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Gottes blutiger Himmel

Gottes blutiger Himmel

Titel: Gottes blutiger Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fawwaz Hahhad
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und wurde nun selbst neugierig. Er kündigte den Auftritt mit kurzen Worten an: »Gleich kommt Sana zu dir.« Und fügte noch eine Regieanweisung für mich hinzu: »Empfange sie freundlich, gib ihr nicht nur die Hand, sprich ausführlich mit ihr, und wenn du sie umarmst und küsst, wird es auch nicht schaden. Du hast eine innigeBeziehung zu ihr.« – »Eine Liebesbeziehung?« – »Du hättest sie fast geheiratet. Wäre dann nicht …« Sie war eingetreten.
    Die Dame, die durch die Tür kam, ähnelte der jungen blonden Krankenschwester, die gerade ihren Morgendienst bei mir angetreten hatte. Sie hatte dieselben zarten Gesichtszüge, aber ihre Augen waren hell und weit, ihr Mund war kleiner und schöner als der der Krankenschwester, allerdings schien sie im Vergleich zu dieser etwas missmutig. Vielleicht hatte sie mitbekommen, wie die Schwester mit mir gescherzt hatte, oder diese hatte sie mehrdeutig angesehen. Meine Pflegerin war durch nichts zu erschüttern, weder durch komplizierte Geburten noch durch plötzliche Todesfälle. Meinen Fall sah sie als ganz normal an und fand es sogar verheißungsvoll, dass ein Mensch, dazu noch in meinem Alter, plötzlich wieder so werden konnte wie bei seiner Geburt und neu zu leben begann. Sie machte mir Mut und sagte, dies sei eine Chance, die ich ergreifen solle.
    Nein, meine Besucherin war nicht missgestimmt, eher ängstlich, und etwas in ihrem Blick deutete auf Enttäuschung und Hilflosigkeit. Aber vor allem ihr Gesichtsausdruck, in dem sich Zuneigung und Besorgnis mischten und eine Sehnsucht, die ich nicht verstand, irritierte mich. Ich fürchtete mich ein wenig vor ihr, es kam mir so vor, als hätte ich einmal ihr gehört und sie sei einzig zu dem Zweck gekommen, mich zurückzuholen. Als sie neben mir saß, sah sie mich liebevoll an, was mir peinlich war, und ich war kurz davor, sie rauszuschicken. Ich beherrschte mich, ließ aber nicht das mindeste an Sympathie für sie erkennen. Ich hatte das sichere Gefühl, dass ich mich in Acht nehmen musste, denn wenn ich dem nachgäbe, was eine innige Beziehung zu sein schien, dann würde mich das in eine Katastrophe führen.Also bemühte ich mich, sie möglichst kühl und abweisend anzusehen, und tatsächlich bremste dies ihre Hinwendung zu mir und ließ sie vor einer Umarmung zurückschrecken. Gerade als sie gedacht hatte, sie hätte mich wieder, ließ ich sie fühlen, dass sie mich verloren hatte. Eigentlich wollte ich sie nicht so schnell enttäuschen, aber die Freude, die für Momente in ihrem Gesicht aufgeblitzt hatte, gab mir das Gefühl, dass sie die Macht hätte, mich zu beherrschen. Meine Glieder wurden steif; diese verdammte Vertrautheit würde mich womöglich aus meiner blassen Welt herausreißen. Panik erfasste mich. Diese Frau wusste nicht, was sie mit ihren Erwartungen bei mir anrichtete. Wie konnte ich sie auf Distanz halten, ohne verachtenswert zu erscheinen? Aber schließlich hatte ich eine Entschuldigung: ich lag hier mit zahllosen Verbänden, meine Wunden waren tief, meine Geschwüre aufgedunsen, und ich hatte mein Gedächtnis verloren.
    Ich gab ihr nicht die Hand und ermutigte sie nicht, mir näher zu kommen. Ich wünschte mir, dass sie das Zimmer so schnell wie möglich wieder verließe, ohne dass wir auch nur ein Wort wechselten. Als sie nicht von ihrem Platz weichen wollte, sagte ich ihr kühl, damit sie nicht weiter ihren Gedanken nachhing und nicht länger herumstand: »Ich kann nicht garantieren, dass ich dich wieder lieben werde.« Meine Frechheit erwiderte sie scharf mit den Worten: »Ich auch nicht.«
    Ich erwartete, dass sie nun gehen würde. Aber sie zögerte. Man konnte an ihrem Gesicht ablesen, was in ihr vorging. Ihre Lippen zitterten vor Groll, und sie war kurz davor, ihren Zorn auf mich abzuladen, aber stattdessen brach sie in Tränen aus. Ich gab Hassan ein Zeichen, er möge sie hinausbringen. Eine so emotionale Situation zu ertragen, war ich nicht in der Lage, ich wollte nicht, dass sie mich tröstete, undfühlte mich auch nicht verpflichtet, sie zu trösten. Ihre Stimme ging in Schluchzen unter, dass es einen dauerte, aber ich ersparte ihr nichts und ließ nicht das geringste Mitleid erkennen.
    Als ich aus dem Krankenhaus entlassen wurde, gab mir der Arzt noch den Rat mit auf den Weg, ich solle meinen Widerstand aufgeben und aufhören, mich selbst zu blockieren. Aber ich blieb bei meiner Entscheidung. Ich wollte nichts über mein Leben in Erfahrung bringen, und wenn sie noch so sehr versuchten,

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