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Gottesgericht

Gottesgericht

Titel: Gottesgericht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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anhaltender Abstieg in die Tiefen des Alkoholismus. Aber der Beginn würde ebenfalls ein langer Prozess sein. Und sie würde ihn jeden Tag ihres Lebens erneuern müssen.

38
    Jane schaffte es bis kurz nach neun in die Arbeit. Das war nicht allzu spät, wenn man die verlorene Stunde bedachte, aber das Erlebnis hatte sie erschüttert, und sie litt immer noch unter einem Kater. Zudem musste sie sich mit einigen der Themen für die Sendung vertraut machen. Auf dem Weg zum Studio hatte sie Ali angerufen, und sie hatten die Beiträge des Tages durchgesprochen und entschieden, welcher ihr aktueller Aufhänger sein würde. Es war schwer, von der internationalen Lage loszukommen, die immer noch die Nachrichten dominierte.
    Am Morgen war eine Umfrage veröffentlicht worden, wie die Menschen quer durch die EU auf die Krise reagierten. Sie würde ihnen einen neuen Blickwinkel liefern. Paddy Wright, der immer noch in Istanbul war, hatte sich mit der Erhebung befasst und stand bereit, um sich mit Jane darüber zu unterhalten.
    Sobald sie sich im Studio eingerichtet hatte, rief sie Joe Brady wegen der Recherche an, um die sie ihn am Vortag gebeten hatte. Nachdem sie sich eine rasche Zusammenfassung seiner Ergebnisse angehört hatte, lud sie ihn ein, an ihrem Gespräch mit Paddy Wright teilzunehmen.
    »Heute Morgen haben wir die Ergebnisse einer europaweiten Umfrage über die Haltung der Leute zur gegenwärtigen Krise bekommen«, sagte sie, als Paddy bereit war. »Unser Reporter Paddy Wright hatte ein wenig mehr Zeit, die Informationen zu verdauen, und er ist jetzt in der Leitung. Was sind die wichtigsten Befunde der Umfrage, Paddy?«
    »Guten Morgen, Jane. Nun, anscheinend sind die meisten EU -Bürger überzeugt, dass die Krise vorübergehen wird … und sie sind offenbar skeptisch im Hinblick darauf, wie es überhaupt zu der ganzen Sache kam.«
    »Inwiefern sind sie skeptisch?« Jane stellte das Mikrofon ab und trank einen Schluck Wasser.
    »Zunächst einmal wurden sie gefragt, ob sie glaubten, die Krise sei a) von Terroristen verursacht worden, die allein handelten oder b) von einem Nationalstaat, der sich einer Bande bediente. Und sie entschieden sich für die zweite Möglichkeit. Darauf sollten sie sagen, von welcher der folgenden Länder die Bande finanziert wurde: Griechenland, Iran, Israel, Russland oder USA . Und die Mehrheit stimmte für die USA .«
    »Im Ernst? Wie kamen sie denn zu dieser Folgerung?«
    »Sie glauben, dass die Amerikaner einen Vorwand gesucht haben, um den Iran anzugreifen, und dass sie Israel benutzten, das Regime in Teheran aus der Deckung zu locken.«
    »Und warum glaubt man, die Amerikaner wollten den Iran angreifen?« Jane hatte das Gefühl, dass Joe sie merkwürdig anblickte.
    »Weil die USA das Land beschuldigt, Terrorismus gegen sie selbst und gegen Israel zu unterstützen … und es als Bedrohung für die Interessen der USA und ihrer Verbündeten in der Golfregion ansieht, wo – wie man nicht vergessen darf – zwei Drittel der Rohölreserven auf der Welt lagern.«
    »Aber der Iran musste gar nicht angestachelt werden. Das Land gibt schon seit Beginn dieser Krise kriegerische Töne von sich«, sagte Jane. Ihre Stimme hörte sich im Kopfhörer einwandfrei an, und sie hatte keine Versprecher.
    »Das stimmt. Aber wenn man etwas unbedingt glauben will, neigt man dazu, die Fakten zu übersehen. So wie die Leute auch zu vergessen scheinen, dass die iranische Führung Israel von der Landkarte getilgt sehen will.«
    Jane bemerkte, dass Joe an seinen Hemdknöpfen herumfummelte und sie anstarrte.
    »Lassen Sie uns … äh, kurz über die Russen sprechen, Paddy«, sagte Jane leicht abgelenkt. »Sie hatten gute Gründe, sich gegen eine israelische Blockade ihres Zugangs zum Mittelmeer zu wenden, keine Frage – aber jetzt scheint es, als wäre ihnen jeder Vorwand recht, um eine Auseinandersetzung mit den Israelis zu provozieren.« Danach brauchte sie noch einen Schluck Wasser. Als sie die Flasche zum Mund hob, liefen ein paar Tropfen daran hinunter und tropften ihr auf die Brust. Sie sah nach unten und stellte fest, dass ihre Bluse bis zum Nabel offen stand. Und was noch schlimmer war, sie trug einen BH , der eindeutig ein paar Mal zu oft in der Waschmaschine gewesen war. Sie warf Ali und Laura auf der anderen Seite des Glases einen zornigen Blick zu. Hätten sie es ihr nicht sagen können?
    »Ich glaube, es geht darum, die islamischen Staaten in der Region zu beeindrucken«, sagte Wright, während Jane

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