Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gottes Zorn (German Edition)

Gottes Zorn (German Edition)

Titel: Gottes Zorn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olle Lönnaeus
Vom Netzwerk:
ungerührt fort. «Doch da die Hauptverantwortung für die Observation der Ägypter ja beim PET liegt, können wir von schwedischer Seite aus lediglich für eine Beibehaltung verstärkter, aber diskreter Überwachung des Verkehrs sorgen. Und natürlich den virtuellen Austausch im Internet verfolgen.»
    «Ich habe eine Frage!»
    Salberg reckte einen Finger in die Luft.
    «Wie weit hinauf ist die Information über die Drohung denn gelangt? Weiß die Regierung …?»
    «Gut, dass du das aufgreifst, Göran. Der Premierminister und die Justizministerin sind informiert. Sie teilen die Auffassung der Säpo, nicht unnötig in Panik zu verfallen. Was den Chef der Opposition betrifft …»
    In diesem Moment wurde Gullbrandsson von Bill Lundström brüsk unterbrochen. «Danke, Per!» Er sammelte mit roten Flecken am Hals einige Unterlagen zusammen. «Tja, um das Ganze zusammenzufassen …»
    Gullbrandsson nahm sein Handy aus der Jacketttasche und schaute demonstrativ aufs Display.
    «Uns fehlen noch immer technische Beweismittel, die Osama Al-Din an Mårten Lindgrens Haus binden», sagte Lundström. «Aber wir haben das Geständnis. Zusammen mit anderen Indizien bildet das Ganze eine starke Grundlage für die Anklage. Die Staatsanwältin ist sich sicher, dass es in einem Prozess ausreichen wird. Kurzum, wir haben den Teufel.»
    Für Fatima kam das Ganze in gewisser Weise einem Abschluss gleich. Es erhob sich allgemeines Gemurmel am Tisch. Sie hörte nicht mehr zu. Vermissen würde sie sie nicht, das wusste sie. Fatima war müde. Sie wollte nach Hause. Allerdings hatte Bill Lundström betont, dass es im Hinblick auf die Ermittlungen noch einiges zu tun gab. Wie abschließende Vernehmungen. Schreibarbeit. Kurz vor dem Meeting hatte er Fatima beiseitegenommen und ihr versichert, dass er in Stockholm ein gutes Wort für sie einlegen würde, falls sie vorhabe, bei der Säpo zu bleiben. Sie hatte mit einem ‹Danke› geantwortet, das keinerlei Bedeutung für sie hatte.
    Als sie vom Tisch aufstanden, blieb Fatima vor dem Whiteboard mit den Fotos stehen.
    Osama starrte sie mit großen Augen an. Es sah aus, als flehte er um etwas. Vorsichtig berührte sie das Foto mit der Spitze ihres Zeigefingers. Die Stirn. Die dunklen Schatten unter seinen Augen, die Wangenknochen und der Bart auf seinem Kinn. Er sah weich aus. Sie konnte nahezu den Geruch seines kalten Schweißes riechen. Den Geruch seines Hasses. Den Geruch seiner Angst. Ich werde nie verstehen, was in deinem schönen Kopf vor sich geht, dachte sie.
    Aber ehrlich gesagt glaube ich, dass ich es auch gar nicht will.
    Plötzlich tat er ihr nicht mehr leid. Er regte sie auch nicht mehr auf. Seine wirren Tiraden, seine rätselhafte Sprache, sein glühender Fanatismus. Seine selbstgerechte Überzeugung, dass ausgerechnet er das Licht erblickt und die einzige Wahrheit gefunden hätte.
    Die einzige Wahrheit.
    Sie realisierte, dass ihr all dies eigentlich Angst einflößen müsste. Doch im Moment hatte sie einfach keine Kraft dazu, auch nur einen Funken Angst zu empfinden. Alles, was sie empfand, war eine immense Gleichgültigkeit gegenüber seiner Person.
    Sie lachte auf, steckte den Zeigefinger in den Mund und drückte ihm mitten auf die Nase einen feuchten Fleck.
    Genau in dem Augenblick vibrierte ihr Handy in der Hosentasche.
    Eine SMS von einer unbekannten Nummer.
    Sie öffnete sie.
    Von Joel.
    Fatima, ich weiß etwas über den Mord. Hab die Leiche selbst gesehen. Sagen Sie es keinem. Wir müssen uns treffen.
    «Etwas Wichtiges?»
    Sie zuckte zusammen. Als sie aufschaute, blickte sie geradewegs in Bill Lundströms Augen. Wie lange hatte er schon dagestanden und sie beobachtet?
    «Äh, nein. Es geht nur um meinen Vater. Er kränkelt etwas. Ich muss wohl zu ihm fahren und nach ihm sehen.»
    Erst fand Fatima, dass er misstrauisch aussah. Doch dann lächelte er und warf einen Blick auf das Foto. Der feuchte Fleck auf Osamas Nase war noch immer zu sehen.

Kapitel  28
    D ie Mäusebussarde kreisten über den Kiefernwipfeln wie die Aasgeier. Hin und wieder gaben sie schrille Schreie von sich. Joel folgte ihnen mit dem Blick. Dann war er gezwungen, sich den beiden Frauen zuzuwenden.
    Er sah den Zweifel in ihren Augen.
    Auf dem See lag der Schnee weiß und unberührt. Das Schilf wogte leicht im Wind. Weit entfernt auf der anderen Seite konnte er das Schloss mit blassgelber, an vielen Stellen bereits abgeblätterter Farbe erkennen. Irgendwo dort am Ufer hatte er also gestanden und

Weitere Kostenlose Bücher