie mir, bitte, man hat mich eingesperrt.«
    Die junge Frau lächelte erschöpft, Tränen tropften vom
Gesicht, als sie wenige Meter vor dem Mann stand.
    Dieser stellte sein einrädriges Gefährt ab. Besänftigend hob
er die Hand, als sie ihm die letzten Schritte entgegentaumelte.
    »Schnell, rufen Sie die Polizei, die ist bestimmt noch in der
Nähe.«
    Der Mann nahm die junge Frau wie zum Schutz in die Arme und
bremste sie ab. Sie legte kurz ihren Kopf an seine Schulter.
    Dann roch sie es, ganz flüchtig – Himbeer-Shampoo!
    Doch es war schon zu spät, er packte sie am Handgelenk und
versetzte ihr mit der anderen Hand einen kräftigen Schlag gegen die Schläfe.
    Cäcilia sah Lichtblitze, dann wurde es dunkel. Ihr letzter
Gedanke war: Der doch nicht!

     
    Der Mann zog die Bewusstlose in seine Werkstatt.
Er legte sie sanft auf den kühlen Betonboden. Dann ging er in den hinteren
Bereich, dort, wo all die alten Kreuze lagerten. Sie waren die letzten Zeichen
vergessener Verstorbener, aus einer Zeit, in der die Kreuze noch aus Gusseisen
waren. Er holte unter der öligen Decke ein Kreuz hervor, das fast so groß war
wie er selbst. Das würde reichen.
    Dann öffnete er die Schublade und holte das weiße Handy. Mit
dem schweren Kreuz und dem vermeintlichen Handy ging der Mann zu Cäcilia. Er
legte das weiße Gerät auf die Brust

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