Gottesfluch: Thriller (German Edition)
lassen? Bronson konnte diesen schrecklichen Gedanken nicht abschütteln. Er ging durch die angrenzende Gasse und betrat den Hof.
Im Licht der Bar funkelten die Glassplitter wie weggeworfene Juwelen, ansonsten wirkte der kleine Hof jedoch genauso wie vorher. Bronson atmete erleichtert auf. Er hatte gesehen, wie Yacoubs Handlanger aus der Gasse gekommen war; wenn Angelas Leiche also weder in der Bar noch hier im Hof lag, musste sie noch am Leben sein – und sich irgendwo verstecken.
Bronson lief zur Straße zurück und sah sich um. Er musste zum Hilton, und zwar schnell.
Er hatte kaum ein Dutzend Schritte zurückgelegt, als er hörte, wie sie seinen Namen rief.
»Chris!«
Als er sich umdrehte, sah er sie. Ihre Kleidung sah unordentlich aus, ihr Gesicht war von Staub, Schweiß und Tränen verschmiert, und sie war barfuß. Aber für ihn war sie immer noch die schönste Frau, die er je gesehen hatte.
»Mein Gott, Angela!« Er trat auf sie zu und schloss sie in die Arme. »Du bist in Sicherheit.«
»Jetzt schon«, murmelte sie und drückte ihr Gesicht an seine Schulter. Einige Herzschläge lang blieben sie fest umschlungen stehen, ohne auf die Leute um sie herum zu achten.
»Das Hilton?«, erkundigte sich Bronson sanft, als Angela sich von ihm löste.
»Ich habe es nicht bis dorthin geschafft«, sagte sie. »Ich glaube, ich bin in eine Glasscherbe getreten. Mein Fuß tut höllisch weh.«
Das erklärte das Blut auf dem Boden der Kabine.
»Kannst du laufen?«, fragte er.
»Nicht sehr weit und nicht sehr schnell«, antwortete Angela.
Bronson sah sich um. Die Straße war voller Menschen, und mittlerweile standen vier Polizeiwagen und mindestens ein Dutzend bewaffnete Beamte herum. Vermutlich war Angela hier ebenso sicher wie an jedem anderen beliebigen Ort in Tel Aviv.
»Da drüben«, schlug Bronson vor und deutete auf eine geöffnete Bar mit einigen freien Tischen.
Angela schlang ihren Arm um seine Schultern und humpelte zur Tür. Er stieß sie auf, trug Angela hinein und zog dann einen Stuhl für sie heran. Als der Kellner kam, bestellte Bronson einen Brandy.
»Du bleibst hier«, sagte er. »Ich hole schnell den Wagen.«
»Gut. Ich kann es kaum erwarten, endlich ins Bett zu kommen.«
Bronson schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, aber du wirst heute nirgendwo in Tel Aviv schlafen. Wir müssen verschwinden, und zwar schleunigst. Es war kein Zufall, dass Yacoub und sein Killer heute Abend hier aufgetaucht sind. Irgendwie haben sie herausgefunden, in welches Hotel wir umgezogen sind. Ich hole unser Zeug, checke aus, und dann hauen wir hier ab.« Er stand auf. »Warte hier. Ich komme so schnell wie möglich zurück, dann fahren wir los.«
59
»Aber wie kann es sein, dass Yacoub noch am Leben ist, Chris?«, fragte Angela. Sie kam in dieser endlos langen und ungemütlichen Nacht immer wieder darauf zu sprechen. »Bist du dir absolut sicher, dass er es war?«
Sie standen mit ihrem Mietwagen auf dem Parkplatz eines Restaurants in der Nähe von Jerusalem und warteten darauf, dass es öffnete, damit sie frühstücken konnten.
Nachdem er Angela in der Bar in Tel Aviv zurückgelassen hatte, war Bronson zu ihrem Hotel geeilt. Er überprüfte das Gebäude so gründlich wie möglich, konnte aber weder innerhalb noch außerhalb jemand Verdächtiges entdecken. Dann ging er hinein, packte ihre wenigen Habseligkeiten zusammen, beglich die Rechnung, schob dem verwirrten Nachtportier eine Handvoll Banknoten über den Tresen und verließ das Hotel. Seitdem waren sie fast ununterbrochen unterwegs gewesen. Es schien schlicht unmöglich, ein Hotel zu finden, das neue Gäste nach Mitternacht aufnahm. Schließlich hatte Bronson aufgegeben und war nach Jerusalem gefahren. Der Parkplatz dieses Restaurants erschien ihnen ebenso gut wie jeder andere Ort, um den Rest der Nacht zu verbringen.
Hier hatte er als Erstes den Schnitt in Angelas linker Fußsohle behutsam ausgewaschen. Die Wunde war nicht sehr tief, obwohl sie zweifellos sehr schmerzte. Unterwegs hatte er in einer Nachtdienst-Apotheke in Tel Aviv einen dünnen Mullverband gekauft, den er nun mit Pflasterstreifen darüberlegte und befestigte. Angela zog ein paar leichte Turnschuhe an und ging ein paar Schritte. Die Schuhe waren zwar nicht sonderlich elegant, aber wenigstens konnte sie darin gehen, auch wenn an ausdauerndes Laufen in der nächsten Zeit nicht zu denken war.
Bronson seufzte. »Yacoub hat nicht gerade ein Gesicht, das man schnell vergisst«, sagte er. »Ich
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