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Gottes Tochter

Gottes Tochter

Titel: Gottes Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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betrachtete seine Hände…
    »Wir kommen rein, Rico. Freust du dich?«
    … und zögerte nicht länger.
    Er freute sich auf Juris Gesicht und das des anderen, wahrscheinlich einer aus Juris Werkstatt. Und er kicherte, als er das Knacken im Schloss hörte und das Krachen der Tür gegen die Wand und die Stimmen und dann Schritte auf dem Holzboden, das Knarzen und das Quietschen der Stiefel. Er kicherte und schloss die Augen und stieß den Stuhl weg, den er aus der Küche geholt hatte.
    »Sieht aus wie bei den Fidschis«, sagte Juri auf dem Weg zum Wohnzimmer, dessen Tür als Einzige offen stand.
    Der andere, kleiner als Juri, mit einem Kinnbart und nervösen Gesten, streckte den Arm vor, zog ihn zurück und öffnete die erste Tür.
    »Leer!«, rief er Juri zu, der sich im Wohnzimmer umsah.
    »Rico! Spielst du Verstecken?«
    »Leer!«, rief der andere an der zweiten Tür, die er geöffnet hatte.
    »Vergiss die Küche nicht«, sagte Juri.
    »Was?« Der andere streckte wieder die Hand aus und machte ein verkniffenes Gesicht. Er drückte die Klinke an der Küchentür.
    »Niemand drin«, sagte er.
    »Sicher?«
    »Da stehen nur zwei Taschen, sonst nichts. Der Typ ist nicht da.«
    »Weitersuchen!«
    Kurioserweise machte der junge Mann mit dem Kinnbart die Küchentür wieder zu, sachte, als wolle er kein Geräusch verursachen.
    Als er die Tür direkt gegenüber öffnete, stieß er einen Schrei aus.
    Im kargen Licht, das durch das Fenster fiel, sah er einen Mann hängen. Ein schwarzer Strick war um seinen Hals geschlungen und an einem Haken an der Decke verknotet.
    »Juri!«, rief der junge Mann. »Juri!«
    »Was machen Sie da?«, sagte jemand an der Wohnungstür. Der junge Mann erschrak ein zweites Mal.
    »Was ist los?«, rief Juri.
    Er blickte neben seinem Freund ins Zimmer. »Komm da runter, Rico!«
    »Der ist tot! Der hat sich aufgehängt!«
    »Der ist nicht tot, der tut bloß so!«
    »Was machen Sie da?«, sagte die alte Frau, die in der offenen Wohnungstür aufgetaucht war, noch einmal.
    »Wir müssen weg!«, rief der junge Mann, dessen Gesicht vollkommen rot war.
    »Scheiß dir nicht in Hose, Plinky!«
    Plinky sah aus, als wäre es schon passiert.
    »Besser, ich ruf die Polizei«, sagte die alte Frau. »Solche wie Sie kenn ich!«
    »Komm da runter, verdammt!« Juri stürzte auf Rico zu, aber Plinky hielt ihn fest.
    »Komm weg hier! Ich hab keine Lust, wegen dem in den Knast zu gehen! Du hast gesagt, wir machen einen Ausflug mit Eventcharakter, Scheißevent!«
    Juri schaffte es nicht, sich aus Plinkys Umklammerung zu befreien. »Das ist ein Trick, du Idiot!«, schrie er. »Das hat der schon hundertmal gemacht, der verarscht uns doch! Komm da runter, du Feigling!«
    Doch Plinky schob seinen Freund in den Flur zurück und knallte die Zimmertür zu. Im Treppenhaus waren Stimmen zu hören.
    »Das ist ein Spiel, du Idiot! Ich lass mich von dem nicht verarschen!«
    »Wenns ein Spiel ist, dann kriegen wir ihn später noch. So ein Wahnsinn! Ich geh doch nicht in den Knast wegen dem!«
    Im Hausflur zog Plinky die Wohnungstür zu und schubste Juri zur Treppe. Sie rannten hinunter. Im Parterre begegneten sie der alten Frau.
    »Wir sind schon weg!«, rief Plinky. »Sie brauchen die Bullen nicht anzurufen!«
    »Dann aber ganz flott!«, sagte die Alte, ein grünes Handy am Ohr. »Und kommt ja nie wieder!«
    Juri und Plinky liefen zu ihrem Wagen und setzten sich hinein. Bevor sie ein Wort sprechen konnten, hielt ein rotes Fahrzeug vor ihnen, und ein Mann in einer Lederjacke stieg aus. Tabor Süden klopfte ans Seitenfenster.
    »Entschuldigung?«
    »Weg hier!«, rief Plinky. Juri drehte den Zündschlüssel, gab Gas, fuhr einen Meter zurück und schoss an Süden und dem roten Laguna vorbei die Greifswalder Straße hinunter. Ihren Freund, der Julika verfolgte, hatten sie vergessen.
    »So ein Zufall!« Süden hörte die heisere Stimme einer Frau.
    »Was machen Sie denn hier?«
    Er sah sich um. Vor dem Friseurladen stand seine Friseurin Viktoria, abgemagerter denn je. Er hatte keine Zeit, mit ihr zu sprechen.
    »Süden im Osten«, sagte Viktoria zu ihrem Bruder.
    Auf dem Weg durch die Stadt hatte Süden eine Streife vor das Haus bestellt, in dem Sarin Landau wohnte, doch die Kollegen waren noch nicht eingetroffen. Und er hatte kein Handy. Und anhalten konnte er nicht, um Verstärkung anzufordern. Zumindest drängte er jetzt den Wagen der beiden Männer in eine andere Richtung, und sie würden sich nicht trauen, zurückzukommen. Vor ihnen

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