Gottesfluch: Thriller (German Edition)
habe mit dir nicht darüber geredet, aber wie Jalal Talabani uns in diesem Haus in Rabat gerettet hat, das kam mir gleich ein bisschen zu einfach vor. Wenn ein einziger Mann drei bewaffnete Männer überwältigen will, kann das nicht so glattgehen, selbst mit dem Überraschungsmoment auf seiner Seite. Vor allem, wenn er sie in einem Haus angreift, in das er noch nie zuvor einen Fuß gesetzt hat. Ich glaube, jemand hat ihm geholfen, und die einzig plausible Erklärung ist, dass Yacoub die Sache von vornherein organisiert hat.«
»Aber Talabani hat diese Männer doch getötet, oder nicht?«, fragte Angela.
»Eindeutig. Ich habe Ahmeds Leiche selbst untersucht.«
Angela schüttelte sich. »Also muss Yacoub bereit gewesen sein, drei seiner Leute zu opfern – Ahmed und die beiden, die wir oben gesehen haben. Aber wofür?«
»Um uns davon zu überzeugen, dass er – ich meine Yacoub – tot ist, damit wir getrost der Fährte folgen, die er ausgelegt hat. Das Wort ›rücksichtslos‹ ist noch viel zu schwach, um zu beschreiben, wozu er bereit ist. Er wollte, dass wir – beziehungsweise du – uns völlig darauf fixieren, die Silberne Schriftrolle und die Tafeln des Mosaischen Bundes zu finden, und dass wir nach Israel fliegen und du ihn direkt zu den Relikten führst. Der Plan war gar nicht schlecht, weil du dafür die richtigen Kontakte und das nötige Wissen hast. Also brauchte er dir nur zu folgen, und genau das hat er auch gemacht.«
»Aber dieser Killer hat versucht, dich umzubringen, Chris.«
Bronson nickte. »Das weiß ich. Die einzige Erklärung ist, dass Yacoub allmählich die Geduld verliert. Wahrscheinlich wollte er mich töten lassen, damit er dich entführen konnte. Dann hätte er versucht, dich zu ›überreden‹, ihm zu verraten, wo er nach den Relikten suchen muss.«
Im grauen Licht des frühen Morgens wirkte Angelas Gesicht sehr bleich. »Großer Gott, ich bin wirklich froh, dass du bei mir bist, Chris. Yacoub macht mir höllische Angst. Er müsste mich nicht einmal foltern; ein Blick in sein Gesicht, und ich würde ihm alles erzählen.«
Bronson hatte seit ihrer Ankunft den Parkplatz und die vorüberfahrenden Fahrzeuge beobachtet, nur für den Fall, dass Yacoub dort auftauchte und sie schnell fliehen mussten. Jetzt sah er Angela an. »Hör zu«, sagte er, »wenn du jetzt aufgeben willst, ist das für mich kein Problem. Wir können in ein paar Stunden in einem Flugzeug Richtung Großbritannien sitzen, nie mehr nach Israel zurückkehren und diese Relikte und alles andere vergessen. Es ist deine Entscheidung. Ich bin nur dein Reisebegleiter.«
Angela antwortete nicht sofort. Sie saß da, den Kopf etwas gesenkt, die Hände im Schoß verschränkt, fast wie eine Madonnenskulptur. Dann schüttelte sie den Kopf und sah Bronson an. »Nein«, antwortete sie entschlossen. »Wenn ich jetzt aufgebe, werde ich es immer bedauern, das weiß ich. Dies hier ist die größte Chance meiner Karriere, genauer gesagt, in der Karriere eines jeden Archäologen, und ich bin nicht bereit, sie einfach vorbeiziehen zu lassen. Wir müssen nur dafür sorgen, dass wir Yacoub und seiner Bande von Revolverhelden immer einen Schritt voraus sind. Und das ist dein Job, Chris«, fügte sie mit einem zaghaften Lächeln hinzu.
»Kein Problem, ist ja ein Kinderspiel«, antwortete Bronson und lächelte ebenfalls. »Also gut, wenn du fest entschlossen bist, dann sollten wir jetzt überlegen, wohin wir von hier aus fahren. Ich meine, nachdem das Restaurant geöffnet hat und wir endlich etwas im Magen haben.«
Noch während er das sagte, flammte die Leuchtreklame an dem Gebäude plötzlich auf, und Bronson sah, wie sich im Innern einige Gestalten bewegten.
»Endlich«, murmelte er. »Lass uns etwas essen.«
Eine Stunde später gingen sie zu ihrem Wagen zurück.
»Irgendwelche Ideen?«, fragte Bronson, während er sich hinters Steuer setzte. Angela hatte etliche Blätter mit ihren Notizen ins Restaurant mitgenommen und sie beim Frühstück sorgfältig studiert. Sie hatten kaum geredet.
»Möglicherweise. Lass mir noch ein paar Minuten Zeit.«
Bronson nickte, dann beugte er sich abrupt vor, als hätte er plötzlich eine Entscheidung getroffen. »Kann ich dich etwas fragen? Etwas Persönliches, meine ich?«
»Sicher«, antwortete sie zurückhaltend und gedehnt. »Was denn?«
»Yosef Ben Halevi? Du hast doch mit ihm zusammengearbeitet, stimmt’s?«
»Ja, vor etwa fünf Jahren, glaube ich. Warum?«
»Das heißt, du
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