Gottesfluch: Thriller (German Edition)
ich nehme an, dass sie eines der dort existierenden Tunnelsysteme als sicheres Versteck auswählten, und zwar unter oder nahe dem Felsen. Doch im gegenwärtigen politischen Klima Jerusalems haben wir keine Chance, die Tunnel unter dem Berg zu betreten. Das gelingt nicht einmal den israelischen Archäologen, die über jeden Zweifel erhaben sind.
Aber«, fuhr sie fort, »die Inschrift der Tontafeln bezieht sich ausdrücklich auf einen ganz besonderen unterirdischen Raum – und zwar auf eine Zisterne. Ich glaube, bei der letzten Zählung hat man fünfundvierzig verschiedene Zisternen in den diversen Höhlen und Kammern unter dem Tempelberg identifiziert. Das erscheint also sinnvoll. Ich könnte mir vorstellen, dass die Sicarii, die diese Relikte versteckt haben, absichtlich ein Versteck unter einem Ort ausgewählt haben, den alle drei großen Religionen, das Christentum, das Judentum und der Islam, als den heiligsten Ort in Jerusalem, vielleicht sogar auf der ganzen Welt betrachten.«
»Aber welche Zisterne?«, fragte Bronson. »Wenn es mehr als vierzig davon gibt und wir nicht in die Tunnel hineindürfen, dann war’s das, oder? Selbst wenn wir herausfänden, in welcher Zisterne das Relikt versteckt ist, würden wir es niemals dort herausholen können.«
»Nicht unbedingt«, antwortete Angela und lächelte zufrieden. »Ich habe unsere Übersetzung der Inschrift genau studiert, und mir ist dabei etwas aufgefallen. Die Inschrift sagt nicht ›eine Zisterne‹, sondern spricht von ›der Zisterne‹. Das legt nahe, dass hier von einer sehr spezifischen Zisterne die Rede ist, von einer, deren Lage allgemein bekannt ist. Und Anfang des ersten Jahrtausends gab es eine Zisterne ganz in der Nähe des Tempelberges, die jedem bekannt war. Die Verfasser dieser Tontafeln jedenfalls wussten ganz bestimmt davon.«
»Und was für eine Zisterne wäre das?«
»Der Hiskija-Tunnel«, antwortete Angela. »Ich hoffe, du magst Wasser.«
60
»Sie sind unterwegs.« Die junge Frau in der Lobby des Hotels in Tel Aviv ließ die Zeitung sinken und beugte leicht den Kopf, um ihre Lippen dichter an das winzige Mikrofon zu bringen, das unter dem Revers ihrer Jacke klemmte. »Alle drei verlassen gerade das Hotel. Ich folge ihnen.«
Seit Hoxton, Dexter und Baverstock aus Heathrow abgeflogen waren, wurde das Hotel vom Mossad beobachtet.
»Verstanden. Alle mobilen Einheiten Achtung und auf Stand-by. Bestätigen.«
Ein Chor aus Funksprüchen bestätigte, dass sämtliche Beobachtungsteams des Mossad auf dem Posten und einsatzbereit waren.
Levi Barak saß auf dem Beifahrersitz einer Limousine etwa siebzig Meter vor dem Eingang des Hotels und betrachtete das Zielgebäude durch einen kleinen Feldstecher. Im selben Moment erschienen drei Männer im Eingang des Hotels. Sie traten auf die Straße und entfernten sich dann in die entgegengesetzte Richtung. Ein paar Sekunden später tauchte eine kleine, dunkelhaarige Frau auf, eine Zeitung unter den Arm geklemmt. Sie folgte ihnen mit etwa dreißig Metern Abstand.
»Also gut, ihr wisst, was ihr zu tun habt«, meinte Barak. »Haltet mich auf dem Laufenden«, fügte er hinzu, während er ausstieg.
Die drei Männer schienen nicht zu merken, dass sie beobachtet wurden. Sie gingen zügig zu einem kleinen Parkplatz, da das Hotel nicht über eine eigene Garage verfügte.
Barak blieb einen Moment auf dem Bürgersteig stehen und sah zu, wie sein Team von Beschattungsspezialisten in Position ging und den Parkplatz sowie alle Ausgänge absicherte.
Kurz darauf verließ ein weißer Wagen den Parkplatz und bog auf die Straße ein. Nur wenig später fuhren ein schweres Motorrad und eine unauffällige Limousine auf der Straße vorbei. Sobald die drei Fahrzeuge verschwunden waren, überquerte Barak die Straße und ging zum Hoteleingang.
Kaum fünf Minuten waren vergangen, da betrat ein Techniker mit einem sperrigen Aktenkoffer die Hotellobby. Barak nickte ihm zu und ging dann zur Rezeption, wo der Manager bereits mit einem Generalschlüssel wartete. Die drei Männer nahmen den Aufzug und fuhren ins dritte Stockwerk.
Das Erste, was Barak in Tony Baverstocks Zimmer sah, war das Notebook auf dem Tisch am Fenster. Er gab dem Techniker ein Zeichen, der sofort zu dem Computer ging und ihn hochfuhr. Aber noch bevor sich das Betriebssystem lud, erschien auf dem Bildschirm ein Dialogfeld mit einer Passwortanforderung. Der Mann fluchte gereizt. Ihm war klar, dass er dieses Passwort unmöglich erraten konnte, und
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