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Gottes blutiger Himmel

Gottes blutiger Himmel

Titel: Gottes blutiger Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fawwaz Hahhad
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erwidern wollte. Er stand plötzlich mit offenem Mund da, hob seinen Kopf und lauschte. Ich hörte ein Sirren und blickte nach oben. Der Himmel war leer und klar. »Ein Flugzeug!«,sagte Samer. Wir lauschten weiter mit angehaltenem Atem. Das Geräusch wurde lauter und steigerte sich zu einem sanften Dröhnen. Abu Muadh war noch nicht weit weg, und Samer befahl ihm, den Kameraden im Gästehaus zu sagen, sie sollten sofort das Gebäude verlassen und sich im Gelände verteilen.
    Im nächsten Moment packte Samer mich am Arm und zog mich in einen Graben. Man hörte erste Explosionen, die näher kamen. Ich lehnte mich an die Wand des Grabens, aber Samer drückte mich nach unten. Jetzt detonierten um uns herum Bomben, so dass die Erde unter uns bebte. Es war ein ohrenbetäubender Lärm, Flammen bissen mir in die Haut, Erde und Steine fielen auf mich herab. Ich glaubte zu ersticken. Ich wusste nicht, wie lange ich das durchhalten würde, und begriff nur, dass es nicht aufhörte. Mir war nicht klar, ob ich verletzt war. Ich sah zu Samer, er hatte eine Hand auf mich gelegt, um sich meiner zu versichern, ich drückte ihn an meine Brust und umschlang ihn mit beiden Armen, um ihn zu beschützen.
    Als ich den Kopf hob, sah ich die beiden saudischen Brüder in unsere Richtung rennen. Sie hielten sich an den Händen, als eine Rakete sie erwischte, kurz bevor sie den Graben erreichten. Im nächsten Augenblick waren sie nur noch eine Rauchwolke, die alles einhüllte. Überall regnete feiner Staub herab. Von den beiden Männern blieb nichts übrig, ihr Wunsch, gemeinsam zu sterben, hatte sich erfüllt.
    Nun kreisten zwei Apache-Kampfhubschrauber in geringer Höhe über uns. Aus dem einen wurde geschossen und wurden Granaten abgeworfen, der andere überzog das Gebiet mit Maschinengewehrfeuer, während das Dröhnen der Düsenflugzeuge schwächer wurde und entschwand. Der Luftangriff war beendet. Die Ziegenherde lag am Boden, daneben der Leichnam des Hirten und sein toter Hund. Durchden Rauch war in der Ferne zu sehen, wie Soldaten aus Panzerfahrzeugen stiegen, begleitet von Humvees, vorsichtig durchs Dorf huschten und dabei Maschinengewehrsalven abgaben. Aber sie schafften keinen Durchmarsch und mussten sich sogar auf den Boden legen. Widerstandskämpfer schossen mit Mörsergranaten, Panzerfäusten und Maschinengewehren auf sie. Kombattanten hatten sich am Straßenrand versteckt und griffen eines der Fahrzeuge mit einer panzerbrechenden Granate und einem Raketenwerfer an. Sie hatten es getroffen und warfen nun eine Brandbombe hinein. Die Amerikaner mussten sich zurückziehen.
    Samer schob mich mit den Händen, und wir krochen im Graben vorwärts. Als wir an seinem Ende ankamen, waren wir außerhalb der Feuerzone, neben uns war ein Dickicht aus Büschen und Palmen und Bewässerungskanälen. Ich wandte den Blick zurück. Überall loderten Brände, ein Auto und ein Lastwagen waren zu einem Haufen zusammengeschmolzen. Kein Gebäude hatte das Bombardement heil überstanden, und niemand, der nicht ins Freie gegangen war, konnte unverletzt geblieben sein. Samer starrte hinüber auf die andere Seite des Grabens. Ich hörte nichts, ich war in einer Welt, in der es nichts gab außer dem schrecklichen Echo des Todes, und der Kosmos schrumpfte zu einem leeren Etwas.
    Als ich über das offene Gelände lief, schien mir die Erde unter meinen Füßen noch immer zu beben. Ich ließ meinen Blick über das Lager schweifen. Das Gästehaus war eine große Grube, aus der dichter schwarzer Rauch aufstieg. Ringsum brannte es ebenso. Der Rumpf des jungen Syrers mit der verkrüppelten Hand hing an einem Baum, es roch nach verbranntem Fleisch. Auch der Tunesier, der Marokkaner und der Algerier hatten es noch geschafft, aus dem Gebäude zufliehen und sich hinter dem Lastwagen zu verstecken, aber gerettet hatte sie das nicht.
    Ich schaute dahin, wo die Schwimmbrücke gewesen war, es war nichts mehr von ihr zu sehen, dann zu dem Lehmhaus des Eremiten. Abu Harith stand vor dem Eingang wie ein Fels im Sturm, die Arme in Richtung der Flugzeuge ausgestreckt, als wollte er all die Granaten empfangen, die um ihn herum explodierten. Eine traf ihn, und er flog mit einer Rauchwolke in die Luft. Von Gott hatte er keine Antwort erhalten, aber von den Amerikanern.
    So weit der Blick reichte, war die Erde aufgerissen. Dorfbewohner, die aus ihren Häusern geflohen waren und versucht hatten, sich ins Gebüsch zu retten, waren in das Gewehrfeuer der Helikopter geraten und lagen tot

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