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Gottesdienst

Titel: Gottesdienst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Gardiner
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gut fest, Süßer«, rief sie Luke hinterher. Was ich jemals an Groll ihr gegenüber empfunden haben mochte, war wie weggeblasen. Dazu hatte ich keine Kraft mehr.
    Vorwärts, immer höher, das Fauchen der Flammen im Rücken, der Durst, der immer unerträglicher wurde, die Hitze, der Rauch, der sich über uns senkte. Lass es uns bis zum Kamm schaffen, betete ich. Der Bergkamm war von Rauch verhüllt, aber ich wusste, dass er da war, da sein musste, und kämpfte mich hustend mit Tränen im Gesicht voran. Dann plötzlich ließ der Wind für einen kurzen Moment nach, drehte sich und wehte den Rauch beiseite. Ich stolperte und blieb stehen. Ich fühlte mich, als hätte mir jemand ein Messer in den Rücken gerammt: Wir hatten den Gipfel fast erreicht, aber der Pfad endete an einer Reihe von Felsblöcken, die wie eine Festungszinne auf dem Kamm verliefen und den Weg blockierten.
    Ein Seufzer löste sich aus Tabithas Mund.
    Die Flammen waren jetzt nur noch etwa fünfzig Meter hinter uns – ein rasender Höllenschlund. Wir hatten keine Wahl.
    Ich brüllte: »Wir müssen über die Felsblöcke klettern. Es ist die einzige Chance, die wir haben.«
    Ihr Brustkorb hob und senkte sich. Sie nickte.
    Wir machten uns an den Aufstieg. Es waren etwa vier Meter hohe grobe Sandsteinklötze, unter normalen Umständen nicht so schwer zu überwinden, aber mit Luke auf dem Rücken schien es fast unmöglich. Ich schaffte knapp einen Meter, bis ein Stück Fels unter meinem Fuß wegbrach. Ich verlor das Gleichgewicht, schrie festhalten, und ließ mich wieder auf den Boden zurückfallen.
    Ich ergriff Tabithas Arm. »So geht das nicht. Ich klettere alleine hoch, und du übergibst mir dann Luke.«
    Sie nickte. Ihr Gesicht hatte nun nichts Zerbrechliches mehr, stattdessen spiegelte sich eiserne Entschlossenheit in ihren Zügen. Sie nahm mir Luke ab, und ich begann erneut den Felsen hochzuklettern. Ein Schauer durchlief meine Arme und Beine, während ich mich verzweifelt bemühte, nicht noch mehr Felsstücke loszutreten. Tabithas Stimme klang mir in den Ohren wie ein Trommelstakkato: »Schneller, Evan. Beeil dich, beeil dich, schnell!«
    Mit meiner Hand bekam ich die Oberkante des Felsens zu greifen und zog mich hoch. Durch den Rauch konnte ich den Abhang auf der anderen Seite erkennen – die Luft dort war sauber, das Land unversehrt. Ich legte mich flach auf den Felsen und streckte meine Hand nach unten.
    Aber meine Arme waren nicht lang genug. Er streckte sich, aber es fehlte ein guter Meter.
    Tabitha redete ihm gut zu und hievte ihn gleichzeitig auf ihre Schultern. Mit wackligen Bewegungen begann er sich auf ihrer Schulter aufzurichten, vorsichtig balancierend, die Finger in ihr Haar gekrallt. Sie stieg auf den ersten Felsen.
    Ich streckte mich weiter nach unten, doch noch immer war er außer Reichweite. Sie wagte einen nächsten Schritt. Die Flammen kamen immer näher, schlugen um sich, fauchten, züngelten schon an den Bäumen direkt hinter ihr. Luke hob jetzt die Arme. Sein Blick war leer, als ob er mich wie durch eine Wand jenseits von Zeit und Raum betrachtete.
    Und es reichte immer noch nicht. Tabitha trat einen Schritt vor, ein Felsstück brach unter ihren Füßen weg. Sie schrie auf und warf sich gegen den Felsblock. Es gelang ihr, sich wieder zu fangen. Ihre Beine schlotterten unbeherrscht. Sie war mit ihren Kräften definitiv am Ende. Sie suchte den Blickkontakt mit mir. Ich hätte erwartet, blanke Verzweiflung in ihren Augen stehen zu sehen, doch stattdessen strahlten sie mir entgegen: Sie glaubte fest daran, dass Luke es schaffen würde.
    »Greif nach ihm, Ev.« Ihre Stimme zitterte. »Du musst jetzt klettern, Luke.« Aber Luke war wie gelähmt, er klammerte sich an ihr fest und begann zu weinen. »Komm schon«, schrie sie. »Halt dich an dem Felsen fest, greif nach Tante Evvie. Los jetzt!« Und endlich hob er langsam eine Hand. Ich streckte mich und bekam sein Handgelenk zu fassen. »Jetzt musst du klettern«, feuerte ihn Tabitha an.
    Seine Füße begannen ins Leere zu treten, aber gleich darauf spürte ich seine andere Hand an meinem Arm. Ich zog ihn zu mir hoch.
    Er taumelte in meine Arme. Für Sekunden hielt ich ihn fest, dann sagte ich: »Lauf weiter, rutsch den Abhang auf der anderen Seite hinunter, dort ist es sicherer.« Er tat wie geheißen, und ich wandte mich rasch wieder Tabitha zu.
    Flach auf dem Bauch liegend, streckte ich den Arm nach unten aus. Die Flammen hatten uns fast erreicht. Fünf Meter hinter Tabitha hatte ein

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