Gottessoehne
ähm, ich kenne ein nettes Café, nicht weit von hier. Wir können bequem zu Fuß dort hingehen.«
Das Café war voller Gäste. Kate wurde von der Bedienung mit einem missmutigen Blick gestreift, während sie einen freien Tisch am Fenster ansteuerte. Sam Saveal kreuzte das Blickfeld der Kellnerin und auf ihrem Gesicht erschien ein breites Lächeln. »Was darf ich Ihnen bringen?«, fragte sie freudestrahlend und ließ den jungen Mann nicht aus den Augen. »Zwei Kaffee, bitte«, sagte Kate bestimmt und mit einem gereizten »Ja, gerne«, verließ die Kellnerin den Tisch.
»Oh, entschuldigen Sie, Sam, ähm Mr. Saveal, ich war etwas zu voreilig mit der Bestellung. Schließlich war die Einladung ihre Idee gewesen.« »Kein Problem, ich trinke gerne Kaffee. Angesichts der Umstände unseres Kennenlernens finde ich, könnten wir uns doch beim Vornamen nennen. Schließlich haben Sie mich aus einer sehr misslichen Lage befreit und hier in den USA, ist es doch so üblich. Bist du einverstanden, Kate?« Ihr Name hatte sich noch nie so gut angehört, wie jetzt. »Natürlich, Sam.« »Ich würde gerne mehr von meiner Retterin erfahren. Wohnst du direkt in New York? Was machst du denn so den ganzen Tag?«
»Ich wohne in Brooklyn in einem Zwei-Zimmer-Apartment. Nach New York bin ich vor vier Jahren gezogen. Hatte hier ein Kunststudium angefangen.« »Aha, das klingt interessant. Und warum gerade die Kunst?« »Ich habe schon als Kind gemerkt, dass ich liebend gern male. In meinem Kopf schwirren so viele Bilder und die wollen einfach nur raus. So dachte ich mir, wäre doch nicht schlecht, wenn ich das Malen und Zeichnen wie ein Handwerk erlernen könnte, um endlich meine Vorstellungen klar und deutlich auf die Leinwand zu bringen. Und wenn ich dann noch von der Bildenden Kunst leben könnte, das wäre das Größte für mich. Aber dann...« Sie verstummte und schluckte. »Was dann? Was ist das große »Aber«?« »Eines Tages bin ich in das Metropolitan Museum of Art gegangen und als ich dann diese Meisterwerke von wirklich großen Künstlern gesehen habe, da wusste ich, mir wird nie so etwas Großartiges gelingen. Ich werde es nie schaffen, meinen Broterwerb allein mit Ausstellungen meiner Gemälde zu bestreiten. Meine Eltern hatten recht. Ich bin eine Träumerin.«
Sams Blick war warm und voller Mitgefühl. »Das ist ja schade. Ich bewundere Menschen, die über ein besonderes Talent verfügen. Sie sind in der Lage mit ihrer Kreativität neue Welten zu erschaffen. Das ist etwas, was mir völlig fremd ist.« »Ach was, jeder Mensch hat doch eine Begabung. Ich bin sicher, du auch.« »Ja, vielleicht hast du recht. Man könnte sagen, dass meine Stärke in dem Beobachten von Menschen und dem Erkennen von Zusammenhängen liegt. Ja, ich denke, so könnte man es am besten umschreiben.«
»So? Und was machst du nun genau? Beruflich meine ich?« Sam drehte sich halb auf dem Stuhl um und winkte der Bedienung, die ihn die ganze Zeit von der Theke aus beobachtet hatte. »Könnten wir noch zwei Kaffee bekommen?«
»Aber natürlich, sofort.« antwortete die Kellnerin. »Möchten Sie vielleicht noch einen Donut dazu?« Sam schüttelte den Kopf. »Schade! Wir haben die besten Donuts weit und breit und ich persönlich kann nicht von ihnen genug bekommen.« Während sie mit den zwei Tassen Kaffee auf die beiden zu stolzierte, ließ sie ihre Hüften so aufreizend hin und her schwingen, dass es Kate übel wurde.
»Und deine Familie?« Sam nahm einen vorsichtigen Schluck von dem heißen Gebräu und warf Kate einen fragenden Blick zu. »Vermisst du die denn nicht, so allein in dieser Wahnsinnsstadt?« Kate nippte ebenfalls an ihrer Tasse und verbrannte sich den Gaumen. »Doch, schon. Es kommt auch manchmal vor, dass ich Heimweh habe. Allerdings gibt es hier so viele Möglichkeiten, sich zu zerstreuen, dass ich mich regelmäßig aus meinem Tief herausziehe.« Vorsichtig betastete sie mit der Zunge ihren Gaumen und zuckte zusammen, als sie die kleine Brandblase berührte.
Das ist doch mal wieder typisch, so etwas kann doch nur mir passieren.
Sam lächelte sie an und der stechende Schmerz war wie weggeblasen. »Und dir, wie gefällt es dir als Engländer in dieser Stadt, die niemals schläft?« Er lachte und fuhr sich mit der Hand durch sein dichtes Haar. »Es haut mich um. So viele Menschen, die alle geschäftig hin und her laufen und man fragt sich unwillkürlich, ob sie wirklich alle ein Ziel haben. Dann diese Unmengen von Wolkenkratzern, bei denen
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